
Weitere Gewinne DAX behauptet sein hohes Niveau
Investoren reagieren überwiegend positiv auf Unternehmensbilanzen, und das stützt den Leitindex DAX. Zudem hoffen die Anleger weiter auf Entlastungen im Zollkonflikt mit den Vereinigten Staaten.
Der Handelstag an der Frankfurter Börse steht heute primär im Zeichen einer Fülle von neuen Unternehmensergebnissen. Die Berichtssaison nimmt nun auch in Deutschland massiv Fahrt auf, nachdem diese in den USA wie üblich bereits früher begonnen hatte.
Aus dem Leitindex DAX legen gleich mehrere Unternehmen ihre Quartalszahlen vor, zudem gibt es eine Reihe von Berichten aus der zweiten Reihe. Dabei haben sich die Unternehmen überwiegend gut geschlagen, auch wenn erste negative Zolleffekte in den Bilanzen durchaus zu erkennen sind.
Der DAX präsentiert sich auch heute gut unterstützt und legt am Nachmittag um 0,6 Prozent zu. Damit steht der deutsche Leitindex moderat leicht oberhalb der Marke von 22.400 Punkten. Auch der MDAX der mittelgroßen Unternehmen legt leicht zu und bleibt damit oberhalb von 28.000 Punkten.
Gestern konnte der DAX einen Zuwachs von zeitweise knapp einem Prozent allerdings nicht halten. Im Sog einer schwächeren Wall Street ging er lediglich um 0,1 Prozent fester mit 22.272 Punkten aus dem Handel.
Dabei war der deutsche Leitindex in der Spitze bereits wieder auf 22.443 Punkte gestiegen und hatte sich damit von seinem Monatstief um gut 21 Prozent erholt. "An den Märkten kehren langsam erste Anzeichen von Zuversicht zurück", konstatierte Robert Greil, Chefstratege der Privatbank Merck Finck.
"Die aktuelle Rally ist beeindruckend", kommentierte Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners. Allerdings lasse die Kaufbereitschaft nach. "Das Handelsvolumen bei den 40 DAX-Aktien war am Vortag so niedrig wie zuletzt am US-Feiertag im Februar." Zudem bleibe die politische und handelspolitische Lage schwankungsreich.
Dass die Anleger weiter vorsichtig bleiben, zeigt auch die Tatsache, dass sich der DAX bisher trotz der guten Unternehmensberichte nur in einer überschaubaren Bandbreite zwischen 22.343 und 22.455 Punkten bewegt.
Allerdings scheint die Furcht vor weiteren Eskalationen in Sachen Zoll derzeit etwas nachzulassen. Im Fokus aktuell stehen die Autozölle, die auch für die US-Hersteller in Anbetracht globaler Lieferketten zu einem Problem werden können. Dies scheint nun auch der Trump-Regierung zu dämmern.
Der US-Präsident wird Insidern zufolge die Folgen der jüngsten Sonderzölle abschwächen, um der amerikanischen Autoindustrie nicht übermäßig zu schaden. Dabei gehe es um importierte Autoteile, die für die Produktion in den USA benötigt würden
"Mit jedem Zoll, den US-Präsident Trump zurücknehmen will, verliert der Handelskonflikt seinen Schrecken für die Anleger an der Börse", kommentiert Marktbeobachter Jochen Stanzl von CMC Markets. Nun seien es die Auto-Zölle, die für die US-Hersteller zu einem Problem werden könnten und deshalb noch vor ihrer Einführung am Wochenende möglicherweise wieder einkassiert würden.
"Vier Wochen nach Trumps 'Befreiungstag' mit der berühmten Zolltafel scheinen die heftigen negativen Marktreaktionen den US-Präsidenten zu einer etwas gemäßigteren Linie genötigt zu haben", so der Experte.
Fundamental kam am Morgen Rückenwind vom GfK-Konsumklimaindex. Trotz Handelsstreit und mauer Konjunktur hellt sich die Stimmung der deutschen Verbraucher überraschend auf. Das für Mai berechnete Konsumklima stieg um 3,7 Punkte auf minus 20,6 Zähler, wie die GfK und das Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM) mitteilten. Damit verbesserte sich das Verbrauchervertrauen den zweiten Monat in Folge.
"Im Umfeld mit hoher Unsicherheit fassen Verbraucher überraschend Mut. Das kann auch an den im Koalitionsvertrag vorgesehenen Einkommenserleichterungen liegen. Von einem grundsätzlich besseren Konsumklima kann aber noch keine Rede sein", kommentiert Alexander Krüger, Chefvolkswirt bei Hauck Aufhäuser Lampe.
Die US-Börsen tendieren zur Eröffnung ähnlich wie gestern. Während der Leitindex Dow Jones leicht zulegt, fallen S&P 500 und die Technologiebörse Nasdaq leicht zurück.
Das frühe Geschäft steht dabei im Zeichen zahlreicher Quartalsberichte aus dem Standardwertesegment. Unter anderem Coca-Cola, die überraschend gut ins neue Jahr gestartet sind, Pfizer oder der Autobauer General Motors öffnen ihre Bücher. In dieser Woche stehen die Unternehmenszahlen von rund 180 S&P-500-Firmen an, darunter aus dem hochbewerteten Tech-Sektor Apple, Microsoft, Amazon und Meta.
"Ihre Quartalszahlen heute und morgen nach Börsenschluss an der Wall Street könnten darüber entscheiden, ob die Märkte ihre Rezessionsängste weiter abschütteln", so Analyst Stanzl. Im weiteren Wochenverlauf werden mit Microsoft und Apple zwei Schwergewichte aus dem Tech-Sektor erwartet, zudem die Arbeitsmarktdaten am Freitag.
In den USA werden heute noch Daten zum Verbrauchervertrauen veröffentlicht. Die bereits veröffentlichte Umfrage der Universität von Michigan weist den Helaba-Experten zufolge auf Abwärtsrisiken hin. Auf die Stimmung gedrückt hätten die Inflationserwartungen der Verbraucher im Zuge der Zollpolitik der US-Regierung.
Das Weiße Haus hat scharfe Kritik am Onlinehändler Amazon geübt. Die Sprecherin des Weißen Hauses, Karoline Leavitt, nannte es einen "feindlichen und politischen Akt", dass Amazon offenbar nun bei seinen Preisen künftig darauf hinweist, wie viel die Zölle von US-Präsident Donald Trump zum Preis beitragen. Leavitt sagte, sie habe gerade mit dem Präsidenten darüber gesprochen.
Amazon-Chef Jeff Bezos hatte in letzter Zeit die Nähe zu Trump gesucht und dafür etwa auch bei der "Washington Post", die ihm gehört, Einfluss genommen. Vor der US-Wahl im November hatte er etwa eine bereits verfasste Wahlempfehlung für Donald Trumps Kontrahentin Kamala Harris gestoppt und damit Kritik innerhalb der Redaktion und in der Leserschaft ausgelöst.
Amazon hat derweil seine ersten Internet-Satelliten ins All gebracht und startet damit den Aufbau eines Rivalen für Elon Musks Starlink-System. Im ersten Schritt kamen 27 Satelliten in die Umlaufbahn. Das System zur Internet-Versorgung aus dem All mit dem Namen Project Kuiper soll in den kommenden Jahren auf rund 3.200 Satelliten ausgebaut werden. Der Tech-Milliardär und enge Trump-Berater Elon Musk ist mit den Starlink-Satelliten seiner Raumfahrtfirma SpaceX ein Vorreiter bei schnellem Internet aus dem All.
Der Euro hat einen Teil seiner zu Wochenbeginn erzielten Gewinne wieder eingebüßt. Die Bewegungen hielten sich aber insgesamt in Grenzen. Am Nachmittag wird die Gemeinschaftswährung bei 1,1395 Dollar gehandelt, nachdem sie am Montagabend bis auf 1,1425 Dollar geklettert war.
Im saisonal schwachen ersten Quartal konnte die Lufthansa den üblichen Verlust gegenüber dem Vorjahresquartal, als Streiks das Ergebnis stark schmälerten, reduzieren. Von Januar bis März belief sich das bereinigte Betriebsergebnis auf minus 722 Millionen Euro nach einem Defizit von 849 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz kletterte um zehn Prozent auf 8,1 Milliarden Euro, die Zahl der Passagiere lag mit gut 24 Millionen auf Vorjahresniveau.
Die Deutsche Bank ist mit einem deutlichen Gewinnplus ins Jahr gestartet und hat damit so viel in einem Quartal verdient wie seit 14 Jahren nicht. Deutschlands größtes Bankhaus verdiente dank florierender Geschäfte und seines Sparprogramms im ersten Jahresviertel unter dem Strich und nach Minderheiten 1,78 (Vorjahr: 1,28) Milliarden Euro. Die Erträge legten zudem um zehn Prozent auf rund 8,5 Milliarden Euro zu.
Der Sportwagenbauer Porsche ist angesichts der Probleme in China und dem geplanten Umbau des Unternehmens mit einem deutlichen Dämpfer ins Jahr gestartet. Der Umsatz lag im ersten Quartal mit 8,86 Milliarden Euro um 1,7 Prozent unter dem Vorjahreswert, wie das mehrheitlich zu Volkswagen gehörende Unternehmen mitteilte. Das operative Ergebnis brach um 40,6 Prozent auf 0,76 Milliarden Euro ein und fiel damit noch schwächer aus als von Experten ohnehin befürchtet. Die entsprechende Marge sackte von 14,2 auf 8,6 Prozent ab.
Die drohenden US-Zölle auf Importe aus Asien sorgen bei Adidas für Verunsicherung. "In einer 'normalen Welt' hätten wir mit diesem starken Quartal, dem soliden Auftragsbestand und der insgesamt sehr positiven Stimmung gegenüber Adidas unseren Ausblick für das Gesamtjahr sowohl für den Umsatz als auch für das Betriebsergebnis angehoben", sagte Vorstandschef Björn Gulden. "Die Unsicherheit hinsichtlich der US-Zölle verhindert das im Moment."
Adidas lässt wie alle großen Sportartikelkonzerne Schuhe und Textilien fast ausschließlich in Ländern wie China, Vietnam, Kambodscha und Bangladesch herstellen. Die USA wollen Waren von dort mit hohen Einfuhrzöllen belegen.
Dank reduzierter Marketingausgaben hat HelloFresh den Gewinn mehr als verdreifacht. Durch einen Rückgang bei der Anzahl der Bestellungen ging der Umsatz im ersten Quartal allerdings erneut zurück. Der operative Gewinn stieg den Angaben zufolge um 245 Prozent auf 58,1 Millionen Euro. Die Erlöse sanken dagegen um 8,3 Prozent auf 1,9 Milliarden Euro.
Der Rüstungsboom hat Rheinmetall im ersten Quartal kräftige Zuwächse beschert. So dürfte der Umsatz vorläufigen Berechnungen zufolge um rund 46 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro gestiegen sein. Die Erlöse mit Militärtechnik seien um fast 73 Prozent nach oben gesprungen, hieß es. Das operative Ergebnis sieht Rheinmetall um fast die Hälfte höher bei 199 Millionen Euro. Dabei dürfte sich das Ergebnis aus dem Rüstungsgeschäft fast verdoppelt haben.
Die Turbulenzen an den Finanzmärkten füllen der Deutschen Börse die Kasse. Die Achterbahnfahrt der Kurse, ausgelöst vor allem durch die erratische Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump, sorgte für hohe Handelsumsätze, von denen der Börsenbetreiber durch Gebühren profitiert. Im ersten Quartal kletterten die Nettoerlöse deshalb um sechs Prozent auf 1,51 Milliarden Euro, der Nettogewinn legte um 5,5 Prozent auf 524,9 Millionen Euro zu.
Nach vorläufigen Zahlen stieg der um die Effekte des Rückrufprogramms für Triebwerke von Pratt & Whitney bereinigte Umsatz um rund ein Viertel auf 2,09 (Vorjahr: 1,67) Milliarden Euro. 620 Millionen Euro brachte der Verkauf neuer Boeing- und Airbus-Triebwerke, 1,52 Milliarden das Wartungs- und Ersatzteilgeschäft. Der bereinigte Gewinn des Münchner Flugzeugzulieferers MTU Aero Engines vor Steuern und Zinsen (Ebit) wuchs auf 300 (218) Millionen Euro, die bereinigte Ebit-Marge auf 14,2 (13,0) Prozent.
Der Duft- und Aromenhersteller Symrise hat im ersten Quartal dank guter Geschäfte mit Getränkezusätzen und Düften zugelegt. Der Umsatz kletterte um zwei Prozent auf 1,32 Milliarden Euro, wie der DAX-Konzern heute mitteilte. Dabei verzeichnete Symrise ein organisches Wachstum von gut vier Prozent.
Gegenwind kam unter anderem von Währungseffekten. Analysten hatten im Schnitt mit knapp 1,33 Milliarden Euro Umsatz gerechnet. "Wir sind trotz anhaltender makroökonomischer Unsicherheiten erneut profitabel gewachsen", erklärte Vorstandschef Jean-Yves Parisot. Ergebniskennzahlen veröffentlicht das Unternehmen erst wieder zum Halbjahr.
Im Zeitraum Januar bis März stieg der Nettoumsatz von Novartis währungsbereinigt gegenüber dem Vorjahresquartal um 15 Prozent auf 13,23 Milliarden Dollar. Der bereinigte operative Gewinn zog um 27 Prozent auf 5,58 Milliarden Dollar an.