Die ukrainische Feuerwehr löscht nach einem russischen Angriff einen Hausbrand.
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Drohung mit Pufferzone Putin streut den USA Sand in die Augen

Stand: 23.05.2025 17:54 Uhr

Putin sieht sich im Krieg gegen die Ukraine im Vorteil - auch die nun ins Spiel gebrachte Pufferzone ist Ausdruck dieses Machtanspruchs, meint Peter Sawicki. Der Kremlchef testet damit auch die USA.

Ein Kommentar von Peter Sawicki, zzt. in Kiew

Wer nach mehr als drei Jahren russischer Invasion in der Ukraine die Begriffe Putin und Frieden im gleichen Zusammenhang erwähnt, hat immer noch nichts verstanden. Erst vor einer Woche machten drittrangige Unterhändler von Kremlchef Wladimir Putin in Istanbul klar, dass Frieden aus ihrer Sicht erst dann herrschen werde, wenn die Ukraine besiegt darniederliegt. Gegen Schweden habe man im 18. Jahrhundert 21 Jahre lang Krieg geführt - das könne man heute auch wieder. Und wenn nötig, noch länger.

Putin ist fest davon überzeugt, dass er in seinem Vernichtungsfeldzug gegen die Ukraine den längeren Atem hat. Dementsprechend handelt er - notfalls auch mit kleineren Schritten. Als ein solcher ist nun seine, nicht zum ersten Mal aufgestellte, Ankündigung zu bewerten, eine Pufferzone entlang der Grenze zur Ukraine errichten zu wollen.

Im Klartext heißt das: Moskau will weitere ukrainische Gebiete erobern. Denn eine solche Zone würde Putin kaum auf dem eigenen Territorium errichten wollen.

Stück für Stück in der Ukraine vorrücken

Ukrainische Fachleute skizzieren, wie das militärisch aussehen könnte. Demnach könnten Russlands Truppen ins Auge fassen, grenznahe Orte der nordöstlichen ukrainischen Regionen Sumy oder Charkiw unter ihre Kontrolle zu bekommen. Von dort aus könnten sie versuchen, sich Stück für Stück weiter ins Land einzugraben - um damit auch neue territoriale Ansprüche zu erheben. Genau das haben Putins Verhandler in Istanbul übrigens ebenso angedroht.

Die politische Komponente dahinter besteht auch darin, den USA einmal mehr Sand in die Augen zu streuen. In den Ohren von US-Präsident Donald Trump könnte der Begriff Pufferzone ähnlich klingen wie der von ihm selbst aufgeworfene Vorschlag, im Rahmen eines möglichen Waffenstillstands eine demilitarisierte Zone entlang der Front einzurichten.

Putin testet Grenzen

Putin testet somit abermals aus, wie weit er gegenüber Trump gehen kann, ohne einen härteren Kurs Washingtons zu riskieren. Bisher geht diese Kalkulation auf - leider. Ob die Gedankenspiele zu einer solchen Pufferzone auch militärisch umsetzbar sind, steht auf einem anderen Blatt.

Einig ist man sich in Kiew, dass Russland eine Sommeroffensive plant. Priorität dürfte dabei aus Sicht Putins die Ost- und Südostukraine haben. Fraglich deshalb, wie viele Kapazitäten Moskau für weitere punktuelle Operationen zur Verfügung hat. Zudem sind Putins Truppen vor einem Jahr in der Region Charkiw mit einem ähnlichen Vorhaben bereits schmerzhaft gescheitert. Was aber nicht heißt, dass Putin es nicht noch einmal probieren will. Solange ihm der Westen nicht ernsthaft Einhalt gebietet, dürfte er es immer wieder tun.

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