Händler an der New York Stock Exchange
marktbericht

Sorgen um Staatsverschuldung Empfindliche Verluste in New York

Stand: 21.05.2025 22:15 Uhr

Zuletzt konnte die Wall Street das Thema Schulden noch erfolgreich abschütteln. Das gelang zur Wochenmitte nicht mehr. Der DAX hatte zuvor noch den dritten Rekordtag in Folge geschafft.

Lange spielten sie an den Börsen kaum eine Rolle, jetzt stehen sie plötzlich wieder im Fokus: Die Sorgen um die enorme Schuldenlast der USA haben die Kurse an der Wall Street im Verlauf unter starken Abgabedruck gebracht.

Der Dow Jones büßte bis zum Handelsende 1,91 Prozent auf 41.860 Punkte ein.

Die Technologiewerte an der Nasdaq hatten sich zeitweise im Plus gehalten, gerieten dann aber in den Abgabesog. Der Nasdaq 100 ging 1,34 Prozent tiefer bei 21.080 Punkten aus dem Handel.

Auslöser war laut Marktbeobachtern eine schleppend laufende Auktion von US-Staatsanleihen mit einem Volumen von 16 Milliarden Dollar. Deren Renditen legten wegen der schwachen Nachfrage kräftig zu, was die Sorgen der Anleger über das steigende Staatsdefizit der Vereinigten Staaten widerspiegelt. Die Rendite für 30-jährige US-Staatsanleihen kletterte daraufhin wieder deutlich über die bedeutsame Marke von fünf Prozent.

Schon zuvor hatten Marktteilnehmer nervös auf die laufenden Haushaltsverhandlungen in Washington geblickt. Der dort diskutierte Gesetzentwurf soll unter anderem Ausgabenkürzungen, aber auch Steuersenkungen enthalten. Erst am Wochenende hatte mit Moody's die dritte große Ratingagentur den USA die Bestnote für ihre Bonität entzogen.

Am deutschen Markt spielten diese Sorgen noch kaum eine Rolle. Nachdem der DAX mehrmals die am Dienstag erstmals überwundene Marke von 24.000 Punkten preisgeben musste, setzten am Nachmittag plötzlich starke Käufe ein, die dem Leitindex ein weiteres Rekordhoch von 24.152 Punkten bescherten.

Der DAX ging mit einem Plus von 0,36 Prozent auf 24.122 Punkte aus dem Handel. Gegen Mittag war er noch bis auf 23.871 Punkte abgerutscht.

Der neuerliche Kursschub ohne Flankierung der US-Börsen könnte an Kapitalzuflüssen aus dem Ausland gelegen haben - insbesondere von US-Investoren, die durch die Rekordjagd in Frankfurt angelockt wurden. Anders als der DAX hat der Dow Jones sein Rekordniveau aus dem vergangenen Dezember noch nicht wieder gesehen. Die ausgeprägte Dollar-Schwäche könnte ebenfalls ein Hinweis auf solche Kapitalbewegungen sein. Experten verweisen wegen der Unsicherheit über Donald Trumps Politik schon länger auf nach Europa gerichtete Kapitalströme.

Am Dienstag war der DAX erstmals über 24.000 Punkte gestiegen und hatte damit in diesem Jahr die vierte Tausendermarke hinter sich gelassen. Viele Marktteilnehmer halten den Markt längst für "überkauft". Technisch gesehen bleibt der Aufwärtstrend im Leitindex aber bis auf Weiteres intakt.

Mit zeitweise 109.500 Dollar erreichte der Bitcoin ein neues Rekordhoch. Damit übertraf die Kryptowährung ihren bisherigen Höchststand von etwas mehr als 109.000 Dollar, den sie rund um die Amtseinführung von US-Präsident Donald Trump am 20. Januar erreicht hatte. Im April hatte die Eskalation im Handelskonflikt den Kurs zeitweise wieder kräftig bis auf rund 74.000 Dollar nach unten gedrückt. Mit den jüngsten Fortschritten bei den Verhandlungen zwischen China und den USA wurde diese Schwächephase jedoch beendet.

Der Euro konnte - nicht zuletzt wegen der US-Budgetsorgen - seine jüngsten Kursgewinne zum Dollar ausbauen. Die europäische Gemeinschaftswährung legte bis zum Abend um 0,4 Prozent auf 1,1332 Dollar zu. Binnen einer guten Woche hat der Euro damit über zwei Cent zum Dollar gewonnen.

Das britische Pfund ist am Morgen bis auf 1,346 Dollar geklettert und damit auf den höchsten Stand seit drei Jahren. Hintergrund sind aktuelle Verbraucherpreisdaten, die den Spielraum für Zinssenkungen durch die britische Notenbank deutlich schmälern. In Großbritannien ist die Inflationsrate im April auf den höchsten Stand seit 15 Monaten gestiegen.

Die Ölpreise haben nach der Veröffentlichung eines überraschenden Anstiegs der US-Ölreserven ihre Gewinne abgegeben. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Juli kostete zuletzt 64,82 Dollar und damit 1,2 Prozent weniger als am Vortag. In der vergangenen Woche waren die Lagerbestände an Rohöl in den USA überraschend weiter gestiegen. Die Rohölvorräte legten um 1,3 Millionen auf 443,2 Millionen Barrel zu. Analysten hatten im Schnitt einen Rückgang um 1,1 Millionen Barrel erwartet. Steigende Ölreserven in der größten Volkswirtschaft der Welt belasten in der Regel die Ölpreise.

Zuvor hatte ein Bericht des Nachrichtensenders CNN die Notierungen getrieben. Laut CNN bereitet Israel einen möglichen Angriff auf Irans Nuklearanlagen vor. Die israelische Regierung habe über den Einsatz aber noch nicht endgültig entschieden. Das weckte Sorgen um das Angebot in der wichtigsten Förderregion des Nahen Ostens.

Gold ist dagegen wieder gefragt. Das gelbe Edelmetall übersprang die Marke von 3.300 Dollar je Feinunze. Am späten Abend lag der Goldpreis ein Prozent im Plus bei 3.324Dollar.

Symptomatisch für die aktuellen Ermüdungserscheinungen an den US-Börsen waren die Gewinnmitnahmen bei Palo Alto. Die Aktie des IT-Sicherheitsunternehmens stand deutlich unter Druck, obwohl Palo Alto mit seinem Quartalsgewinn trotz eines Rückgangs die Erwartungen übertraf.

Am zweiten und letzten Tag der jährlichen, hauseigenen Entwicklerkonferenz I/O legte die Aktie des Google-Mutterkonzerns Alphabet dagegen deutlich zu. Analysten begrüßten die KI-Pläne der Kalifornier. Mit einer Vielzahl zusätzlicher KI-Funktionen stemmt sich Google gegen die wachsende Konkurrenz von OpenAI & Co. Mit neuen Angeboten will die Alphabet-Tochter ihren Schwund an Marktanteilen bei Internet-Suchen aufhalten.

Brenntag findet neuen Konzernchef in Dänemark

Im DAX war die Brenntag-Aktie gefragt. Der Chemikalienhändler ist auf der Suche nach einem neuen Vorstandschef fündig geworden. Nachfolger von Christian Kohlpaintner wird Jens Birgersson, zuletzt Konzernchef des dänischen Dämmstoff-Spezialisten Rockwool. Der gebürtige Schwede wird das Amt zum 1. September antreten.

Handelskonflikte, instabile Lieferketten und der langsame Übergang zur Elektromobilität treiben bei Porsche die Kosten in die Höhe. "Unser Markt in China ist förmlich weggebrochen", räumte Vorstandschef Oliver Blume heute auf der virtuellen Hauptversammlung ein. Zudem belasteten die US-Importzölle auf Autos massiv das Geschäft der VW-Tochter, die über keine eigene US-Produktion verfügt.

Auf wenig Gegenliebe bei den Aktionären stieß die bei dem Aktionärstreffen bekannt gewordene Abfindung für den vorzeitig ausgeschiedenen Finanzchef Lutz Meschke in Höhe von 11,6 Millionen Euro.

Die Infineon-Aktie profitierte von der Nachricht einer Zusammenarbeit mit Nvidia. Am Dienstagabend hatte der DAX-Konzern eine Zusammenarbeit mit dem US-Chipkonzern zur Entwicklung von Chips für die Stromversorgung in KI-Rechenzentren angekündigt.

Die Daimler-Truck-Aktie gehörte dagegen zu den DAX-Verlierern. Das Sparprogramm des Lkw-Bauers fällt umfangreicher aus als bisher bekannt. Finanzchefin Eva Scherer kündigte in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung einen weitreichenden Stellenabbau, Produktionsverlagerungen aus Deutschland und die Vergabe von Arbeiten an externe Dienstleister und Zulieferer an.

Der Mobilfunk- und TV-Anbieter Freenet sieht sich trotz etwas schwächerer Geschäfte im ersten Quartal auf Kurs zu seinen Jahreszielen. Dank zusätzlicher Abonnenten stieg der Umsatz nach angepassten Zahlen im Jahresvergleich um knapp zwei Prozent auf gut 604 Millionen Euro, wie das MDAX-Unternehmen am Abend mitteilte. Der Gewinn ging auch wegen höherer Werbeausgaben für die hauseigenen Mobilfunkmarken zurück. Das operative Ergebnis (bereinigtes Ebitda) sank um knapp ein Prozent auf gut 126 Millionen Euro. Analysten hatten mehr erwartet. Der Freenet-Vorstand zeigte sich für das laufende Jahr allerdings zuversichtlich. So soll das bereinigte operative Ergebnis wie geplant auf 520 bis 540 Millionen Euro steigen.

Aktien der Hornbach Holding reagierten mit einem deutlichen Kursabschlag auf Nachrichten zum operativen Geschäft des Baumarktkonzerns. Laut Hornbach dürften die miese Verbraucherstimmung und der anhaltende Kostendruck in den kommenden Monaten für Belastung sorgen.