
Trumps Besuch in Saudi-Arabien Die Beziehung hat Risse bekommen
Saudi-Arabien und die USA sind enge Verbündete - in den vergangenen Jahren hat die Beziehung jedoch Risse bekommen. Das hat auch mit Trumps erster Amtszeit zu tun. Nun besucht der US-Präsident das Land erneut.
Donald Trump hat gute Erinnerungen an Saudi-Arabien. Schon während seiner ersten Amtszeit führte ihn 2017 seine erste Auslandsreise als US-Präsident in die Golfmonarchie.
Trump wirkte bei einem traditionellen saudischen Säbeltanz mit, vor allem aber schwärmt er von den milliardenschweren "Deals", die er dort für US-Firmen herausgehandelt habe. Die Saudis hätten viele schöne US-Waffen gekauft.
"Öl ist immer gut"
Nun ist Trump erneut in das Land gereist - und damit ist Saudi-Arabien auch während seiner zweiten Amtszeit eines seiner ersten Ziele. Nur für die Trauerfeier von Papst Franziskus im Vatikan flog Trump vorher ins Ausland. Vor seiner jetzigen Reise betonte Trump, sowohl Saudi-Arabien als auch die Vereinigten Staaten seien durch das Erdöl reich geworden. "Öl ist immer gut."
Jetzt, 2025, hätten die Saudis sogar noch größere Investitionen in Aussicht gestellt. "Sie haben zugestimmt, fast eine Billion Dollar an US-Firmen zu zahlen. Für mich sind das Arbeitsplätze."
Öl gegen Sicherheit - das war traditionell die Grundlage der guten saudisch-amerikanischen Beziehungen. Seit Ende des Zweiten Weltkriegs lieferten die USA Waffen nach Saudi-Arabien und halfen so dabei mit, Saudi-Arabien zur Regionalmacht am Golf aufsteigen zu lassen. Die Saudis wiederum exportierten Öl und investierten ihre Petrodollar mit Vorliebe in den Vereinigten Staaten.
Ambivalente Beziehungen
Inzwischen seien die Beziehungen zwischen den beiden Ländern deutlich komplexer, sagt Sebastian Sons vom Bonner Thinktank Carpo. Er beschreibt sie als "ambivalent, ambitioniert und angespannt".
Ambitioniert seien weiterhin die Geschäftsbeziehungen. Die sind wegen der saudischen Modernisierungsstrategie unter dem Titel "Vision 2030" längst nicht mehr auf die Ölbranche beschränkt.
Die Ambivalenz rühre daher, dass im saudischen Königshaus das Vertrauen in die US-Regierungen in den letzten Jahren deutlich gesunken sei. Das habe damit zu tun, dass demokratische Präsidenten wie Barack Obama und Joe Biden die Politik Riads deutlicher kritisiert haben, als es den Saudis lieb war.
Aber es habe auch mit einer großen Enttäuschung zu tun, für die Trump verantwortlich war. Im September 2019 wurden wichtige saudische Öl-Anlagen mit Drohnen angegriffen - für die Saudis ein fundamentaler Angriff auf die eigene Sicherheit.
Trump, damals wie heute US-Präsident, verurteilte die Angriffe zwar und machte den saudischen Erzrivalen Iran verantwortlich. Aber ein klares Bekenntnis zum Schutz Saudi-Arabiens ließ er sich nicht entlocken. Das habe Folgen bis heute, sagt Sons: In Riad sei man nicht bereit, Trump einen vollumfänglichen Vertrauensvorschuss zu gewähren.
Auch China und Russland im Blick
Außerdem sähen sich die Saudis jetzt in einer strategisch besseren Situation als während Trumps erster Amtszeit. Einerseits liege das daran, dass Saudi-Arabien und der Iran ihre Spannungen deutlich abgebaut haben.
Andererseits liege es daran, dass Riad nicht mehr nur nach Washington schaue, sondern auch gute Beziehungen nach Moskau und Peking pflege - ein weiterer Grund, weshalb das Verhältnis zu den USA angespannt sei.
China sei inzwischen der wichtigste Abnehmer saudischer Erdölprodukte, sagt Kristin Diwan vom Arab Gulf States Institute in Washington. Aber sie betont auch: "Niemand kann die USA ersetzen."
Dies gelte vor allem für Sicherheitsfragen. Kein Land weltweit kaufe so viele Waffen in den USA wie Saudi-Arabien. Das geht aus aktuellen Daten des Stockholmer Instituts für Friedensforschung SIPRI hervor. Zudem erhoffen sich die Saudis von den USA Unterstützung bei der Weiterentwicklung des eigenen zivilen Nuklearprogramms.
Klar ist aber auch, dass Saudi-Arabien sich als eigenständiger Akteur in der Weltpolitik etablieren will - mit einem guten Draht zu allen Weltmächten.
Geht es nur um bilaterale "Deals"?
Das neue saudische Selbstbewusstsein zeigt sich auch im Umgang mit Israel. Vor knapp zwei Jahren schien es nur eine Frage der Zeit zu sein, bis beide Länder offiziell Beziehungen zueinander aufnehmen - unterstützt von Sicherheitsgarantien und Waffenverkäufen der USA an Saudi-Arabien.
Mohammed bin Salman, der mächtige saudische Kronprinz sprach vom größten Geschäft seit Ende des Zweiten Weltkriegs. Nach mehr als einem Jahr Krieg im Gazastreifen klingt bin Salman ganz anders. Er wirft Israel einen Völkermord an dem "brüderlichen palästinensischen Volk" vor. Die Aufnahme von Beziehungen mit Israel ist mittlerweile in weite Ferne gerückt.
Daran, so sehen es Experten, dürfte auch der Trump-Besuch am Golf nichts ändern. In der arabischen Welt besteht vielmehr die Hoffnung, dass Saudi-Arabien und die beiden anderen Golfstaaten, die Trump während seiner Reise besuchen wird - Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate - Trump Zugeständnisse an die Palästinenser abringen können.
Viel Pomp für Trump
Experten rechnen jedoch nicht damit, dass die komplizierten regionalen Konflikte im Mittelpunkt des Trump-Besuchs stehen werden. Vielmehr gehe es hauptsächlich um bilaterale Verträge. Der Erfolg des Treffens werde in Rial, der saudischen Währung gemessen, sagt Kristin Diwan - und an den Bildern die Trump und das Königshaus produzieren.
Die Saudis wüssten, wie sie ein gutes Programm auf die Beine stellen könnten, mit dem ganzen Pomp einer Monarchie. Und Trump sei für solcherlei Symbolik durchaus empfänglich.