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Krieg gegen die Ukraine ++ Russland sieht Frieden nicht in greifbarer Nähe ++

Stand: 30.04.2025 14:50 Uhr

Aus Sicht Putins ist der Konflikt zu komplex für einen von den USA geforderten, schnellen Frieden. Bei russischen Angriffen kommt in Dnipro ein Mensch ums Leben, dort und in Charkiw werden Dutzende verletzt.

Die wichtigsten Entwicklungen:

Die Ukraine rechnet damit, dass das seit langem verhandelte Rohstoffabkommen mit den USA noch heute unterzeichnet wird. "Ich denke, dass der Vertrag vielleicht am späten Abend Kiewer Zeit unterzeichnet werden kann", sagte ein ukrainischer Regierungsvertreter der Nachrichtenagentur Reuters. Wirtschaftsministerin Julia Swyrydenko sei auf dem Weg nach Washington, wo sie am Abend das Abkommen unterzeichnen solle, hieß es aus dem Präsidialamt in Kiew. US-Präsident Donald Trump dringt auf das Abkommen, durch das die USA exklusive Zugriffsrechte auf seltene Rohstoffe und Mineralien bekommen sollen. Nach Trumps Willen ist der Vertrag Bestandteil seiner Bemühungen um ein Ende der Kämpfe in der Ukraine.

Auch andere Nachrichtenagenturen berichteten, dass Kiew mit einer Unterzeichnung noch am heutigen Tage rechne.

Mehr als 300.000 der rund eine Million nach Deutschland geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainer haben nach Angaben von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) in Deutschland eine Arbeit aufgenommen. Im Februar seien 256.000 davon sozialversicherungspflichtig beschäftigt gewesen, 51.000 von ihnen hätten Minijobs. Heil bezeichnete die Integration der Geflüchteten als "besonderen Erfolg". Bei den Geflüchteten handelt es sich zu großen Teilen um Frauen und Kinder.

Aus Sicht Russlands ist ein Frieden in der Ukraine nicht so schnell zu erreichen, wie von den USA gefordert. Präsident Wladimir Putin sei offen für einen Frieden mit der Ukraine und arbeite zusammen mit den USA intensiv daran, sagte Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow. Allerdings sei der Konflikt so komplex, dass die von den USA geforderten schnellen Fortschritte nur schwer zu erreichen seien. "Der Präsident ist weiterhin offen für politische und diplomatische Methoden zur Lösung dieses Konflikts", sagte Peskow vor der Presse. Er unterstrich, dass Russlands Ziele erreicht werden müssten und dass die Führung in Moskau es vorziehen würde, diese Ziele auf friedlichem Wege zu erreichen. "Was wir tun - die spezielle Militäroperation, alle Entscheidungen Putins - sind absolut richtig. Und es ist unsere Pflicht, siegreich zu sein".

Putin habe seine Bereitschaft zu direkten Gesprächen mit der Ukraine bekundet, es habe aber bisher keine Antwort der ukrainischen Regierung gegeben, sagte Peskow. "Leider haben wir in diesem Zusammenhang keine Stellungnahmen aus Kiew gehört. Wir wissen also nicht, ob Kiew bereit ist oder nicht", sagte er auf Englisch.

Ein ukrainischer Drohnenangriff hat in der russischen Stadt Murom knapp 300 Kilometer östlich von Moskau einen Betrieb in Brand gesetzt. Auf einem russischen Telegram-Nachrichtenkanal wurde mit Verweis auf Anwohner geschrieben, dass eine Fabrik für Zündvorrichtungen angegriffen worden sei. Der Gouverneur der betroffenen Region Wladimir, Alexander Awdejew, schrieb bei Telegram lediglich vom Brand einer Lagerhalle.

Ausgelöst worden sei das inzwischen gelöschte Feuer durch herabstürzende Drohnen.  Das russische Verteidigungsministerium teilte am Morgen mit, dass in der Nacht 34 ukrainische Drohnen abgeschossen worden seien - drei davon über dem Gebiet Wladimir.

Die russischen Streitkräfte haben der ukrainischen Luftwaffe zufolge am späten Dienstagabend und in der Nacht zu Mittwoch mit 108 Drohnen angegriffen. 50 Drohnen seien von den ukrainischen Truppen abgefangen und zerstört worden. 22 weitere seien vom Radar verschwunden, ohne dass sie ihre Ziele erreicht hätten. Üblicherweise ist dies ein Ergebnis von elektronischen Störmanövern. Die Städte Dnipro und Charkiw seien die Hauptziele des russischen Angriffs gewesen, teilte die ukrainische Luftwaffe mit.

Estland will sich mit Soldaten an einer möglichen europäischen Friedenstruppe in der Ukraine beteiligen. Nach Angaben von Regierungschef Kristen Michal seien die Planungen für die "Koalition der Willigen" in vollem Gange und das baltische EU- und NATO-Land bereit, eine Einheit von Bodentruppen bis zu Kompaniestärke sowie Ausbilder und Stabsoffiziere bereitzustellen. Für deren Entsendung werde die Regierung selbstverständlich das nötige Mandat des Parlaments einholen, wurde der Ministerpräsident in einer Mitteilung der Staatskanzlei in Tallinn zitiert.

Großbritannien und Frankreich hatten in den vergangenen Monaten die Bereitschaft signalisiert, gemeinsam mit Verbündeten Truppen zur Absicherung eines Friedensabkommens in die Ukraine zu entsenden. Sie machten dies jedoch von einer Sicherheitsgarantie der USA abhängig, die US-Präsident Donald Trump bisher nicht abgegeben hat.

In der Region Saporischschja im Süden der Ukraine ist ein Mann bei einem russischen Angriff auf ein Dorf verletzt worden, wie der Gouverneur der Region, Iwan Fedorow, mitteilte. Saporischschja ist zum Teil von russischen Truppen besetzt. In der Stadt Cherson wurden nach Angaben der dortigen Militärverwaltung zwei Menschen bei russischem Beschuss verletzt. Cherson liegt in der gleichnamigen Region, direkt gegenüber der bereits 2014 von Russland annektierten ukrainischen Halbinsel Krim.

Im Osten der Ukraine verstärken die russischen Truppen nach Angaben des ukrainischen Militärs ihre Kampfhandlungen deutlich. Die Hauptstoßrichtung gelte der Stadt Pokrowsk, teilte Armeechef Olexandr Syrskij auf dem Kurznachrichtendienst Telegram mit. "Trotz lautstarker Erklärungen über die Bereitschaft, das Feuer über die Maifeiertage einzustellen, haben die Besatzer die Intensität ihrer Kampfhandlungen deutlich erhöht und ihre Hauptanstrengungen auf die Richtung Pokrowsk konzentriert." Pokrowsk liegt in der Region Donezk und ist von Industrie und Bergbau geprägt. Die Stadt ist seit Monaten hart umkämpft.

Die Kürzungen internationaler Hilfsgelder beeinträchtigen den Vereinten Nationen (UN) zufolge immer mehr die Versorgung notleidender Menschen in der Ukraine. Es würden dringend zusätzliche Mittel benötigt, um Leben zu retten und die Unterstützung aufrechtzuerhalten, sagte die stellvertretende UN-Nothilfekoordinatorin Joyce Msuya in New York.

In den ersten drei Monaten des Jahres 2025 hätten mehr als 340 humanitäre Organisationen schätzungsweise 2,3 Millionen Menschen mit lebensrettender Hilfe erreicht. Am umfangreichsten sei die Hilfe in den Gebieten an vorderster Front, wo Nahrungsmittel, Notwasser, Medikamente und medizinische Dienste bereitgestellt worden seien. US-Präsident Donald Trump hatte im Januar alle US-Hilfsprogramme im Ausland ausgesetzt. Auch andere Regierungen kürzten ihre Zahlungen für humanitäre Hilfen.

Die russische Flugabwehr hat nach Regierungsangaben in der Nacht 34 ukrainische Drohnen abgefangen und zerstört. Das melden staatliche russische Nachrichtenagenturen unter Berufung auf das Verteidigungsministerium.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Etwa 600 nordkoreanische Soldaten sollen im Krieg in der Ukraine nach südkoreanischen Angaben gefallen sein. Dies teilen südkoreanische Abgeordnete mit. Sie berufen sich auf den Geheimdienst ihres Landes. Insgesamt gebe es 4.700 Opfer unter den 15.000 Soldaten aus Nordkorea - Verletzte und Tote.

"Nach sechs Monaten Kriegsteilnahme ist das nordkoreanische Militär nicht mehr so unfähig und seine Kampfkraft hat sich deutlich verbessert, da es sich an den Einsatz neuer Waffen wie Drohnen gewöhnt hat", sagte Lee Seong Kweun, Mitglied im Geheimdienstausschuss des Parlaments in Seoul. Anfang der Woche hatte Nordkorea bestätigt, dass nordkoreanische Soldaten aufseiten Russlands kämpften.

Moskau und Kiew sollen laut US-Außenminister Marco Rubio nun konkrete Vorschläge zur Beendigung des Krieges in der Ukraine vorlegen. Andernfalls würden die USA ihre Rolle als Vermittler aufgeben. "Die beiden Parteien müssen konkrete Vorschläge vorlegen, wie dieser Konflikt beendet werden kann", sagt Rubio.

Bei einem russischen Angriff auf die zentralukrainische Stadt Dnipro ist nach Angaben regionaler Behörden mindestens ein Mensch getötet worden. Der Gouverneur der betroffenen Region Dnipropetrowsk, Serhij Lysak, sprach im Onlinedienst Telegram von einem "massiven Drohnenangriff" auf die Stadt. "Derzeit wissen wir von einem Toten", fügte er hinzu. Auch der Bürgermeister der Stadt sprach von einem Toten. 

Auch Charkiw war Ziel von Angriffen: Wie der Bürgermeister der Stadt, Igor Terechow, mitteilte, wurde Charkiw 16 Mal angegriffen. Dabei seien 39 Menschen verletzt worden.

Karte der Ukraine und Russlands, hell schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

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