
Krieg im Nahen Osten ++ Trump schließt Regimewechsel im Iran nicht aus ++
US-Präsident Trump hat Unterstützung für einen Wechsel der iranischen Führung signalisiert. Der iranische UN-Botschafter Iravani warf den USA vor, mit ihren Angriffen die Diplomatie zu zerstören.
EU-Außenminister beraten in Brüssel
Inmitten der eskalierenden Lage im Nahen Osten kommen am Vormittag die Außenminister der EU in Brüssel zusammen. Das Treffen hat durch die US-Angriffe auf den Iran am Wochenende neue Brisanz bekommen, der Krieg zwischen Israel und dem Iran sowie allgemein die Lage im Nahen Osten standen aber ohnehin auf der Tagesordnung. Zudem soll es um den Ukraine-Krieg und das 18. EU-Sanktionspaket gegen Russland gehen.
UN-Generalsekretär António Guterres hat bei einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats zum Krieg gegen den Iran vor einem "Zyklus der Zerstörung" gewarnt. Die US-Angriffe auf iranische Atomanlagen markierten eine "gefährliche Wende" in der Region, sagte Guterres in New York. Russland, China und Pakistan forderten unterdessen in einem Resolutionsentwurf eine "sofortige Waffenruhe" im Iran. Er habe "wiederholt jede militärische Eskalation im Nahen Osten verurteilt", sagte Guterres. "Die Menschen in der Region können keinen weiteren Zyklus der Zerstörung ertragen. Und trotzdem laufen wir Gefahr, in einen ausweglosen Zyklus von Vergeltung nach Vergeltung zu geraten", sagte er.
Bei den iranischen Angriffen auf Israel sind nach israelischen Angaben bislang 24 Menschen getötet worden. Weitere 1.272 Menschen seien seit Beginn des Einsatzes "Rising Lion" ("sich erhebender Löwe") vor mehr als einer Woche bei iranischen Angriffen auf Israel verletzt worden, teilte das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu am Sonntag mit. 14 der Verletzten seien "in ernstem Zustand".
Im Iran wurden nach iranischen Angaben bei israelischen Luftangriffen mehr als 400 Menschen getötet und 3.056 weitere verletzt. Die meisten von ihnen seien Zivilisten, wie das Gesundheitsministerium mitteilte. Die Nichtregierungsorganisation Human Rights Activists News Agency (HRANA) mit Sitz in den USA bezifferte die Zahl der bei den israelischen Angriffen Getöteten hingegen mit mindestens 657 und die der Verletzten mit 2.000, darunter Zivilisten und Angehörige des Militärs.
Die jeweiligen Zahlen können nicht unabhängig überprüft werden.
Vor dem Hintergrund des US-Eingreifens in den Krieg zwischen dem Iran und Israel trifft der iranische Außenminister Abbas Araghtschi in Moskau den russischen Präsidenten Wladimir Putin zu Gesprächen. Der iranische Chefdiplomat will mit Putin "ernsthafte Rücksprache" halten. Demnach plante Moskau, gemeinsam mit Peking eine Resolution zur Beendigung der Gefechte im UN-Sicherheitsrat einzubringen. Araghtschi will nun mit Putin über das weitere Vorgehen sprechen.
Die israelischen Streitkräfte haben nach eigenen Angaben am Sonntag militärische Ziele im Iran angegriffen. Etwa 20 Kampfjets der israelischen Luftwaffe hätten "nachrichtendienstlich gestützte Angriffe mit über 30 Geschossen auf militärische Ziele im Iran ausgeführt", teilte die israelische Armee im Onlinedienst Telegram mit. Die Angriffe richteten sich demnach gegen "Infrastrukturen für die Lagerung und den Abschuss von Raketen" sowie gegen "militärische Satelliten und Radaranlagen".
Der Iran setzte seine Raketenangriffe nach Angaben des israelischen Militärs ebenfalls fort. Nach vorläufiger Einschätzung der israelischen Streitkräfte wurde diesmal eine ballistische Rakete aus dem Iran abgefeuert, wie die "Times of Israel" berichtete. Sie sei abgefangen worden, Berichte über Verletzte gab es nicht. Die Angaben können nicht unabhängig überprüft werden.
Australien hat sich nach den US-Angriffen auf iranische Atomanlagen hinter die USA gestellt. Dem Iran dürfe "nicht erlaubt werden, eine Atomwaffe zu entwickeln", sagte die australische Außenministerin Penny Wong vor Journalisten. "Wir unterstützen Maßnahmen, um dies zu verhindern, und genau darum geht es hier", sagte sie.
Die US-Angriffe hätten sich gegen Einrichtungen gerichtet, die mit dem iranischen Atomprogramm in Zusammenhang stünden, führte Wong mit Verweis auf Erkenntnisse der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) aus, wonach Teheran mit seiner Urananreicherung gegen seine internationalen Verpflichtungen verstößt.
Zugleich betonte die australische Außenministerin, dass ihr Land "keine Eskalation" wolle. "Was jetzt passiert, ist wichtig", sagte sie mit Blick auf das weitere Vorgehen in dem militärischen Konflikt wegen Irans Atomprogramm. Die Regierung von Premierminister Anthony Albanese rufe "zur Diplomatie, zur Deeskalation und zum Dialog auf, denn die Welt will keinen umfassenden Krieg im Nahen Osten".
Nach dem US-Angriff auf iranische Atomanlagen hat das US-Außenministerium amerikanische Staatsbürger weltweit zu besonderer Vorsicht aufgerufen. Es bestehe sowohl im Inland als auch im Ausland ein erhöhtes Risiko, heißt es auf der Website der Behörde. Demnach kann es zu Protesten gegen US-Bürger und -Interessen kommen. Reisende wurden aufgefordert, sich vor Auslandsaufenthalten über aktuelle Reisehinweise und mögliche Sicherheitswarnungen zu informieren.
Zuvor hatte bereits das US-Heimatschutzministerium vor einer angespannten Bedrohungslage im eigenen Land gewarnt. Der Konflikt mit Iran erhöhe die Gefahr von Cyberangriffen proiranischer Akteure sowie von gewaltsamen Übergriffen extremistischer Einzeltäter.
Kommerzielle Satellitenbilder der Firma Maxar Technologies deuten laut Experten darauf hin, dass der US-Angriff auf die iranische Atomanlage Fordow die tief vergrabene Anlage und die darin untergebrachten urananreichernden Zentrifugen schwer beschädigt und möglicherweise zerstört haben könnte. Die Nachrichtenagentur Reuters sprach mit vier Experten, die die Satellitenbilder von Fordow ausgewertet haben, die sechs Löcher in dem Bergkamm zeigen, unter dem sich die Halle mit den Zentrifugen befinden soll. "Ich würde davon ausgehen, dass die Anlage wahrscheinlich zerstört ist", sagte David Albright, ein ehemaliger UN-Nuklearinspektor, der das Institut für Wissenschaft und internationale Sicherheit leitet.
US-Generalstabschef General Dan Caine sagte vor Reportern, dass erste Einschätzungen darauf hindeuteten, dass die Stätten in Fordow extrem schwer beschädigt wurden. Er lehnte es aber ab, darüber zu spekulieren, ob nukleare Einrichtungen intakt geblieben sind. Nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA war das Ausmaß der Schäden an der Atomanlage Fordow zunächst unklar.

Die iranische Atomanlage Fordow nach den US-Angriffen.
US-Präsident Donald Trump hat Unterstützung für einen Wechsel der iranischen Führung signalisiert. "Es ist nicht politisch korrekt, den Begriff "Regime Change" zu verwenden", schrieb der Republikaner auf seiner Plattform Truth Social. "Aber wenn die derzeitige iranische Führung nicht in der Lage ist, den Iran wieder großartig zu machen, warum sollte es dann nicht einen Regime Change geben??? MIGA!!!" Mit dem Kürzel aus vier Buchstaben spielte Trump auf seinen Slogan "Make America Great Again" ("MAGA") an – hier bezogen auf den Iran.
Die USA rechtfertigen ihre Angriffe auf iranische Atomanlagen mit der Gefahr einer nuklearen Bewaffnung Teherans. US-Außenminister Marco Rubio hatte in einem Interview des Senders CBS erneut betont, die Angriffe hätten nicht das Ziel gehabt, die iranische Führung zu stürzen. Ähnlich hatten sich zuvor Verteidigungsminister Pete Hegseth und Vizepräsident JD Vance geäußert. Allerdings gibt es in Trumps republikanischer Partei durchaus ein Lager, das seit Langem einen politischen Umsturz in Teheran anstrebt.
Der iranische UN-Botschafter Amir Saeid Iravani hat den den Vereinigten Staaten vorgeworfen, mit ihren Angriffen auf das iranische Atomprogramm die Diplomatie zu zerstören. Das iranische Militär werde über den "Zeitpunkt, die Art und den Umfang einer angemessenen Reaktion entscheiden", teilte Iravani bei einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates in New York mit. "Wir werden alle notwendigen Maßnahmen ergreifen", fügte er hinzu.
Iranische Medien: Drei Tote bei Angriff auf Krankenwagen
Bei einem israelischen Angriff im Iran ist nach Angaben iranischer Medien ein Krankenwagen getroffen worden - mindestens drei Menschen wurden demnach getötet. "Der Krankenwagen war auf dem Weg, um Patienten zu transportieren, als er durch einen Drohnenangriff schwer beschädigt wurde", meldete die Nachrichtenagentur Isna, die sich auf den Gouverneur der betroffenen Region in der zentraliranischen Provinz Isfahan berief. Alle Menschen in dem Krankenwagen, einschließlich des Fahrers, seien getötet worden.
Die Entwicklungen vom Sonntag zum Nachlesen
UN-Generalsekretär Guterres hat dazu aufgerufen, die Kämpfe einzustellen und wieder zu verhandeln. Auch die sogenannten E3 Deutschland, Frankreich und Großbritannien appellierten an Teheran.