
DAX mit fünftem Verlusttag Happy End in New York
Der Donnerstag brachte manche Wendung, die die Kurse an der Wall Street durchschüttelte. Am Ende blieb ein leichtes Plus. Der DAX setzte dagegen seinen Rückzug fort.
Nach einer nervösen Sitzung zogen sich die US-Aktienmärkte mit leichten Gewinnen aus der Affäre. Der Dow Jones ging mit einem knappen Plus von 0,24 Prozent auf 42.967 Punkte aus dem Handel.
Dass in den zahlreichen Handelskonflikten weiter kaum Ergebnisse vorliegen, half den Kursen nicht. Die Erfolgsmeldungen aus Washington zum Zollstreit mit China wirkten kaum, zu unbestimmt sind die Ergebnisse. Dazu kam eine neuerliche Drohung von US-Präsident Donald Trump, seine Autozölle von derzeit 25 Prozent noch zu erhöhen.
Die Investoren sorgten sich außerdem wegen eines möglichen Angriffs Israels auf den Iran. Etwas Entspannung brachte aber die Nachricht, dass die USA und der Iran am Sonntag im Oman über ein neues Atomabkommen sprechen wollen.
Die Technologietitel profitierten vor allem von guten Quartalszahlen des SAP-Rivalen Oracle. Der Nasdaq 100 schloss ebenfalls 0,24 Prozent höher bei 21.913 Punkten.
Nicht hilfreich waren wiederum die neuesten Äußerungen von US-Präsident Trump zur Geldpolitik. Notenbankchef Jerome Powell sei ein "Hohlkopf", sagte der Präsident. Trotz des von ihm als zu hoch kritisierten Leitzinses werde er den Fed-Chef aber nicht entlassen, versicherte er. "Ich muss vielleicht etwas erzwingen", sagte Trump ohne zu erläutern, was er damit meinte.
In der Vergangenheit hatten Befürchtungen, Trump könne die Unabhängigkeit der Federal Reserve untergraben, Turbulenzen an den Finanzmärkten ausgelöst. Der nächste Zinsentscheid steht am kommenden Mittwoch an. Viele Experten rechnen aber erst für September mit einer Zinssenkung.
Eine klare Stütze für den Markt war die glimpflich verlaufene Auktion 30-jähriger Staatspapiere im Volumen von 22 Milliarden Dollar, die gespannt erwartet worden war. Dieses Mal traf die Auktion auf eine höhere Nachfrage als erwartet.
Marktbeobachter hatten sich im Vorfeld besorgt wegen der Wirtschafts- und Handelspolitik und der hohen Verschuldung der USA gezeigt. Im Mai hatten diese Sorgen die Rendite der 30-jährigen Anleihen auf bis zu 5,16 Prozent getrieben, den höchsten Stand seit gut anderthalb Jahren. Zuletzt hatten aber geopolitische Unsicherheiten und sinkende Inflationsängste den Anleihemarkt gestützt.
Dazu trugen auch die Konjunkturdaten des Tages bei. Die Erzeugerpreise stiegen im Mai mit 0,1 Prozent im Vergleich zum Vormonat etwas weniger als erwartet, was weiter keinen inflationären Druck signalisiert. Zugleich lag die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe mit 248.000 etwas höher als von Ökonomen prognostiziert, was die jüngsten Signale einer konjunkturellen Abkühlung verstärkt.
Am deutschen Markt hielt die jüngste Verlustserie an. Der DAX beendete den fünften Handelstag in Folge mit Abschlägen und ging 0,74 Prozent tiefer bei 23.771 Punkten aus dem Handel. Die Verhandlungen zwischen den USA und China brachten nicht den erhofften Impuls.
"Beim DAX ist die Luft raus", konstatierte Marktstratege Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Heute entfernte er sich weiter von seinem Rekordhoch von vor einer Woche bei 24.479 Punkten. Damit hat sich auch die technische Lage des Leitindex eingetrübt.
In der schwierigen Marktsituation interessierten sich die Anleger nur am Rande für die heutigen Konjunkturprognosen der Wirtschaftsinstitute. Dabei haben sich die Erwartungen der Ökonomen verbessert. Nach zwei Rezessionsjahren trauen sie der deutschen Wirtschaft wieder etwas Wachstum zu.
Mehrere führende Forschungsinstitute erhöhten ihre Konjunkturprognosen für 2025 und 2026 und begründeten ihren Optimismus mit dem überraschend guten Start ins laufende Jahr sowie Rückenwind durch die neue Bundesregierung.
Die OECD kommt in ihrer neuen Prognose heute zum Schluss, dass mutige Reformen Deutschlands Ausweg aus der Wirtschaftsflaute sind.
Der Euro profitiert weiter von der Schwäche des Dollar und erreichte den höchsten Stand seit dreieinhalb Jahren. Im Verlauf legte die Gemeinschaftswährung bis auf 1,1628 Dollar zu. So hoch hatte der Euro zuletzt Ende 2021 notiert. Erneut haben Sorgen vor den Folgen der aggressiven Zollpolitik der US-Regierung die amerikanische Währung belastet, während alle anderen wichtigen Währungen zulegen konnten.
Am späten Abend kostet eine Feinunze Gold 3.387 Dollar. Gestern wurde das Edelmetall noch etwa 70 Dollar tiefer gehandelt. Mit dem jüngsten Anstieg nähert sich der Goldpreis wieder dem Rekordhoch, das im April bei 3.500 Dollar erreicht worden war. Im Tagesverlauf verstärkte die ausgeprägte Dollar-Schwäche die Nachfrage nach Gold.
Weil Gold überwiegend in Dollar gehandelt wird, macht eine schwache US-Währung das Edelmetall auf dem Weltmarkt günstiger. Als wesentlicher Preistreiber am Goldmarkt gilt zudem die Furcht vor einer Eskalation im Nahen Osten.
Sorgen um Versorgungsunterbrechungen im Nahen Osten hatten die Ölpreise zunächst in Richtung 70 Dollar pro Barrel (159 Liter) getrieben. "Berichte deuten darauf hin, dass Israel einen Angriff auf den Iran vorbereiten könnte, eine Eskalation, die die Versorgung aus der wichtigsten ölproduzierenden Region der Welt gefährden könnte", kommentierte Ricardo Evangelista, Analyst beim Broker ActivTrades.
Allerdings fielen die Notierungen im Verlauf wieder zurück. Ein Barrel der Nordseesorte Brent kostet zur Stunde 69,51 Dollar, 0,6 Prozent weniger als gestern.
Im US-Handel stand die Aktie von Boeing unter Druck. Die Nachricht vom Absturz einer Maschine vom Typ Boeing 787 Dreamliner in Indien mit zahlreichen Todesopfern belastete. Der Absturz der Air-India-Maschine ist das erste derartige Unglück mit einem Dreamliner, seit das Großraumflugzeug 2009 auf den Markt kam.
Auch die Aktien europäischer Airlines fielen heute mit überdurchschnittlichen Kursverlusten auf. Für Anspannung sorgten die Krisensignale aus dem Nahen Osten. Die am Vorabend stark gestiegenen Ölpreise rückten auch wieder die Treibstoffkosten von Airlines in den Fokus.
Immerhin konnte die Lufthansa ihren Verlust am Nachmittag etwas verringern. "Auch wenn erst die erste Hälfte des Jahres vorbei ist, fliegen wir so stabil und so pünktlich wie sage und schreibe seit zehn Jahren nicht mehr", sagte Lufthansa-Manager Klaus Froese. Die Ankunftspünktlichkeit liege in Frankfurt und München bei mehr als 80 Prozent.
Gestützt auf eine robuste Cloud-Nachfrage hat Oracle Quartalsergebnisse über Markterwartungen vorgelegt. Dieser Trend werde sich in den kommenden Monaten verstärken, prognostizierte Safra Catz, die Chefin des SAP-Rivalen. "Das Geschäftsjahr 2024/2025 war sehr gut. Wir glauben, dass das Geschäftsjahr 2025/2026 noch besser wird."
Das Wachstum der Cloud-Sparte werde sich voraussichtlich auf 40 Prozent von 24 Prozent in den vergangenen zwölf Monaten nahezu verdoppeln. Im abgelaufenen Quartal steigerte der US-Softwarekonzern seinen Umsatz währungsbereinigt um elf Prozent auf 15,9 Milliarden Dollar. Die SAP-Aktie konnte von den Perspektiven des Wettbewerbers nicht profitieren und gab leicht nach.
Der Anteilsschein von BioNTech büßte über ein Prozent ein. Der Mainzer Biotechkonzern will den Tübinger Konkurrenten CureVac für rund 1,25 Milliarden Dollar per Aktientausch übernehmen. "Wir wollen komplementäre Fähigkeiten und Technologien zusammenbringen", sagte BioNTech-Chef Ugur Sahin. "Unser Ziel ist es, die Entwicklung von innovativen und transformativen Krebsbehandlungen voranzutreiben und in den kommenden Jahren neue Behandlungsstandards für verschiedene Krebsarten zu etablieren."
Der weltgrößte Flugzeugbauer Airbus rechnet für nächsten zwei Jahrzehnte mit einem wachsenden Bedarf an neuen Jets. In den Jahren bis 2044 würden voraussichtlich rund 43.400 neue Passagier- und Frachtflugzeuge benötigt, teilte der DAX-Konzern mit. Das sind rund 1.000 mehr als vor einem Jahr für die Zeit bis 2043 vorhergesagt. Die globale Flotte an Passagier- und Frachtjets dürfte sich damit auf mehr als 49.000 Maschinen verdoppeln.
Das Münchner Medizintechnikunternehmen Brainlab will noch im Sommer an die Börse in Frankfurt gehen. Geplant sei eine Notiz am regulierten Markt (Prime Standard) in den kommenden Wochen, teilte das Unternehmen mit. Mit der Ausgabe neuer Aktien wolle Brainlab bis zu 200 Millionen Euro einnehmen. Brainlab-Gründer Stefan Vilsmeier sagte, der Zeitpunkt für einen Börsengang sei günstig. "Technologien wie Künstliche Intelligenz, Augmented Reality oder Cloud ergeben Möglichkeiten, die es vorher noch nie so gegeben hat."