Nach einem israelischen Luftangriff in Gaza-Stadt steigt Rauch auf.

Lage im Nahen Osten Neue Angriffe und weitere Tote im Gazastreifen

Stand: 26.04.2025 10:17 Uhr

Israels Militär hat seine Angriffe in Gaza intensiviert. Nach palästinensischen Angaben kamen erneut mehrere Menschen ums Leben. Israels Verteidigungsminister sieht die Armee auf dem richtigen Weg, räumt aber auch Verluste ein.

Bei neuen israelischen Angriffen sind im Gazastreifen nach palästinensischen Medienberichten mehrere Menschen getötet worden. Bei Luftangriffen in Gaza-Stadt und Beit Hanun im Norden des Küstenstreifens kamen laut der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa mindestens vier Menschen ums Leben, mindestens fünf weitere wurden demnach verletzt. Die Nachrichtenagentur AFP spricht unter Berufung auf den palästinensischen Zivilschutz zudem von mindestens 30 Menschen, die in Gaza-Stadt von den Trümmern verschüttet worden sein sollen.

Bereits gestern wurden bei Luftangriffen auf zwei Häuser im südlichen Gazastreifen nach Angaben einer örtlichen Klinik 21 Menschen getötet. Getroffen worden seien die Häuser zweier Familien in Chan Junis, wie Mitarbeiter des örtlichen Nasser-Krankenhauses berichteten.

Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen. Das israelische Militär äußerte sich bislang nicht zu dem Vorfall. 

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Katz: Preis für Erfolge in Gaza ist hoch

Die israelische Seite beschreibt unterdessen die Erfolge im Kampf gegen die islamistische Terrororganisation Hamas als "großartig". Jedoch zahle die Armee dafür einen hohen Preis, so Verteidigungsminister Israel Katz. "Tausende reguläre und Reservesoldaten kämpfen derzeit tapfer im Gazastreifen, um die Geiseln zu befreien und die Hamas-Terroristen zu vernichten", schrieb er auf der Plattform X. "Die Erfolge sind großartig, doch die Gefahren sind immer noch groß und der Preis ist hoch."

Katz rief die Israelis auf, für den Erfolg und die Sicherheit der Soldaten zu beten. Nach Angaben des Militärs kamen seit Beginn der Bodenoffensive im Gazastreifen mehr als 400 israelische Soldaten ums Leben.

Die israelischen Streitkräfte fingen nach eigenen Angaben eine weitere aus dem Jemen abgefeuerte Rakete ab. Das Geschoss sei zerstört worden, bevor es den israelischen Luftraum erreichte, teilte das Militär mit. Seit Ausbruch des Gaza-Kriegs schießt die Huthi-Miliz im Jemen regelmäßig Raketen oder Drohnen auf Ziele in Israel und Schiffe im Roten Meer.

Hamas-Delegation zu Gesprächen in Kairo

In Kairo führt heute nach Angaben der Hamas eine Delegation Gespräche mit ägyptischen Vermittlern über eine Waffenruhe im Gazastreifen. Die Delegation werde mit den Vertretern Ägyptens die "Vision der Hamas für ein Ende des Krieges" erörtern, zitierte die Nachrichtenagentur AFP einen hochrangigen Hamas-Funktionär. Er bekräftigte, dass die Waffen der Islamisten nicht zur Verhandlung stünden.

Ägypten hatte zusammen mit den USA und Katar eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen vermittelt, die am 19. Januar in Kraft trat. Nachdem die erste Phase der Waffenruhe auslief und keine Einigung auf eine zweite Phase erzielt wurde, nahm Israel rund zwei Monate später seine massiven Luftangriffe auf Hamas-Ziele im Gazastreifen wieder auf und startete auch eine neue Bodenoffensive.

WFP: Lebensmittelvorräte aufgebraucht

Seitdem blockiert die israelische Regierung auch Lieferungen von Lebensmitteln, Treibstoff, Medikamenten und anderer Waren in den Gazastreifen. Laut Vertretern des Welternährungsprogramms (WFP) sind die Vorräte der Organisation in dem Palästinensergebiet aufgebraucht. Am Freitag erklärte die UN-Organisation: "Heute hat das WFP seine letzten Lebensmittelvorräte an Suppenküchen im Gazastreifen geliefert." Die Suppenküchen würden in den kommenden Tagen erwartungsgemäß kein Essen mehr haben, hieß es weiter. Der Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnte derweil, dass auch die medizinischen Vorräte zur Neige gingen.

Das WFP betonte, die Suppenküchen seien für die Menschen im Gazastreifen seit Wochen die einzige zuverlässige Nahrungsquelle. Die Küchen würden die Hälfte der Bevölkerung im Gazastreifen erreichen und seien überlebenswichtig.

Israels Regierung erklärte hingegen, der Gazastreifen verfüge über ausreichend Vorräte, nachdem während der jüngsten Waffenruhe Hilfslieferungen eingetroffen seien. Der Hamas warfen die israelischen Behörden vor, Hilfsgüter für sich abgezweigt zu haben. Mitarbeiter von Hilfsorganisationen bestreiten jedoch eine nennenswerte Zweckentfremdung und sagten, die UN kontrollierten die Verteilung streng. Die Hilfslieferungen während der Waffenruhe hätten kaum ausgereicht, um den immensen Bedarf aus der Zeit des Krieges zu decken, als nur wenige Hilfsgüter eintrafen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Inforadio am 26. April 2025 um 07:45 Uhr.