
Thüringen Wie ein Siebenjähriger aus Hermsdorf die Thüringer Steeldart-Szene rockt
Seit fünf Monaten spielt der siebenjährige Luke Hemmann Steeldarts beim SV Hermsdorf. Den Erstklässler hat von null auf 100 die Dart-Leidenschaft gepackt. Von seinen Vereinskollegen wird er liebevoll als "wandelnder Taschenrechner" bezeichnet.
Seit der Saison 23/24 ist der SV Hermsdorf auch mit einer Abteilung "Steeldart" aktiv. Die Darter treten in der Mitteldeutschen Steeldart Liga an und spielen zurzeit in der "2. Bezirksliga Thüringen B". Dort wird am Samstag das letzte Saisonspiel bestritten und gegen die Zweite Mannschaft aus Silbitz um Platz zwei gekämpft.
Noch nicht zu den Männern, aber zu den Talenten unter den Hermsdorfer Steeldartern gehört der siebenjährige Luke Hemmann. Der schüchterne Erstklässler würde gern ganz groß rauskommen.
Vielen sind die Namen Michael Smith oder Mike de Decker wahrscheinlich kein Begriff. Luke Hemmann, jüngstes Vereinsmitglied in der Abteilung, klärt auf: Smith war 2023 Dart-Weltmeister und mit der belgischen Dart-Ikone Mike de Decker durfte Luke zur Dart-Gala in Jena einlaufen.

Michael Smith (l.) ist Lukes großes Vorbild.
Großes Kino für den Erstklässler, der erst seit fünf Monaten im Verein Dart spielt. Trotzdem: Seinen ersten großen Erfolg konnte er Anfang April beim Mitteldeutschen Kids Cup aber schon einfahren. Dort kam Luke von insgesamt 117 Teilnehmern unter die besten 16. In der Gruppe sei er auf Platz zwei gekommen, dann im Achtelfinale aber leider rausgeflogen, sagt Luke. Natürlich fand er das schade, mehr wäre noch schöner gewesen.
Ich war in der Gruppe zweiter Platz, und im Achtelfinale bin ich rausgeflogen. Luke Hemmann |

Natürlich gibt es auch einen Teppich mit den entsprechenden Abstandsmarkierungen im Dartzimmer.
Trainer ist stolz auf Lukes Leistungen
Trainer Robert Beer ist stolz auf die Leistung des Erstklässlers. Die anfänglichen Bedenken, einen siebenjährigen im Verein aufzunehmen, waren schnell ausgeräumt. Luke sei ein sehr konzentrierter und ehrgeiziger Spieler und er würde tagtäglich trainieren. Dabei hilft das eigens zu Hause eingerichtete Dart-Zimmer. Mama Isabel Hemmann hat den Wünschen ihres Sohnes nachgegeben.
Erst eine elektrische Dartscheibe, dann die Profi-Version aus Metall. Dazu extra Kork an den Wänden, darauf die Scheibe, ein Teppich mit den entsprechenden Abstandsmarkierungen. Und natürlich ein Regal, wo Luke alle Pfeile einsortieren kann. Mehrere Sets nennt er bereits sein Eigen - ein weiteres ist frisch eingetroffen, diesmal von Weltmeister Michael Smith, verrät die Mama. Das sei das große Vorbild von Luke.
Wir haben extra Kork-Kleber gekauft und Kork an die Wände geklebt und dann die Scheiben drauf. Ein Teppich noch mit den Markierungen zwei Meter 37, hinter der Linie muss er dann spielen. Und dann haben wir ein Regal mit allen Pfeilen, die er dazu braucht. Isabel Hemmann |

Luke spielt seit fünf Monaten Steeldarts.
Vom Fußball zum Dart
Von null auf 100 hat ihn die Dart-Leidenschaft erwischt. Erst seit Dezember wirft er Pfeile. Davor hatte er sich im Fußball ausprobiert, sagt Mama Isabel. Aber das seien ihm zu viele Termine gewesen, räumt Luke ein. 301 oder 501 mit double-out oder single out. Luke hat das Spiel drauf - wird von seinen Vereinskollegen liebevoll als "wandelnder Taschenrechner" bezeichnet.
Schon im Werfen rechnet er die Punkte zusammen - und das sehr schnell, gibt die Punkte dann auf dem Wettkampf-Tablet ein. Das sei wie Matheunterricht in der Schule, nur noch besser, sagt Luke. Groß im Kopf - noch klein an der Scheibe. Abhilfe schafft hier ein Hocker, den sich Luke von zu Hause mitgebracht hat. Damit kommt der kleine Mann nach seinen Würfen ganz hoch an die Scheibe, wenn er die Pfeile - am liebsten aus der Tripple-20 - wieder zupfen muss.
In diesem Monat feiert Luke seinen achten Geburtstag. Dafür hat er eigentlich nur einen Wunsch. Eine Halterung für das Punkte-Tablet. Die soll im Dartzimmer künftig das Tablet neben der Scheibe halten, damit es dann wirklich zugeht wie bei den Profis. Und wer weiß, vielleicht kann Luke irgendwann mal seinem großen Idol Michael Smith folgen. Seine nächste Möglichkeit, sich zu beweisen, bekommen er am 14. Juni, dann steigt der nächste Kids-Cup in Jena.

Im Dartzimmer von Luke geht es schon fast zu, wie bei den Profis.
Steeldart erlebt seit Corona einen Boom
Steeldart hat vor allem seit Corona einen regelrechten Boom erlebt, den auch die Jungs in Hermsdorf zu spüren bekommen. Laut Trainer Robert Beer musste vorerst ein Aufnahme-Stopp eingelegt werden. Zu viele Anmeldeanträge lägen derzeit auf dem Tisch. Aktuell ist die Abteilung auf 22 Mitglieder gewachsen. Mehr gebe die Trainingslocation im Hermsdorfer Jugendhaus derzeit nicht her.
Thüringenweit sind etwa 2.000 Mitglieder in 103 Dart-Vereinen organisiert. In den ersten Monaten 2025 wurden bereits 300 Mitglieder mehr gezählt als noch 2024.
MDR (vle/jn)