
Krieg gegen die Ukraine ++ Kreml will schnellstmöglich Gefangene austauschen ++
Laut dem Kreml soll der vereinbarte Austausch von jeweils 1.000 Kriegsgefangenen zwischen Russland und der Ukraine so schnell wie möglich abgeschlossen werden. Die Ukraine meldet eine Tote nach einem russischen Angriff in Cherson.
Die wichtigsten Entwicklungen:
Die russische Flugabwehr hat nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau in den vergangenen 24 Stunden 317 ukrainische Drohnen abgefangen. Zudem sei die Ortschaft Nowa Poltawka in der ostukrainischen Region Donezk eingenommen worden, meldet die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass unter Berufung auf das Ministerium.
Bundeskanzler Friedrich Merz rechnet trotz der zuletzt intensivierten Bemühungen um eine Waffenruhe in der Ukraine nicht mit einem schnellen Erfolg. "Wir machen uns keine Illusionen. Es gibt keine schnelle Lösung." Er verwies darauf, dass er in den vergangenen zwei Wochen dreimal mit US-Präsident Donald Trump telefoniert habe, einmal allein, zwei weitere Male zusammen mit anderen europäischen Staats- und Regierungschefs. "Wir lassen wirklich keine denkbare Möglichkeit aus, um hier zu einer diplomatischen Lösung zu kommen, wissend, dass wir sie nicht über kurzen Zeitraum erreichen können." Bei den Bemühungen um eine Waffenruhe in der Ukraine handele es sich um einen "Prozess, der gerade erst begonnen hat, der vielleicht noch viele Wochen oder Monate dauern wird", betonte Merz.
Laut dem Kreml wird am vereinbarten Austausch von jeweils 1.000 Kriegsgefangenen zwischen Russland und der Ukraine gearbeitet. Beide Seiten wollten, dass der Austausch so schnell wie möglich abgeschlossen werde. Russland und die Ukraine hatten sich auf das Vorhaben vergangene Woche in Istanbul bei ihren ersten direkten Gesprächen seit Frühjahr 2022 verständigt.
Bundeskanzler Friedrich Merz hat bei seinem Besuch in Litauen die Entschlossenheit betont, die NATO-Ostflanke "gegen jede Aggression zu verteidigen". Russlands aggressiver Revisionismus bedrohe nicht nur die Sicherheit der Ukraine, sondern auch die Sicherheit in Europa und im euro-atlantischen Raum, sagte der CDU-Politiker im Beisein des litauischen Präsidenten Gitanas Nauseda in Vilnius. "Die Sicherheitslage hier im Baltikum bleibt sehr angespannt."
Merz nimmt in Litauen am Aufstellungsappell der Panzerbrigade 45 der Bundeswehr teil. "Wir stellen diese Brigade auf, um die gesamte Ostflanke der NATO zu schützen", sagte er. Nauseda nannte Merz' Kommen ein "kraftvolles Zeichen".
Ukrainischen Angaben zufolge ist bei russischen Angriffen in der Region Cherson eine 85-jährige Frau getötet worden. Nach Angaben der Luftwaffe attackierte Russland das Nachbarland in der Nacht zu Donnerstag mit einer Rakete vom Typ Iskander-M sowie 128 Drohnen und Drohnenattrappen. Davon seien 112 Drohnen ausgeschaltet worden. Angegriffen wurden demnach die Regionen Dnipro, Donezk, Charkiw und Mykolajiw.
Litauen will seine Ausgaben für Verteidigung auf fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts erhöhen. Präsident Gitanas Nauseda kündigte beim Besuch von Kanzler Friedrich Merz an, dieses Ziel solle bereits im kommenden Jahr erreicht werden. Merz selbst erklärte, die europäischen Fähigkeiten zur Abwehr von Angriffen müssten verstärkt werden.
Im US-Senat haben sich mehr als 80 Senatoren beider Parteien hinter einen Gesetzentwurf gestellt, der mit neuen Sanktionen den Druck auf Russland im Ukraine-Konflikt erhöhen soll. "Diese Sanktionen würden erhoben, wenn Russland sich weigert, an Verhandlungen für einen anhaltenden Frieden mit der Ukraine teilzunehmen", teilten die Verfasser des Gesetzentwurfs, der demokratische Senator Richard Blumenthal und der Republikaner Lindsey Graham, in einer gemeinsamen Erklärung mit.
81 der 100 Abgeordneten im Senat würden dem Gesetzesentwurf zur Einsetzung neuer Sanktionen gegen Russland voraussichtlich zustimmen. Es ist jedoch unklar, ob der Chef der Republikaner im Senat, John Thune, den Gesetzentwurf zur Abstimmung bringen wird. Thune erklärte, auf weitere Anweisungen des Weißen Hauses zu warten.
Russland meldet die Zerstörung zweier Patriot-Raketenwerfer mit einer Iskander-Rakete. Dabei seien auch ein Kommandoposten und ein Radar in der ukrainischen Region Dnipropetrowsk vernichtet worden, teilt das Verteidigungsministerium mit.
Das "Patriot"-System amerikanischer Herstellung zählt zu den modernsten Flugabwehrsystemen der Welt. Deutschland und andere westliche Verbündete haben es der Ukraine im Rahmen ihrer Militärhilfe geliefert.
Merz und Pistorius in Litauen
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) reisen heute zum offiziellen Aufstellungsappell der neuen Bundeswehr-Brigade in Litauen nach Vilnius. Mit der Brigade betritt die Bundeswehr Neuland: Erstmals entsendet sie eine Kampfbrigade dieser Größe dauerhaft ins Ausland. Rund 5000 Soldaten sollen in dem Baltenstaat stationiert werden, um die NATO-Ostflanke angesichts der Bedrohung durch Russland zu stärken. Die Bundesregierung betrachtet die neue Brigade als ein "Leuchtturmprojekt" der sicherheitspolitischen Zeitenwende infolge des Ukraine-Kriegs.
Die Ukraine besetzt eigenen Angaben zufolge immer noch Gebiete auf russischem Boden - und widerspricht damit Berichten aus Moskau. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte in seiner Videobotschaft, es werde weiter in den russischen Gebieten Kursk und Belgorod gekämpft. Letzteres geschehe zum Schutz der ukrainischen Städte Sumy und Charkiw.
Derweil meldete Russland auch in der Nacht ukrainische Drohnenangriffe auf die Hauptstadt Moskau. Ukrainische Militärbeobachter verzeichnen im Gebiet Kursk tatsächlich noch einige wenige Quadratkilometer Boden unter Kontrolle Kiewer Truppen - es ist der Rest des Vorstoßes auf Feindesland vom Sommer 2024. Unklarer ist die Lage im Fall Belgorod. Wenn ukrainische Truppen dort auf russischem Gebiet agieren sollten, könnte es darum gehen, einen Keil zwischen Moskauer Einheiten zu treiben, die die nahe Millionenstadt Charkiw gefährden.

Karte der Ukraine und Russlands, hell schraffiert: von Russland besetzte Gebiete
Flugverkehr in Moskau ausgesetzt
Wegen eines massiven ukrainischen Drohnenangriffs auf Moskau ist nach Behördenangaben in der russischen Hauptstadt der Flugverkehr ausgesetzt worden. Russland habe seit Mitternacht (Ortszeit, 23.00 Uhr MESZ) 23 Drohnen abgefangen, die in Richtung Moskau geflogen seien, erklärte Bürgermeister Sergej Sobjanin im Onlinedienst Telegram.
Wie die russische Luftfahrtbehörde Rosawijatsija mitteilte, wurde der Flugverkehr auf mehreren Moskauer Flughäfen eingestellt. Auf dem wichtigsten Hauptflughafen Scheremetjewo sowie auf den Flughäfen Wnukowo, Domodedowo und Schukowskij sei jeweils ein Flugverbot verhängt worden, teilte Rosawijatsija bei Telegram mit.
Das Europaparlament stimmt heute in Brüssel über die Einführung von Zöllen auf Düngemittel aus Russland und Belarus ab. Die Abgeordneten entscheiden über einen Vorschlag der EU-Kommission, Strafzölle auf Stickstoff-basierte Düngemittel und weitere Agrarprodukte zu erheben. Ziel der neuen Strafzölle ist es nach Angaben aus Brüssel, die russischen Exporteinnahmen zu schmälern.
Die EU importiert große Mengen Düngemittel aus Russland. Im vergangenen Jahr kam rund ein Viertel der Einfuhren der betroffenen Stickstoff-basierten Düngemittel aus Russland, das entspracht 2024 rund 6,2 Millionen Tonnen. Der europäische Bauernverband Copa-Cogeca hatte die geplanten Zölle scharf kritisiert: Die europäische Düngemittel-Produktion könne die Einfuhren nicht vollständig ersetzen.
Nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums auf Telegram hat die russische Luftabwehr mindestens 376 ukrainische Drohnen abgefangen oder zerstört. Die meisten davon hätten sich über den westlichen Regionen Russlands an der Grenze zur Ukraine und über Zentralrussland befunden, hieß es. Einige seien nach Moskau unterwegs gewesen.
Allein zwischen 20 Uhr und 23:50 Uhr seien 77 Drohnen abgeschossen worden. Laut einer Mitteilung des ukrainischen Militärs trafen ukrainische Drohnen die Halbleiterfabrik eines Zulieferers für russische Kampfflugzeug- und Raketenhersteller in der Region Oryol.
Der Liveblog vom Mittwoch zum Nachlesen:
Die EU-Staaten haben sich auf einen 150 Milliarden Euro schweren Aufrüstungsfonds für Verteidigungsausgaben geeinigt. US-Präsident Trump machte laut Verteidigungsminister Pistorius Fehler bei seinem Telefonat mit Putin.