
Studie in den USA Mehr Masernfälle durch fehlenden Impfschutz
In den USA steigen die Fallzahlen von Masern - obwohl sie dort seit Jahrzehnten als ausgerottet galten. Die sinkende Impfrate gefährdet einer Studie zufolge langfristig den Schutz der Bevölkerung - und nicht nur bei Masern.
In den USA werden immer mehr Fälle von Masern registriert. Dass sich solche Krankheiten wieder dauerhaft in der Bevölkerung halten, liegt wohl auch an den sinkenden Impfraten im Land. Die Ergebnisse einer neuen Studie des Stanford Medicine Institutes und weiterer Universitäten unterstützt diese Annahme.
Immer weniger Kinder in den USA würden geimpft. Das erhöhe auch in Regionen, in denen Masern weitgehend unter Kontrolle waren, das Risiko schwerer Ausbrüche, heißt es in der Studie.
Grundlage der Forschung ist ein Computermodell, dass die Ausbreitung von Masern, Röteln, Polio (Kinderlähmung) und Diphtherie unter verschiedenen Impfbedingungen simuliert hat - auch unter Berücksichtigung von bestehender Immunität, Bevölkerungsentwicklung sowie dem Risiko, dass Infektionen eingeschleppt werden.
Impfquote in den USA begünstigt Ausbrüche
Das Ergebnis: Weiter sinkende Impfstände wären für die USA fatal. Schon bei der heutigen Impfquote gehen die Forschenden davon aus, dass Masern in den kommenden 20 Jahren wieder regelmäßig auftreten. Sie rechnen mit rund 850.000 Erkrankungen, 170.000 Klinikeinweisungen und 2.500 Todesfällen in 25 Jahren.
"Würden die Impfungen heute auch nur um zehn Prozent zurückgehen, würden die Masernfälle in den nächsten 25 Jahren auf 11,1 Millionen ansteigen", prognostiziert der Hauptautor der Studie, Mathew Kiang. Generell sinkende Impfraten würden auch Krankheiten wie Röteln und Kinderlähmung wieder begünstigen.
Zwei tote Kinder nach Masernausbruch in Texas
Einen schweren Masern-Ausbruch gab es zuletzt im Bundesstaat Texas: Erstmals seit zehn Jahren starben dort kürzlich zwei Kinder der Infektionskrankheit - sie waren ungeimpft. Auch im benachbarten New Mexico erlag ein nicht geimpfter Erwachsener einer Erkrankung im Zusammenhang mit einer Maserninfektion.
Mit 646 Infektionen wurden in Texas in diesem Jahr die meisten Fälle der USA bestätigt. Insgesamt seien aber schon in einem Fünftel der US-Staaten Maserinfektionen zu beobachten, teilten die US-Zentren für Seuchenkontrolle und -prävention (CDC) mit.
Dreimal so viele Ausbrüche wie 2024
Bereits 884 Infektionen wurden in den USA in diesem Jahr registriert - das sind fast dreimal so viele Fälle wie im gesamten Jahr 2024. Die meisten Betroffenen waren ungeimpft. Auch die Nachbarstaaten Kanada und Mexiko verzeichneten in einigen Regionen schwere Ausbrüche.
In Deutschland schwankt die Zahl der registrierten Masernfälle laut Robert Koch-Institut (RKI) von Jahr zu Jahr. Von 2012 bis 2023 lag die Zahl im Pandemiejahr 2021 mit nur 8 Fällen auf einem Minimum. Im Jahr 2015 mit den meisten Fällen dieses Zeitraums waren es 2.466. Innerhalb der EU registrierte die Gesundheitsbehörde ECDC im Jahr 2024 zehn Todesfälle im Zusammenhang mit Masernerkrankungen, neun davon in Rumänien und einen in Irland.
Krankheit galt in den USA als ausgerottet
Masern werden durch ein hochansteckendes Virus verursacht, das über die Luft übertragen wird und sich leicht durch Atmung, Niesen oder Husten einer infizierten Person verbreitet. Fast jeder Kontakt führt bei Ungeimpften zur Ansteckung. Die Krankheit ist durch Impfungen vermeidbar und galt in den USA seit dem Jahr 2000 als ausgerottet.
Steigende Impfraten könnten den Forschenden zufolge dazu beitragen, dass eine langfristige Ausbreitung von Masern noch abgewendet wird. "Eine Erhöhung der Impfraten um fünf Prozent könnte bereits verhindern, dass Masern wieder dauerhaft zirkulieren", erklärt der leitende Autor der Studie, Nathan Lo. Das Problem sei, dass spätestens seit der Corona-Pandemie, aber auch schon davor die Zahl der Routineimpfungen abgenommen habe.
Hinzu kommt, dass der von US-Präsident Donald Trump ernannte Gesundheitsminister Robert F. Kennedy in früheren Jahren Zweifel an Impfungen geäußert hatte. Auch bei der aktuellen Masernwelle hatte er zunächst Vitamin A und Lebertran als Heilmittel angepriesen - später nannte er allerdings doch Impfungen als wirksamste Methode gegen die Ausbreitung.