
Pharmabranche BioNTech übernimmt deutschen Rivalen CureVac
BioNTech will als Investition in die Entwicklung von Krebsmedizin den deutschen Konkurrenten CureVac übernehmen. Beide Unternehmen waren 2020 am Wettlauf um einen Corona-Impfstoff beteiligt.
Das Pharmaunternehmen BioNTech will den Rivalen CureVac aus Tübingen übernehmen. Beabsichtigt sei, alle Aktien von CureVac zu erwerben, teilte BioNTech mit. Mit dem Kauf, der ein Milliardenvolumen umfassen wird, wollen sich die Mainzer weiteres Know-how auf dem Weg zu Krebstherapien auf mRNA-Basis ins Haus holen.
"Wir wollen komplementäre Fähigkeiten und Technologien zusammenbringen", sagte BioNTech-Mitgründer und -Chef Ugur Sahin. "Unser Ziel ist es, die Entwicklung von innovativen und transformativen Krebsbehandlungen voranzutreiben und in den kommenden Jahren neue Behandlungsstandards für verschiedene Krebsarten zu etablieren."
Bundesregierung steht Übernahme offen gegenüber
Finanziert wird die Transaktion über einen Aktientausch. Dabei wird jede CureVac-Aktie mit etwa 5,46 Dollar bewertet - ein Aufschlag von mehr als einem Drittel auf den Schlusskurs an der US-Technologiebörse Nasdaq von gestern. Nach Abschluss der Transaktion werden die Anteilseigner von CureVac voraussichtlich zwischen vier und sechs Prozent an BioNTech halten. Vorstand und Aufsichtsrat beider Firmen haben dem Deal einstimmig zugestimmt. Der Abschluss wird für 2025 erwartet.
Der Deal steht unter dem Vorbehalt üblicher Bedingungen, darunter eine Mindestannahmeschwelle von 80 Prozent der CureVac-Aktien, die BioNTech unter bestimmten Umständen auf 75 Prozent senken kann, sowie erforderlicher behördlicher Genehmigungen. CureVac-Großaktionäre, darunter die Biotech-Holding Dievini von SAP-Mitgründer Dietmar Hopp sowie Vorstand und Aufsichtsrat, die zusammen 36,76 Prozent der Anteile halten, haben sich bereits zur Andienung verpflichtet.
Auch die Bundesregierung signalisiert keinen Widerstand. "Das Bundeswirtschaftsministerium steht der Transaktion grundsätzlich positiv gegenüber und wird jetzt die üblichen Prüfprozesse einleiten", teilte eine Sprecherin mit. Eine finale Entscheidung hinsichtlich der Beteiligung der Kreditanstalt für Wiederaufbau am Aktientausch sei noch nicht getroffen. Seit dem Ausbruch der Coronavirus-Pandemie im Jahr 2020 hält der Bund 13 Prozent an CureVac.
Forschungsstandort Tübingen soll erhalten bleiben
BioNTech und CureVac hatten sich beide am Wettlauf um einen Corona-Impfstoff im Jahr 2020 beteiligt. Doch die Tübinger, die ebenfalls als einer der Hoffnungsträger galten, zogen ihren ersten Impfstoffkandidaten wegen einer vergleichsweise geringen Wirksamkeit aus dem Zulassungsverfahren zurück. In der Folge kam es zudem zu Patentstreitigkeiten zwischen den beiden Unternehmen. BioNTech war dagegen erfolgreich und wurde mit seinem Covid-Impfstoff auf mRNA-Basis bekannt und reich.
Aktuell forscht der Konzern an Krebs-Immuntherapien und peilt einen ersten Zulassungsantrag in den USA bis Ende dieses Jahres an, für eine Art Chemotherapie der nächsten Generation gegen Gebärmutterkrebs. Ein anderes Standbein, auf das BioNTech bei Krebstherapien setzt, ist die mRNA-Technologie. Sie setzt an den Bauplänen körpereigener Eiweiße an. Auch Curevac forscht seit Jahren an der mRNA-Technologie.
"Für mich ist diese Transaktion weit mehr als nur ein geschäftlicher Schritt", sagte CureVac-Chef Alexander Zehnder. "Seit über zwei Jahrzehnten verfolgen beide Unternehmen ähnliche Ziele und sind dabei oft Herausforderungen aus unterschiedlichen Blickwinkeln angegangen." Das solle nun unter einem Dach zusammengebracht werden. Der Tübinger Forschungs- und Entwicklungsstandort von CureVac soll erhalten bleiben.