Lars Klingbeil und Scott Bessen im kanadischen Banff

G7-Treffen in Kanada Bewährungsprobe für Klingbeil

Stand: 22.05.2025 04:38 Uhr

Im kanadischen Banff ist Finanzminister Klingbeil erstmals auf seine G7-Amtskollegen getroffen. Der Zollstreit und die Lage in der Ukraine setzen die Staaten unter Druck. Wie lief es für den SPD-Chef?

Von Lissy Kaufmann, Nicole Kohnert, ARD-Hauptstadtstudio, zzt. Banff

Gleich nach seiner Landung in Kanada will Finanzminister Lars Klingbeil deutlich machen: Er, der Neue im Amt, weiß genau, was er hier tut. "Ich habe mich gut vorbereitet auf dieses Treffen", betont er.

Für einen Minister heißt das: Akten lesen, Gespräche führen, auch mit seinem Team aus dem Finanzministerium. Denn gut vorbereitet sein - das musste Klingbeil auf dieses Treffen der G7-Finanzminister im kanadischen Banff. Die Aufgaben sind gewaltig.

Aus Deutschland erreicht Klingbeil die Nachricht vom stagnierenden Wirtschaftswachstum. Den Unternehmen macht auch die unberechenbare US-Zollpolitik zu schaffen. Können neue Zölle noch abgewendet werden? Die Verhandlungen der EU-Kommission mit den USA laufen.

Lars Klingbeil, Bundesfinanzminister, SPD, zu seinem ersten Treffen mit den G7-Finanzministern in Kanada

Nicole Kohnert, ARD Berlin, tagesschau24, 22.05.2025 03:00 Uhr

Vier-Augen-Gespräch mit Bessent

Klingbeil versucht es in Kanada parallel mit einem Vier-Augen-Gespräch mit seinem amerikanischen Amtskollegen Scott Bessent. Es ist die erste Begegnung der beiden. Man habe Vertraulichkeit vereinbart, erzählt Klingbeil im ARD-Interview, verrät dann aber zumindest soviel: Es sei gut und konstruktiv verlaufen. "Ich gehe davon aus, dass wir mit Präsident Trump am Ende in all den wichtigen Fragen auch Lösung finden können."

Eine dieser wichtigen Fragen lautet: Wird US-Präsident Donald Trump 25-Prozent-Zölle auf alle Waren aus der EU erheben? Bis Mitte Juli ist das Vorhaben auf Eis gelegt. Doch dann?

Die Zeit drängt, das weiß auch der mitreisende Bundesbankpräsident Joachim Nagel: "Je schneller, desto besser", sagt er, und meint: besser auch für die deutschen Unternehmen. Denn dann könnte viel Unsicherheit genommen werden. Gut fürs Wirtschaftswachstum: "Das muss unser gemeinsames Interesse sein, dass wir zu einer gemeinsamen Position finden."

"Wir geben die transatlantische Partnerschaft nicht auf"

Sollte man diese gemeinsame Position nicht finden, müsse die EU-Kommission vorbereitet sein, sagt Klingbeil. Zunächst aber setzt er auf Diplomatie. Immer wieder spricht er in diesen Tagen von der ausgestreckten Hand: die der Bundesregierung und die der EU-Kommission in Richtung USA.

"Wir sollten als Deutschland und EU klar machen, wir geben die transatlantische Partnerschaft nicht auf", sagt Klingbeil, der sich selbst als Transatlantiker sieht. Er hat als Student mehrere Monate in den USA verbracht und auch eine persönliche Verbindung zu dem Land.

Ganz abgeneigt scheint sein amerikanischer Amtskollege Bessent jedenfalls nicht. Er hat Klingbeil nach Washington eingeladen. Der spricht von einem guten Start. Auch Bundesbankpräsident Nagel hat Hoffnung: "Ich glaube, dass die US-Seite jetzt einiges besser versteht und bin zuversichtlicher, als ich es noch vor einigen Tagen war."

Optimismus mit Blick auf die Ukraine-Unterstützung

Eine gemeinsame Linie könnten die G7-Staaten bei ihren anderen Aufgaben gut gebrauchen. Der ukrainische Amtskollege ist Gast beim G7-Treffen. Kanadas Finanzminister François-Philippe Champagne spricht von einer starken Botschaft, dass sich alle erneut verpflichten, die Ukraine zu unterstützen.

Klingbeil gibt sich mit Blick auf die USA und die Ukraine-Hilfe optimistisch: Zwar gebe es immer wieder Äußerungen aus den USA, die auch in der Ukraine das Fragezeichen größer werden ließen, wie groß die Unterstützung denn noch sei. "Aber am Ende hat es immer funktioniert, dass die USA an der Seite der Ukraine standen", so Klingbeil.

Optimismus, Diplomatie, das Pochen auf gemeinsame Lösungen. Diese Haltung kann Klingbeil auch zuhause gut gebrauchen. Dort warten auf den Finanzminister die Aufstellung des Bundeshaushalts und weitere knifflige Gespräche - mit seinen Kabinettskollegen über Einsparmöglichkeiten.