
Thüringen Vom Aussterben bedroht: Wie der Moorfrosch im Pennewitzer Teichgebiet gerettet werden soll
Der vom Aussterben bedrohte Moorfrosch ist der Lurch des Jahres 2025. Auch in Ilmenau am Pennewitzer Teichgebiet ist die Anzahl der Tiere stark zurückgegangen. Um den Froschlurch zu retten, werden seit diesem Jahr erstmals Moorfrösche in einer Aufzuchtstation großgezogen. Auch das Teichgebiet selbst wird gezielt aufgewertet, um den kleinen Tieren wieder bessere Lebensbedingungen zu bieten.
Er ist der kleinste der drei Braunfroscharten in Deutschland, steht unter strengem Schutz, mag's sumpfig - und zur Paarungszeit schimmern die Männchen in auffälligem Blau: der Moorfrosch. Um auf die bedrohte Art aufmerksam zu machen, hat die Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde den Moorfrosch zum Lurch des Jahres 2025 gekürt.
Von mehreren Hundert Tieren sind wir auf unter zehn Tiere gefallen, die dieses Jahr ihren Laich abgegeben haben. Steffen Lehmann | Natura-2000-Station
Auch im Pennewitzer Teichgebiet im Ilm-Kreis ist die Anzahl der Blaumänner in den vergangenen Jahren stark gesunken. "Es ist mittlerweile eine sehr geringe Zahl. Von mehreren Hundert Tieren sind wir auf unter zehn Tiere gefallen, die dieses Jahr ihren Laich abgegeben haben. Und das ist ein Zeichen dafür, dass es allerhöchste Eisenbahn ist, da Maßnahmen zu ergreifen", sagt Steffen Lehmann von der Natura-2000-Station "Auen, Moore, Feuchtgebiete", der die Aufzuchtstation mit betreut. Schon seit vielen Jahren wird die Entwicklung der Moorfrosch-Population durch ein Monitoring beobachtet.

Steffen Lehmann hat seine Leidenschaft für Amphibien zum Beruf gemacht. Der gelernte Zahntechnikermeister schützt jetzt mit viel Engagement die Moorfrösche im Rahmen des Projektes "1.001 Teich(e)". Als Vorbild für den Aufbau der Aufzuchtstation diente ein Beispiel aus Ravensburg.
Die kleinen Kaulquappen mögen es warm
In einem Folientunnel, geschützt vor kalten Temperaturen, reihen sich 20 Wassertanks mit frischem Teichwasser aneinander. In jedem der Becken etwa 100 kleine Kaulquappen, die bereits nach einigen Wochen ihr hinteres Beinpaar gebildet haben.
So komisch wie's klingt, aber das ist mit ihre Lieblingsnahrung. Steffen Lehmann |
Die kleinen Tierchen mögen's warm: Bei einer Wassertemperatur zwischen 15 und 20 Grad fühlen sie sich am wohlsten. Mit Unterstützung vom Umweltamt werden in der Aufzuchtstation im Ilmenauer Ortsteil Gehren die kleinen Moorfrösche herangezogen. Im Frühjahr wurde dafür ein Teil des Moorfrosch-Laichs aus den Teichen entnommen.
Neben Algen und Fischfutter gibt's abgekochte Löwenzahnblätter: "So komisch wie's klingt, aber das ist mit ihre Lieblingsnahrung. Denn die ist dadurch leicht bekömmlich", erklärt Lehmann. Hat sich auch ihr vorderes Beinpaar gebildet, werden sie peu à peu in das angelegte Außenbecken versetzt.

Optimale Bedingungen? Zwischen 15 und 20 Grad fühlen sich die Kaulquappen am wohlsten. Vom Laich-Einsammeln im Frühjahr bis zum Aussetzen dauert es bis zu zwölf Wochen.
Die Landschaft wird trockener, und das spürt man zwar in den ersten Jahren nicht so deutlich, aber man sieht es dann an den Moorfröschen [...]. Andreas Mehm | Untere Naturschutzbehörde Ilm-Kreis
Dort können sie dann selbst entscheiden, wann sie vom Wasser an´Land krabbeln. In den kommenden Wochen werden die kleinen Moorfrösche dann wieder ins Pennewitzer Teichgebiet ausgewildert.

Für dieses kleine Exemplar geht es bald ins Außenbecken und an Land. Seine Beinpaare haben sich schon ausgebildet, jetzt muss sich nur noch der Schwanz zurückbilden.
Laichgewässer der Froschlurche trocknen aus
Die Gründe für den Rückgang der Moorfrosch-Zahlen sind vielfältig. Ein Problem ist, dass die Laichgewässer austrocknen. "Das hängt natürlich insbesondere mit der Klimaentwicklung zusammen, weil wir weniger Niederschläge haben. Die Landschaft wird trockener, und das spürt man zwar in den ersten Jahren nicht so deutlich, aber man sieht es dann an den Moorfröschen, die ja eher so eine Art der Nasswiesen sind. Die wollen tatsächlich richtig schöne nasse Wiesen haben, und das haben wir jetzt mit den Niederschlagsdefiziten nicht mehr so wirklich", sagt Andreas Mehm, Leiter der Unteren Naturschutzbehörde des Ilm-Kreises.

Abgekochte Löwenzahnblätter stehen bei den kleinen Moorfröschen ganz oben auf dem Speiseplan.
Deswegen wird auch vor Ort an den Pennewitzer Teichen Hand angelegt: Unter anderem wurde das Laichgebiet etwas freigeschnitten, damit es nicht zuwächst und Sonne hinkommt. Gleichzeitig sollen auch Flächen wieder vernässt werden - etwa durch den Rückbau von Entwässerungsgräben, um das Wasser in der Landschaft besser halten zu können - und der Moorfrosch dort überleben kann.

Hier fühlen sich die Moorfrösche am wohlsten - umgeben von Torfmoos, Wollgras und einer sumpfigen Teichlandschaft. Doch die Anzahl der Moorfrösche ist im Pennewitzer Teichgebiet in den vergangenen Jahren rapide zurückgegangen. In diesem Jahr wurden weniger als zehn Laichballen gefunden - vor 2019 waren es Hunderte.
Moorfrosch ist wichtig für Artenvielfalt
Laut Lehmann ist der Moorfrosch ein Zeichen der Biodiversität: "In seinem Schutz profitieren viele andere Arten davon. Vom Reiher über Blindschleichen - alle Tiere, die sich auch von Amphibien ernähren. Für die ist das ultra wichtig. Er ist der Grundstein der Nahrungskette."
Die Aufzuchtstation in Gehren betreut der Moorfrosch-Schützer im Rahmen des Projekts "1.001 Teich(e) - Teichgebietsentwicklung in Pennewitz & Plothen", das durch EU- und Landesmittel gefördert wird.
Auch nach Projektende soll die Aufzuchtstation weiterlaufen - um den Moorfrosch-Nachwuchs sicher durch die ersten Lebenswochen zu bringen und die Population am Pennewitzer Teichgebiet zu stärken.
MDR (wdy/jn)