
Humanitäre Krise Mehl-Reserven im Gazastreifen laut UN aufgebraucht
Seit Wochen blockiert Israel Hilfslieferungen für den Gazastreifen. Das UN-Hilfswerk schlägt nun Alarm, die Mehl-Reserven seien leer. Unterdessen droht Israel mit Blick auf die Geiseln mit noch heftigeren Angriffen.
Wegen der israelischen Blockade des Gazastreifens kann das UN-Palästinenserhilfswerk (UNRWA) nach eigenen Angaben kaum noch Lebensmittel in dem abgeriegelten Gebiet verteilen. Die Mehl-Reserven seien vollständig leer, teilte das Hilfswerk mit. Zudem verfüge das Hilfswerk nur noch über 250 Lebensmittelpakete mit Reis, Linsen, Bohnen, Öl und Dosen-Fisch, die eine fünfköpfige Familie etwa zwei Wochen ernähren könnten.
Dabei stehen nach Angaben von UNRWA-Chef Philippe Lazzarini derzeit fast 3.000 Lastwagen bereit, um dringend benötigte Hilfsgüter in den Gazastreifen zu liefern. Allerdings lässt das israelische Militär laut dem Hilfswerk seit Anfang März keine Güter mehr in den abgeriegelten Küstenstreifen.
"Der Hunger breitet sich aus und verschärft sich, absichtlich und von Menschen verursacht", schrieb UNRWA-Chef Lazzarini auf X. "Der Gazastreifen ist zu einem Land der Verzweiflung geworden."
Nach Angaben des Welternährungsprogramms (WFP) haben sich die Preise für Lebensmittel um bis zu 700 Prozent gegenüber der Zeit vor dem Gaza-Krieg erhöht.
Viele Tote bei israelischen Angriffen
Nach einer zweimonatigen Waffenruhe zwischen Israel und der islamistischen Hamas nahm das israelische Militär Mitte März die massiven Angriffe in dem Küstengebiet wieder auf. Die beiden Seiten hatten sich nicht auf eine Verlängerung der Feuerpause einigen können.
Am Donnerstag griff die israelische Armee nach palästinensischen Angaben mehrere Orte im Gazastreifen an. Mehr als 50 Menschen seien getötet worden. Die Angriffe richteten sich laut der von der Terrororganisation Hamas kontrollierten Zivilschutzbehörde gegen die Stadt Gaza, die Region Dschabalia, die Ortschaft Suwaida sowie Chan Junis im Süden des Gazastreifens.
Laut Wafa wurde in Dschabalia eine Polizeiwache angegriffen. Die israelische Armee teilte mit, in Dschabalia habe man ein Kommando- und Kontrollzentrum der Hamas und des Islamischen Dschihads angegriffen. Von dort aus seien Terroranschläge auf Israelis geplant und ausgeführt worden. Vor dem Angriff seien Schritte unternommen worden, um Zivilisten zu schonen.
Israel droht mit noch heftigerem Einsatz
Unterdessen drohten die israelischen Streitkräfte mit einer militärischen Eskalation im Gazastreifen, sollten nicht bald weitere Geiseln freigelassen werden. "Sollten wir keine Fortschritte bei der Rückkehr der Geiseln sehen, werden wir unsere Aktivitäten zu einer intensiveren und signifikanteren Operation ausweiten, bis wir zu einem entscheidenden Ergebnis kommen", sagte der Generalstabschef der israelischen Streitkräfte, Ejal Zamir, bei einem Truppenbesuch in der Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens.
"Die Hamas täuscht sich über unsere Fähigkeiten, unsere Absichten und unsere Entschlossenheit", sagte er mit Blick auf die islamistische Terrororganisation.
Verteidigungsminister Israel Katz hatte jüngst bereits gesagt, dass Israels Schläge umso heftiger ausfallen würden, je länger sich die Hamas weigere, die Geiseln freizulassen.