Mehrere Kardinäle gehen vor dem Sarg von Papst Franziskus her.
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Beerdigung von Franziskus Der Papst, der die Kirche in Bewegung brachte

Stand: 26.04.2025 16:38 Uhr

Papst Franziskus hat seiner Kirche viel abverlangt. Er brach mit alten Strukturen und ebnete einen neuen Weg. Sein Nachfolger muss diesen Kurs nun fortsetzen.

Ein Kommentar von Elisabeth Pongratz, ARD Rom

Die Kardinäle, so sagte Franziskus nach seiner Wahl vor zwölf Jahren, seien fast bis ans Ende der Welt gegangen, um ihn als Papst zu wählen. Ziemlich sicher hat er da gewusst, warum er das sagte. Also warum seine Herkunft aus Argentinien so wichtig war.

Diesem Papst hatte die Kirche nicht mehr gefallen, so wie sie 2013 war. Starr sei sie, sagte er damals. Franziskus hatte etwas anderes im Sinn, etwas, das er in seiner Heimat erfahren hatte. Franziskus wollte an die Menschen heran, ihnen ganz nahe sein. Kein Pomp um des Pomps willen, kein Klerus, der sich nur um seine eigene Macht kümmert.

Nein, dieser Papst hatte den Menschen im Blick. Offensichtlich wurde das immer, wenn er im Kontakt mit anderen war. Da strahlten seine Augen, da schien er neue Energie zu bekommen. Die Menschen scheinen das gespürt zu haben, unablässig pilgerten sie in den Petersdom, um sich von ihm zu verabschieden. Frauen, Männer, Kinder - Christen, Muslime, Hindus.

Nächstenliebe ernst genommen

Der tote Papst, der da in einem schlichten Holzsarg aufgebahrt war, brachte Hunderttausende wieder zusammen, in einer feierlichen Stimmung, in einer friedlichen Stimmung, vereint. Das hätte ihm gefallen. Diesem Argentinier, der nicht müde wurde, den Krieg zu verdammen und zum Frieden aufzurufen.

Dieser Papst hat auch das wörtlich genommen, was im Evangelium steht: Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst. Seine erste Reise hat er auf die Flüchtlingsinsel Lampedusa unternommen, die Liebe zu den Migranten, die Empathie für ihr Schicksal hat ihn dahin geführt.

Eine Kirche für alle

Zum anderen wollte er seine Kirche in Bewegung bringen, synodal nannte er das. Nach seinem Verständnis müsse sie für alle da sein - für "Todos, todos, todos!" - also alle, wie er oft auf Spanisch ausrief.

Alle, das bedeutete in seinen Augen, Frauen, Geschiedene, Homosexuelle, Transgender. Ja, dieser Papst hat sich nicht moralisch über andere gestellt. Er hat den Auftrag Jesu ernst genommen, als dieser sprach: Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein. Mit dieser Rückbesinnung auf das Eigentliche des Evangeliums hat Franziskus seiner Kirche den größten Dienst erwiesen.

Gleichzeitig hat er seiner Kirche viel abverlangt. Er hat ihr eine Weltsynode verordnet, plötzlich mussten sich alle katholischen Christen in der ganzen Welt überlegen, was ihnen wichtig ist, was sie wollen, wie sie sich die Zukunft der Kirche vorstellen. Mehr Einfluss für die Frauen, mehr Mitsprache für die Laien, mehr Öffnung insgesamt. Das wollen die Gläubigen.

Nachfolger muss Weg fortsetzen

Franziskus hat das akzeptiert und gutgeheißen, die Türen dazu hat er weit geöffnet. Doch konkrete Schritte, konkrete Veränderungen hat er nur sachte eingeleitet. Diese Aufgabe hat nun sein Nachfolger.

Er muss das, was Franziskus für den Menschen, für den Nächsten im Sinne Jesu Christi verändern wollte, in eine Form gießen. Er muss Strukturen verändern, ebenso gewisse Dogmen. Und er muss vor allem die Kirche für Männer und Frauen gleichberechtigt öffnen. Schließlich hat Gott beide erschaffen.

Der Nachfolger von Franziskus hat viel zu tun. Aber er kann auf eine reiche Saat zurückgreifen. Eine Saat, die Franziskus gesät hat - vom anderen Ende der Welt.

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Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Inforadio am 26. April 2025 um 13:03 Uhr.