Börsenhändler an der Frankfurter Börse.
marktbericht

DAX fällt, Ölpreise steigen Hohe Nahost-Nervosität an den Börsen

Stand: 19.06.2025 13:28 Uhr

Die Furcht vor einem US-Angriff auf den Iran lässt die Anleger vor Aktien zurückscheuen - der DAX weitet seine Korrektur aus. Unterdessen ziehen die Ölpreise weiter an.

Die Nervosität an den internationalen Finanzmärkten ist angesichts der unsicheren Entwicklung im Nahen Osten hoch: Anleger beginnen, die Risiken einer möglichen US-Militärintervention in der Region einzupreisen. Der DAX liegt zur Mittagszeit 0,3 Prozent im Minus bei 23.248 Punkten.

Das deutsche Börsenbarometer hat sich somit von seinem Tagestief wieder etwas nach oben gelöst. Am Morgen war der DAX um bis zu 0,9 Prozent auf 23.118 Punkte gefallen - und damit auf den tiefsten Stand seit Anfang Mai.

Die nach dem langen Anstieg längst überfällige Korrektur im DAX ist weiterhin in vollem Gange: Seit ihrem Rekordhoch zu Beginn des Monats bei 24.479 Zählern haben die deutschen Standardwerte in der Spitze bereits über 1.300 Punkte eingebüßt.

Hintergrund der erneuten Kursverluste im DAX ist die hohe Unsicherheit mit Blick auf die weiteren Entwicklungen im Nahen Osten. Bislang wollte sich US-Präsident Donald Trump nicht öffentlich festlegen, ob sich die USA an den israelischen Angriffen auf den Iran beteiligen werden.

Die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet derweil, dass sich die Vereinigten Staaten auf einen möglichen Angriff auf den Iran in den kommenden Tagen vorbereiten. Und einem Bericht des "Wall Street Journal" zufolge hat Trump hochrangigen Beratern gegenüber gesagt, er habe Angriffspläne auf den Iran bereits gebilligt, den Befehl zur Umsetzung jedoch bislang nicht erteilt.

Der Zins-Entscheid der US-Notenbank Federal Reserve lässt die Anleger hingegen weitgehend kalt, lieferte er doch kaum Überraschungen: Die Währungshüter tasteten den Leitzins trotz wiederholter Forderungen von Präsident Trump nach einer Zinssenkung nicht an. Zudem blieb die Fed ihrem Zinsausblick vom März treu und signalisierte weiter zwei Zinssenkungen für das laufende Jahr.

Am Morgen hat Schweizerische Nationalbank (SNB) angesichts von Deflationssorgen ihre Geldpolitik weiter gelockert und ihren Schlüsselsatz zum sechsten Mal in Folge gesenkt. Der SNB-Leitzins liegt nun bei null Prozent. "Das Risiko ist hoch, dass die Notenbanker den Leitzins künftig noch in negatives Terrain treiben werden", betont Brian Mandt von der Luzerner Kantonalbank.

Eine Überraschung für die Märkte hielt unterdessen die die Norwegische Notenbank parat: Sie senkte den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf 4,25 Prozent und signalisierte eine weitere Lockerung im Jahresverlauf. Viele Experten hatten eine Senkung erst für das nächste Quartal auf dem Schirm. Die norwegische Krone gab nach dem Zinsentscheid zum Euro nach.

Die Bank of England (BoE) hielt indes wie erwartet die Füße still und beließ ihren Leitzins bei 4,25 Prozent.

An den US-Aktienbörsen findet heute kein Handel statt. Die USA begehen jedes Jahr am 19. Juni den "Juneteenth" - einen Gedenk- und Feiertag zur Erinnerung an die Befreiung der afroamerikanischen Bevölkerung der Vereinigten Staaten aus der Sklaverei.

An den Devisenmärkten treibt die Angst vor einer weiteren Eskalation im Nahen Osten die Anleger in den Dollar. Der Dollar-Index steigt um 0,2 Prozent auf ein Ein-Wochen-Hoch von 99,098 Punkten, parallel dazu fällt der Euro um bis zu 0,3 Prozent auf 1,1449 Dollar. Angesichts der rapide zunehmenden geopolitischen Spannungen kann der Dollar seinen Status als sicherer Hafen offenbar wieder zurückgewinnen.

Gold kann von der anziehenden Risikoaversion der Anleger dagegen heute nicht profitieren. Die Feinunze Gold kostet am Mittag 3.375 Dollar und damit in etwa soviel wie am Vortag. Gold notiert nunmehr rund 75 Dollar unter seinem Hoch von Anfang der Woche.

Unterdessen setzen die Ölpreise ihren Anstieg fort. Der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zieht zur Mittagszeit um 0,7 Prozent auf 77,21 Dollar an. Die Ölpreise hatten sich zuletzt als wichtiger Seismograf für die Ängste der Anleger mit Blick auf den Nahen Osten entwickelt. Schließlich ist der Iran unter den Mitgliedern der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) der drittgrößte Produzent und fördert täglich etwa 3,3 Millionen Barrel Rohöl.

Im Fokus steht aber auch die Straße von Hormus - täglich passieren etwa 20 Prozent des weltweit gehandelten Öls diese Meerenge. Sollte Teheran die Straße von Hormus schließen, so würden ernome Versorgungsengpässe am Ölmarkt entstehen. Das würde die Ölpreise und damit die Inflation weltweit massiv nach oben treiben, was wiederum fatale Folgen für die Aktienmärkte hätte.

Unter den Einzelwerten im DAX ist die Zalando-Aktie zur Mittagszeit mit einem Minus von über vier Prozent der mit Abstand größte Kursverlierer. Sie notiert nun auf ihrem Niveau von November; allein für das laufende Börsenjahr liegt der Abschlag bereits bei rund 17 Prozent. Händler verweisen auf Unsicherheiten mit Blick auf die Entwicklung des privaten Konsums in Deutschland im zweiten Halbjahr.

Dagegen sind die Aktien von MTU im schwachen DAX ein Lichtblick. Papiere des Triebwerkbauers ziehen nach einer Kaufempfehlung der Deutschen Bank gegen den Trend an und markieren bei 376,00 Euro ein Rekordhoch. MTU-Aktien sind 2025 bereits um fast 15 Prozent gestiegen. Noch bemerkenswerter war allerdings die Rally 2024 gewesen, als sich der Kurs in etwa verdoppelt hatte.

Führende deutsche Technologie-Konzerne haben sich nicht auf ein gemeinsames Konzept für eine europäische KI-Gigafabrik einigen können. Daher werden die Deutsche Telekom, der Cloudanbieter Ionos und die IT-Tochter der Schwarz-Gruppe (Lidl, Kaufland) mit konkurrierenden Bewerbungen bei der EU antreten, berichtet der Fachdienst "Tagesspiegel Background Digitalisierung & KI".

Die Medios-Aktie macht mit einem Kurssprung auf sich aufmerksam. Das im SDAX notierte Spezialpharmaunternehmen will bis zu einer Million eigene Aktien zurückkaufen. Pro Anteilschein würden 12,50 Euro gezahlt, teilte das Unternehmen gestern Abend mit.

EuGH-Generalanwältin für 4,1 Milliarden Euro Strafe gegen Google

Papiere der Google-Mutter Alphabet steuern derweil auf Kursverluste an der Nasdaq zu. Generalanwältin Juliane Kokott hat in ihrer nicht bindenden Stellungnahme dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) empfohlen, die reduzierte EU-Kartellstrafe in Höhe von 4,1 Milliarden Euro gegen Google zu bestätigen.

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Mit Informationen von Angela Göpfert, ARD-Finanzredaktion.