
Gazastreifen Netanjahu plant "sterile Zone" für Palästinenser
Angesichts der Not im Gazastreifen nimmt der Druck auf Israel zu. Premier Netanjahu hat nun einen dreiteiligen Plan zur Versorgung vorgestellt. So solle für Hunderttausende Bewohner eine "sterile Zone" in Südgaza entstehen.
Israel will im Süden des Gazastreifens für Hunderttausende Palästinenser eine "sterile Zone" einrichten, in der es keine militanten Islamisten geben soll. "In dieser Zone, die komplett frei von der Hamas sein wird, werden die Bewohner von Gaza umfassende humanitäre Hilfe erhalten", sagte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu vor Journalisten.
Kritiker werfen der israelischen Regierung vor, die Palästinenser aufgrund der anhaltenden Kämpfe immer wieder zur Flucht zu zwingen. Zudem werde der Bereich immer weiter eingeschränkt, in dem die rund zwei Millionen Menschen im Gazastreifen noch leben können.
Dreiteiliger Plan
Netanjahu schilderte einen dreiteiligen Plan zur Wiederaufnahme der Hilfslieferungen für die notleidende Bevölkerung in dem abgeriegelten Küstengebiet. Zunächst werde Israel grünes Licht dafür geben, dass "grundlegende Lebensmittel jetzt" nach Gaza gebracht würden. Dies geschehe, um eine humanitäre Krise abzuwenden.
In einem zweiten Schritt würden US-amerikanische Sicherheitsfirmen Verteilungszentren im Inneren des Küstengebiets einrichten und betreiben. Dies solle in den kommenden Tagen geschehen. Schließlich soll in einer dritten Phase für Hunderttausende Bewohner die "sterile Zone" im Süden des Gazastreifens entstehen.
Die Verteilungszentren sind Teil eines Plans, hinter dem die Regierung von US-Präsident Donald Trump steht. Israel will auf diese Weise Organisationen der Vereinten Nationen und anderer internationaler Helfer umgehen. Die UN und Hilfsorganisationen lehnen die Pläne für die Neuaufstellung der humanitären Hilfe ab. Eine Verteilung auf diesem Wege würde nicht die Mindestanforderungen für humanitäre Einsätze erfüllen, sagen ihre Vertreter.
Netanjahu will dauerhafte Kontrolle über Gaza
Netanjahu bekräftigte erneut, dass Israel eine dauerhafte militärische Kontrolle des Gazastreifens anstrebe. Nach dem Ende der laufenden Großoffensive werde "das gesamte Territorium von Gaza unter israelischer Sicherheitskontrolle stehen", sagte er.
Israels Armee hatte jüngst eine Großoffensive im abgeriegelten Gazastreifen begonnen. In den vergangenen Tagen wurden infolge der Kämpfe zahlreiche Tote gemeldet.
Verteilung von Hilfsgütern stockt
Unterdessen trafen weitere 100 Lastwagen mit Hilfsgütern im Gazastreifen ein, wie die zuständige israelische Behörde Cogat auf der Plattform X mitteilte. Hilfsgüter wie Mehl, Babynahrung und medizinische Ausrüstung seien über den Grenzübergang Kerem Schalom in das Kriegsgebiet gebracht worden.
Bereits am Dienstag waren demnach 93 Lkw in Gaza eingetroffen. Bislang konnte laut offiziellen UN-Angaben allerdings kein Lastwagen Hilfsgüter an die notleidenden Menschen ausliefern. Die Nachrichtenagentur berichtete jedoch inzwischen unter Berufung auf einen anonymen UN-Vertreter, dass rund ein Dutzend Lkw auch Zentral-Gaza erreicht hätten. Nach früheren UN-Angaben wären täglich rund 500 Lastwagenladungen nötig, um die Versorgung der rund zwei Millionen Palästinenser in Gaza zu garantieren.
Seit Anfang März keine Hilfslieferungen
Israel hatte seit Anfang März alle humanitären Lieferungen in das abgeriegelte Küstengebiet blockiert. Damit sollte der Druck auf die islamistische Hamas erhöht werden, mit der Israel seit dem Massaker vom 7. Oktober 2023 im Krieg steht. Zu Wochenbeginn hatte Israel sich bereit erklärt, wieder humanitäre Transporte zuzulassen. Mehrere Dutzend Lastwagen fuhren seitdem über die Grenze nach Gaza, konnten aber seitdem ihre Fahrt nicht ins Innere des Gebiets fortsetzen.
Er sei bereit, den Krieg zu beenden, sagte Israels Premier Netanjahu und nannte seine Bedingungen dafür: "Alle Geiseln werden nach Hause zurückkehren. Die Hamas wird ihre Waffen niederlegen, die Macht abgeben, ihre Führung (wer auch immer übrig bleibt) wird aus dem Gazastreifen verbannt, der Gazastreifen wird vollständig entmilitarisiert, und wir werden den Trump-Plan umsetzen", sagte Netanjahu.
Netanjahu: Trumps Gaza-Plan ist "revolutionär"
Dieser Plan von US-Präsident Donald Trump sei "so revolutionär" und besage, dass "die Bewohner von Gaza, die gehen wollen, werden gehen können", sagte Netanjahu und fügte hinzu: "Wer uns auffordert, die Kämpfe einzustellen, bevor diese Ziele erreicht sind, der fordert de facto, dass die Hamas an der Macht bleibt".
Trump hatte im Februar erklärt, die USA könnten Gaza übernehmen, neu aufbauen und in eine "Riviera des Nahen Ostens" verwandeln. Die Bewohner des Gazastreifens müssten dafür umgesiedelt werden. Eine Zwangsumsiedlung würde Experten zufolge gegen das Völkerrecht verstoßen.