
Trends bei Beschäftigung Weniger Zeitarbeit und Minijobs
Eine hohe Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt hat in den vergangenen Jahren viele Menschen in eine reguläre Beschäftigung gebracht. Der Anteil befristeter Verträge und Minijobs ging deutlich zurück.
Eine hohe Nachfrage nach qualifizierter Arbeit hat in den vergangenen Jahren die Strukturen im Arbeitsmarkt verändert. Im vergangenen Jahr waren 74,8 Prozent der Erwerbstätigen in einem sogenannten "Normalarbeitsverhältnis" beschäftigt, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Damit lag der Anteil deutlich höher als 2010 mit damals 65,8 Prozent.
Unter Normalarbeitsverhältnis verstehen die Statistiker sozialversicherungspflichtige, unbefristete Arbeitsplätze mit mindestens 21 Wochenstunden. Dabei wird die Zeitarbeit ausgeschlossen, befristete Beschäftigungsverhältnisse zählen also nicht mit. Betrachtet werden Erwerbstätige zwischen 15 und 64 Jahren, die keine Ausbildung oder einen Freiwilligendienst absolvieren.
Mehr Teilzeit über 20 Stunden
Grund für die Entwicklung sei auch, dass mehr Menschen in Teilzeit mit mehr als 20 Wochenstunden arbeiten, erläuterte das Bundesamt. Ihr Anteil verdoppelte sich zwischen 2010 und 2024 nahezu von 7,3 auf 14,1 Prozent.
"Der aktuelle Wirtschaftsabschwung dämpft zwar den Arbeitsmarkt, aber über längere Zeit sind Arbeitskräfte deutlich knapper geworden", erläuterte Enzo Weber vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). "Damit gehen Befristungen zurück, weil Betriebe Arbeitskräfte durch mehr unbefristete Übernahmen und weniger befristete Einstellungen binden." Auch hätten sich die Möglichkeiten in sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung verbessert, weshalb es weniger ungewollte Minijobs gebe.
Zudem hätten sich die Lebensverhältnisse weiter geändert. "Frauen sind stärker in den Arbeitsmarkt integriert, ihre Arbeitszeit in Teilzeit hat sich verlängert."
Anteil "atypisch" Beschäftigter sinkt
Die Zunahme von Normalbeschäftigung bedeutet, dass zugleich die sogenannte atypische Beschäftigung wie Zeit- und Leiharbeit sowie Minijobs in Deutschland zurückging. Ihr Anteil fiel von 22,6 Prozent im Jahr 2010 auf 17,2 Prozent im vergangenen Jahr. Als atypisch beschäftigt gelten Arbeitnehmer mit befristeten Verträgen, geringfügig Beschäftigte, Teilzeitbeschäftigte mit weniger als 20 Wochenstunden sowie Zeitarbeitende.
Der kontinuierliche Rückgang seit Beginn der 2010er-Jahre halte damit an, erklärten die Statistiker. Langsam aber stetig verringerte sich seit 2010 auch der Anteil der Selbstständigen von damals 11,1 Prozent auf 7,9 Prozent im vergangenen Jahr.
Effekt der Industrie-Krise
Zu der strukturellen Veränderung trug zuletzt aber auch die Krise in der Industrie bei, erläuterte Weber. Dadurch sei viel Beschäftigung in der Zeitarbeit abgebaut worden.
"Mit dieser Krise verschwinden aber auch viele Vollzeitjobs in der Industrie", sagte Weber. "Wie es weitergeht, hängt deshalb vor allem davon ab, ob in der Transformation eine Erneuerung der Industrie und damit ein neuer Aufschwung gelingt." In diesem Fall sei davon auszugehen, dass Arbeitskräfte wieder knapper werden und atypische Beschäftigung noch weiter zurückgehen dürfte.