Saskia Esken

Noch-SPD-Parteivorsitzende Esken kritisiert "öffentliche Jagd"

Stand: 14.05.2025 22:08 Uhr

Nach ihrem angekündigten Rückzug vom SPD-Parteivorsitz will Saskia Esken auf persönlich motivierte Kritik an ihrer Partei verzichten. Das Verhalten einiger Genossen empfindet sie dennoch als "unangemessen" und kritisiert eine "öffentliche Jagd".

Die scheidende SPD-Co-Vorsitzende Saskia Esken will sich nach ihrem Rückzug mit öffentlicher Kritik an der künftigen Parteiführung zurückhalten. Der Tageszeitung taz sagte sie: "Ich werde meine Partei immer kritisch begleiten. Aber man darf von mir erwarten, dass ich nicht aus persönlichen Gründen gegen die SPD gifte." Sie verwies auf die ehemalige SPD-Vorsitzende Andrea Nahles, die nach ihrem Rückzug ähnlich gehandelt habe. "Wir Frauen können das", sagte Esken. 

Die 63-Jährige hatte vergangenen Sonntag ihren Rückzug vom Co-Vorsitz der SPD angekündigt. Sie steht seit 2019 an der Parteispitze. Seit 2021 führt sie die Partei zusammen mit Lars Klingbeil, der inzwischen auch Vizekanzler und Finanzminister in der schwarz-roten Bundesregierung ist. 

Für den Posten neben Klingbeil bewirbt sich die neue Arbeitsministerin Bärbel Bas. Die Wahl haben die Delegierten auf einem Bundesparteitag Ende Juni. Esken bezeichnete Bas als "Freundin".

Kritik am Umgang mit ihrer Person

Während Klingbeil unmittelbar nach der für die SPD schweren Wahlschlappe bei der Bundestagswahl nach dem Fraktionsvorsitz griff, wurde Esken auch innerparteilich oft kritisiert. Dass Sozialdemokraten immer wieder nach Eskens beruflicher Zukunft befragt worden seien, bezeichnete sie im taz-Interview als "unangemessen".

Zugleich sagte sie: "Wenn die öffentliche Jagd begonnen hat, werden positive Stimmen auch gern ignoriert." Auf die Frage, ob sie nach der Rückzugsankündigung erleichtert sei, sagte Esken: "Ich würde es gelassen nennen. Ich bin mit mir im Reinen. Aber natürlich fällt jetzt auch eine Anspannung von mir ab."

"Wir müssen doppelt so viel bringen"

Frauen hätten es in der Politik schwerer als Männer, sagte Esken. "Wir müssen doppelt so viel bringen. Was die männliche Welt von politisch aktiven Frauen erwartet, ist höchst widersprüchlich und deshalb unerfüllbar."

Esken übte auch Medienkritik. So sei etwa ein Interview mit Parteikollegin Bas suggestiv als mangelnde Unterstützung für sie gedeutet worden. "Frau Bas wurde in einem Interview gefragt, ob sie Lars Klingbeils Kandidatur als Parteivorsitzender unterstützt. Sie sagte Ja. Und hat darauf gewartet, dass man sie fragt, ob sie meine Kandidatur unterstützt", sagte Esken. "Die Frage wurde nicht gestellt. Daraus wurde gemacht: 'Bas schweigt zu Esken'. Das ist eine miese Tour."

Sie blicke nun jedoch in die Zukunft und freue sich darauf, sich fachlich im Ausschuss für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend einzubringen. Die neue Bildungsministerin Karin Prien von der CDU bezeichnete Esken als einen "Glücksgriff".