
Erneute Angriffe auf den Iran Israel sieht sich auf dem "Weg zum Sieg"
Israel greift offenbar erneut Ziele in der iranischen Hauptstadt an. Ein Armee-Sprecher rief die Bewohner Teherans auf, Teile der Stadt zu verlassen. Gleichzeitig meldet die Luftwaffe Erfolge gegen die iranische Flugabwehr.
Israels Luftwaffe hat erneut Ziele in der iranischen Hauptstadt Teheran angegriffen. Wie Augenzeugen berichten, waren im Westen der Millionenmetropole Explosionen zu hören. Auch im Osten der Stadt kam es laut übereinstimmenden Medienberichten zu Luftangriffen.
Bei einem Besuch auf einem israelischen Luftwaffenstützpunkt zeigte sich der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu zuversichtlich. Israel sei dabei, seine zwei wichtigsten Ziele zu erreichen: die nukleare Bedrohung und die Bedrohung durch Raketen auszuschalten. "Wir sind auf dem Weg zum Sieg", so Netanjahu. "Wenn wir den Luftraum über Teheran beherrschen, treffen wir diese Ziele - Ziele des Regimes."
Und er fügte hinzu: "Wir sagen den Bürgern Teherans: Verlasst die Gegend!" Im Internet veröffentlichte die israelische Armee Karten mit Gebieten der Stadt, in denen in den kommenden Stunden Angriffe auf militärische Infrastruktur stattfinden sollen. "Für ihre Sicherheit, evakuieren Sie das markierte Gebiet", erklärte der israelische Armeesprecher Avichay Adraee auf Persisch im Onlinedienst X.
"Volle Luftüberlegenheit im Himmel über Teheran"
Zuvor hatte Israel bereits reklamiert, die Kontrolle über den Luftraum über der iranischen Hauptstadt erlangt zu haben - was ungestörtes Vorgehen ermöglichen würde. Armeesprecher Effie Defrin sagte: "Man kann jetzt sagen, dass wir volle Luftüberlegenheit im Himmel über Teheran erreicht haben."
Das israelische Militär hatte nach eigenen Angaben massive Attacken auf die Raketenanlagen der islamischen Republik geflogen. Demnach wurden mehr als 120 Abschussrampen getroffen - insgesamt sei ein Drittel der Rampen für Boden-Boden-Raketen im Iran zerstört. Auch Raketenlager und Einrichtungen zur Raketenherstellung seien getroffen worden.
Erneut Angriffe auf Israel
Das bedeutet allerdings nicht, dass für Israel die Gefahr, die vom Iran ausgeht, gebannt ist. Bei neuen Raketenangriffen auf israelische Städte überwand der Iran die Verteidigungssysteme, einschließlich des Iron Dome. Nach Angaben von Sanitätern wurden in der Nacht zum Montag acht Menschen getötet und 92 verletzt. Im Großraum Tel Aviv habe es vier Einschläge gegeben. Unter anderem die EU-Staaten Polen, Slowakei und Tschechien kündigten an, ihre Bürger aus Israel in Sicherheit bringen zu wollen.
Israels Verteidigungsminister Israel Katz drohte infolge der Angriffe den Einwohnern Teherans - also Zivilisten - mit Vergeltung. "Der großmäulige Diktator aus Teheran ist zu einem feigen Mörder geworden, der gezielt auf die israelische Zivilbevölkerung schießt, um die israelische Armee von der Fortsetzung der Offensive abzuschrecken, die seine Fähigkeiten zum Einsturz bringt", schrieb Katz auf X. "Die Einwohner Teherans werden den Preis zahlen - und zwar bald."
Einige Stunden später relativierte Katz seine Aussagen mit einer weiteren Erklärung: "Ich möchte das Offensichtliche klarstellen: Es besteht keinerlei Absicht, der Bevölkerung Teherans körperlichen Schaden zuzufügen - so wie es der mörderische Diktator im Umgang mit der israelischen Bevölkerung tut."
Insgesamt beträgt die Zahl der seit Freitag bei Angriffen in Israel getöteten Menschen nach Angaben der Regierung 24. Fast 600 Menschen seien seitdem verletzt worden. Im Iran wurden seit Beginn der israelischen Großoffensive nach offiziellen Angaben mindestens 224 Menschen getötet. Fast 1.300 Menschen seien verletzt worden, teilte ein Vertreter des iranischen Gesundheitsministeriums auf X mit.
Israel trifft Al-Kuds-Kommandozentrale
Die israelische Luftwaffe griff nach eigenen Angaben auch die Kommandozentralen der Al-Kuds-Brigaden der iranischen Revolutionsgarde in Teheran an. Dort seien Terroranschläge gegen den Staat Israel mit Hilfe der Stellvertreter der iranischen Führung im Nahen Osten geplant worden, hieß es. Die Al-Kuds-Brigaden sind die Auslandseinheit der iranischen Schattenarmee, deren offizielle Aufgabe es ist, im Ausland verdeckte Operationen auszuführen.
Bei den israelischen Luftangriffen wurde Berichten zufolge wohl aber auch eine Klinik getroffen. Wie iranische Medien überstimmend berichteten, traf es ein Krankenhaus in der Großstadt Kermanschah im Westen des Iran. Ein Video der Zeitung Shargh zeigte eine beschädigte Intensivstation sowie ein blutüberströmtes Bett. Ein israelischer Armeesprecher sagte, man prüfe die Berichte.
Teheraner verlassen die Stadt
Die anhaltenden Angriffe auf den Iran haben in Teheran Fluchtbewegungen ausgelöst. Augenzeugen berichteten von verstopften Autobahnen in der Metropole mit mehr als 15 Millionen Einwohnern. An den Tankstellen bildeten sich teils kilometerlange Schlangen, Benzin ist Mangelware. Banken, Basare, Apotheken und Supermärkte blieben geschlossen. An zentralen Plätzen waren viele Sicherheitskräfte unterwegs. Auf den Straßen herrschte teils gespenstische Stille.
Der Iran ließ am Montagmorgen erneut einen mutmaßlichen israelischen Spion hinrichten, wie die die Nachrichtenagentur Misan berichtet. Der Mann soll für den israelischen Geheimdienst Mossad gearbeitet haben und sei gemäß islamischer Rechtsauffassung im Iran wegen "Kriegsführung gegen Gott" und "Korruption auf Erden" verurteilt worden. Er war bereits Ende 2023 festgenommen worden. Es ist die dritte Hinrichtung innerhalb weniger Monate nach Spionagevorwürfen.
Putin als Vermittler? Für Trump denkbar
US-Präsident Trump hat sich derweil aufgeschlossen für die Idee gezeigt, dass Kremlchef Wladimir Putin in dem Krieg als Vermittler agieren könnte. "Ich wäre offen dafür", sagte Trump dem Fernsehsender ABC dazu. Putin habe ihn deswegen angerufen. Russland unterhält enge Beziehungen zum Iran. Das Land bezog von dort unter anderem massenhaft Drohnen für seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine.
Russland ist nach Angaben des Außenministeriums in Moskau in Kontakt mit Israel und dem Iran, wie die amtliche Nachrichtenagentur Tass meldet. Auch mit den USA gebe es Gespräche zu dem Thema, meldet die Agentur RIA ergänzend.