Blumen liegen auf Stolpersteinen, die auf einem Bürgersteig an Juden erinnern, die zur NS-Zeit deportiert wurden

Thüringen Zoff in Nordhausen um Gedenktafel für jüdische NS-Opfer

Stand: 02.05.2025 12:20 Uhr

Kürzlich befasste sich der Nordhäuser Stadtrat mit einem Antrag zur Anbringung einer Gedenktafel im öffentlichen Raum: Sie soll die mehr als 500 Jüdinnen und Juden aus Nordhausen namentlich würdigen, die zur Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, deportiert, ins Exil oder in den Suizid getrieben wurden. Doch mit den Stimmen der CDU und der gesichert rechtsextremen AfD wurde dieser Antrag abgelehnt.

Von MDR THÜRINGEN

In Nordhausen gibt es Streit um eine Gedenktafel. Sie soll die mehr als 500 Jüdinnen und Juden aus Nordhausen namentlich würdigen, die zur Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, deportiert, ins Exil oder in den Suizid getrieben wurden.

Gemeinsame Ablehnung durch CDU und AfD

Der Stadtrat hat mit den Stimmen von CDU und AfD vor wenigen Tagen abgelehnt, eine solche Tafel zu installieren. Das stößt bei den Mitarbeitern der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora in Nordhausen auf Kritik. Sie forderten am Freitag Stadtrat und Stadtverwaltung auf, die Gedenktafel "ernsthaft und mit fachkundiger Unterstützung" zu verwirklichen. Vorgeschlagene Alternativen - ein digitales Gedenkbuch oder ein QR-Code im öffentlichen Raum - seien unzureichend.

Stadtratsbeschluss fast 17 Jahre lang nicht umgesetzt

Die Idee für die Tafel geht zurück auf das Jahr 2008. Der frühere Oberbürgermeister Manfred Schröter - ein CDU-Politiker und Heimatforscher - hatte den Vorschlag gemacht. Der Stadtrat beschloss daraufhin, das Vorhaben umzusetzen. In den Jahren darauf wurden die Namen von rund 500 betroffenen jüdischen Einwohnern zusammengetragen und ihre Schicksale erforscht.

Nun hob die SPD das Thema erneut auf die Tagesordnung - und scheiterte mit ihrem Antrag. Als "irritierend" bezeichneten die KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora die Argumentation von CDU-Stadtrat Steffen Iffland gegen die Gedenktafel. Iffland hatte im Stadtrat gesagt, in einem Buch sei eine Liste der Namen zu finden, die Aufgabe sei erfüllt. Eine Tafel mit 500 Namen sei viel zu teuer. Darüber hatte die Thüringer Allgemeine am Dienstag berichtet.

In Zeiten, in denen Antisemitismus, Rechtsextremismus und Geschichtsrevisionismus lautstark propagiert werden, wäre sie ein klares und sichtbares Zeichen gegen diese Bewegungen und für eine kritische Auseinandersetzung mit der Geschichte. KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora |

Dass ausgerechnet die hohe Zahl der jüdischen Opfer als Argument gegen die Anbringung einer Gedenktafel angeführt wird, wirke höchst verstörend, heißt es dazu in einer Mitteilung der Gedenkstätte.

"Die Errichtung einer solchen Gedenktafel ist überfällig. In Zeiten, in denen Antisemitismus, Rechtsextremismus und Geschichtsrevisionismus lautstark propagiert werden, wäre sie ein klares und sichtbares Zeichen gegen diese Bewegungen und für eine kritische Auseinandersetzung mit der Geschichte."

Gedenken am Jahrestag der Befreiung des KZ Mittelbau-Dora

Das viel beschworene "Lernen aus der Geschichte" müsse mit konkretem Handeln einhergehen, heißt es weiter. "Die Verfolgung, Verschleppung und Vernichtung der jüdischen Nordhäuser:innen während der Zeit des Nationalsozialismus ist auch Teil der Nordhäuser Stadtgeschichte. Die Geschichte der Stadt lässt sich nicht ohne sie erzählen" heißt es von der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora.

MDR (gh)