Börsenhändler auf dem Parkett der New Yorker Börse schaut auf einen Monitor.
marktbericht

Was unternehmen die USA? Das Rätseln geht weiter

Stand: 18.06.2025 22:19 Uhr

Die Finanzmärkte rätseln gebannt, ob die USA den Iran angreifen werden. Das ließ den DAX zur Wochenmitte weiter nachgeben. Von der Fed gab es mehr Klarheit. Die Wall Street hielt sich in der Schwebe.

Treten die USA in den Krieg zwischen Israel und dem Iran ein? Die Kommentare von Donald Trump brachten den Marktteilnehmern zur Wochenmitte keine Klarheit. "Niemand weiß, was ich tun werde", sagte der US-Präsident auf die Frage, ob er einen US-Schlag gegen iranische Nuklearanlagen erwäge - und beschrieb damit auch das Problem aller, die Entscheidungen an den Finanzmärkten treffen müssen.

Einerseits wären ein Ende des Atomkonflikts und gar die Hoffnung auf einen Regimewechsel im Iran ganz im Sinne der Finanzmärkte. Andererseits hält die Ungewissheit über ein Eingreifen der USA die Anlegerinnen und Anleger in Atem. Der Dow Jones zog sich mit einem kleinen Minus von 0,1 Prozent auf 42.171 Punkte aus der Affäre.

Die Technologiewerte konnten ebenfalls keinen Boden gutmachen. Der Nasdaq 100 schloss unverändert bei 21.719 Punkten.

Wenigstens eine der beiden größten Unsicherheiten des Tages löste sich am Abend auf: Während die Entscheidung der Fed, den Leitzins unverändert zu lassen, weithin erwartet worden war, hatten sich Marktteilnehmer um die Inflationsprognose der Notenbanker gesorgt. Tatsächlich schraubte die Fed ihre Inflationserwartung wegen der US-Zollpolitik auf 3,0 Prozent hoch, signalisierte jedoch weiterhin zwei Zinssenkungen noch in diesem Jahr.

Die Konjunkturdaten des Tages sprachen ebenfalls eher für eine konjunkturelle Eintrübung. So fielen die Baubeginne im Mai mit minus 9,8 Prozent überraschend deutlich zurück. Die Baugenehmigungen gaben ebenfalls unerwartet um zwei Prozent nach. Erschwert werden die Immobiliengeschäfte in den Vereinigten Staaten durch die hohen Baukosten - auch befeuert durch von US-Präsident Trump verhängte Importzölle auf Holz, Aluminium und Stahl. Die wöchentlichen Erstanträge gingen dagegen wie erwartet leicht um 5.000 auf 245.000 zurück.

Der DAX schloss nach einer wechselhaften Sitzung 0,5 Prozent tiefer bei 23.317 Punkten. Seit seinem Rekordhoch von Anfang des Monats bei 24.479 Punkten hat er damit 4,7 Prozent eingebüßt.

Damit hat der deutsche Leitindex mitten in einer wichtigen Schlüsselzone geschlossen: Sollte er den Kursbereich seiner alten Ausbruchsmarken bei 23.300/23.400 Punkten unterschreiten, würden sich die technischen Perspektiven schlagartig eintrüben.

Der Euro geriet im Zuge des Fed-Entscheids unter leichten Abgabedruck. Zuletzt kostete ein Euro 1,1471 Dollar. Gestern hatte die Entwicklung im Krieg zwischen Israel und dem Iran erneut für Verunsicherung gesorgt und die Gemeinschaftswährung belastet.

Am Ölmarkt herrscht Ausnahmezustand: Nach frühen Verlusten sprangen die Ölpreise ins Plus, um am Nachmittag wieder zurückzufallen. Die Nordseesorte Brent büßte am Abend 0,8 Prozent auf 75,25 Dollar je Barrel (159 Liter) ein.

Haupttreiber waren zunächst die anhaltenden Spekulationen über einen möglichen Militärschlag der USA gegen den Iran. Aber auch die überraschend deutlich sinkenden US-Rohölvorräte stützten die Notierungen. Die Rohölvorräte sanken um 11,5 Millionen auf 420,9 Millionen Barrel. Analysten hatten im Schnitt lediglich mit einem Rückgang um 2,5 Millionen gerechnet.

Der Preis für die Feinunze Gold gab bis zum späten Abend leicht nach und notierte 0,4 Prozent tiefer bei 3.373 Dollar. Auch der Preis der Krisenwährung Gold wird derzeit vor allem von den Entwicklungen im Nahen Osten bestimmt.

An der Nasdaq geriet die Aktie von Amazon im späten Geschäft unter Druck. Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) wird nach Angaben des Online-Händlers in den kommenden Jahren insgesamt zu einer Verkleinerung der Belegschaft führen. Konzernchef Andy Jassy teilte mit: "Wir gehen davon aus, dass wir in den kommenden Jahren die Gesamtzahl der Mitarbeiter im Konzern reduzieren werden, da wir durch den umfassenden Einsatz von KI im gesamten Unternehmen Effizienzgewinne erzielen."

Im DAX war die Airbus-Aktie einer der größten Gewinner. Der weltgrößte Flugzeugbauer lockt seine Aktionäre mit der Aussicht auf höhere Gewinnausschüttungen. Künftig sollen jährlich 30 bis 50 Prozent des Überschusses als Dividende an die Anteilseigner fließen - bisher hatte Airbus eine Ausschüttungsquote von 30 bis 40 Prozent genannt.

Die Aktie von Beiersdorf setzte ihren jüngsten Kursrutsch fort und gehörte zu den größten Verlierern im DAX. Gleich zwei negative Analystenstimmen lasteten auf dem Papier: Die Beendigung einer Kaufempfehlung durch die Bank of America paarte sich mit der Streichung von einer Aktien-Ideenliste durch die DZ Bank.

Kurz vor der erwarteten Vertragsverlängerung von Thyssenkrupp-Chef Miguel Lopez geht die IG Metall zu dem umstrittenen Vorstandschef auf Konfrontationskurs. "Aus heutiger Sicht werde ich nicht für eine Verlängerung stimmen und das ist auch das Signal der IG Metall insgesamt", sagte der Vize-Chef der Gewerkschaft und stellvertretende Aufsichtsratschef des Konzerns, Jürgen Kerner.

Vorstand und Aufsichtsrat von ProSiebenSat.1 halten das Angebot des tschechischen Minderheitseigners PPF für eine Aufstockung seiner Anteile für nicht ausreichend. Der Angebotspreis von 7,00 Euro pro Akte spiegele das Ertragspotenzial und den langfristigen Wert von ProSiebenSat.1 nicht angemessen wider. PPF hatte sein mit dem italienischen Großeigner MFE konkurrierendes Angebot am 4. Juni unterbreitet. Die Annahmefristen beider Angebote enden am 13. August. Laut ProSiebenSat.1 liegt das PPF-Angebot 21,7 Prozent über dem rechnerischen Angebot der MFE, die mit 5,75 Euro den gesetzlichen Mindestpreis geboten hatte.

Die Deutsche Pfandbriefbank (pbb) will sich angesichts der unsicheren Wirtschaftsentwicklung unter Präsident Trump vollständig aus dem US-Markt zurückziehen. Die pbb rechnet daher mit einem Sonderaufwand, der in diesem Jahr zu einem Verlust führen könnte. Das Management kassiert daher vorsorglich seine Prognose für 2025.

Weiter köchelnde Spekulationen auf eine Übernahme sorgten bei Gerresheimer für Rückenwind. Der Verpackungshersteller teilte mit, KPS Capital Partners führe weiterhin Gespräche mit Warburg Pincus über eine Übernahme. Es sei aber nicht absehbar, ob und wann ein öffentliches Übernahmeangebot abgegeben werde.