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Thüringen Den Bauernkrieg erleben – große Landesausstellung in Mühlhausen eröffnet

Stand: 26.04.2025 10:45 Uhr

Am Freitagabend ist in Mühlhausen die große Landesausstellung zu 500 Jahren Bauernkrieg eröffnet worden. An drei Standorten – dem Kulturhistorischem Museum, der Marienkirche und der Kornmarktkirche – werden zentrale Aspekte des Lebens zur Zeit des Aufstands präsentiert. Auf insgesamt 1.500 Quadratmetern mit 400 Exponaten will die Ausstellung nicht nur historische Einblicke in Leben und Alltag der aufständischen Bauern bieten, sondern auch den Tourismus im Norden Thüringens beleben.

Von Mareike Wiemann, MDR Kulturdesk

Nach jahrelanger Vorbereitung ist am Freitagabend in Mühlhausen die große Landesausstellung "Freiheyt 1525" zum 500. Jahrestag des Bauernkriegs eröffnet worden. Wie die Mühlhäuser Museen mitteilten, umfasst die Schau eine Fläche von 1.500 Quadratmetern. An drei Ausstellungsorten würden rund 400 historische Objekte präsentiert. Um den Besucherinnen und Besuchern ausreichend Zeit zu geben, gelte das Ticket an zwei aufeinanderfolgenden Tagen.

Museumsdirektorin Susanne Kimmig-Völkner sagte MDR KULTUR, im Mittelpunkt der Ausstellung stehe die Frage, wie man sich dem Jahr 1525 und einer Gesellschaft nähert, die ganz anders funktioniert habe als heute. Ziel des Teams sei es gewesen, die Lebenswelt und die Beweggründe der aufständischen Bauern für ein heutiges Publikum verständlich zu machen: "Die Herausforderung war es, zu erläutern: Wer waren diese Bauern, was hatten sie für ein Problem – und warum machten sie Aufstand?", erklärte Kimmig-Völkner.

Große Ausstellung in Mühlhausen: Mit "Freiheyt 2025" ins mittelalterliche Bauernleben eintauchen

Hintergründe zum Bauernkrieg (zum Ausklappen)

Der Bauernkrieg meint einen Aufruhr im süd- und mitteldeutschen Raum in den Jahren 1524 und 1525. Die Aufständischen entstammten zu großen Teilen der ländlichen Bevölkerung. Sie wollten eine Verbesserung ihrer Lebensbedingungen erreichen, etwa durch die Verminderung von Abgaben und die Wiederbelebung alter Rechte. Auf erfolglose Verhandlungen folgten Plünderungszüge in Klöstern und Burgen, eine verstärkte Bewaffnung und vielfältige Bedrohungen. Der Aufruhr wurde von den Fürsten blutig niedergeschlagen. Eine genaue Zahl der Toten auf der Seite der Aufständischen ist nicht überliefert – es werden etwa 70.000 Opfer angenommen.

In der Marienkirche den Alltag der Bauern erleben

Gelöst haben die Mühlhäuser Museen diese Herausforderungen, indem sie keine reine "Kriegsausstellung" gestaltet haben, sondern vielmehr an drei Standorten ein breites Panorama aufziehen. So geht es in der Marienkirche um das damalige bäuerliche Leben. Vier abstrakte kleine Häuser sind in die riesige gotische Kirche hineingebaut worden. In ihnen kann man das bäuerliche Jahr erleben, von Frühling bis Winter. Ausgestellt werden Hausrat wie hölzernes Geschirr, Münzen oder historische Dokumente.

"Wir haben zum Beispiel Fischerei-Ordnungen", sagte Susanne Kimmig-Völkner. Darin sei genau geregelt gewesen, wie viele Fische gefangen und zu welchen Konditionen sie verkauft werden durften. "Das war genau reglementiert. Und gegen sowas gab es ja dann den Aufstand", so die Museumsdirektorin.

Marienkirche am Obermarkt, Aussenansicht

Die Marienkirche ist einer der drei Ausstellungsorte der Landesausstellung in Mühlhausen.

Geschichte des Bauernkriegs zum Anfassen

Erdrückende Vorgaben wie diese konnten am Ende ein Leben in Armut verursachen – das wird in der Marienkirche deutlich. Aber nicht, weil sich ein Text an den nächsten reiht: Bei der Landesausstellung habe man bewusst versucht, ein Erlebnis zu schaffen.

"Uns war es auch wichtig, dass man eine Dramaturgie hat", sagte Eva Kaluza vom Ausstellungsgestalter Ö-Konzept. Das Publikum soll beim Besuch das Gefühl haben, durch einen Film oder ein Theaterstück zu laufen. Die Menschen werden "dann so kreuz und quer bis ans Ende des Jahres und auch wieder rausgeführt", erklärte Kaluza.

Blick in einen Ausstellungsraum mit Kanonen, großen Karten und einem Aufsteller einer historischen Persönlichkeit.

In der Kornmarktkirche werden auch Waffen präsentiert.

Fokus auf Waffen und Müntzer in der Kornmarktkirche

Der nächste Ausstellungsort ist die Kornmarktkirche. Dort werden wichtige Ereignisse rund um den Bauernkrieg erzählt – mit vielen historischen Waffen, aber auch anhand von zentralen Personen. Thomas Müntzer ist natürlich dabei, genauso wie Paul Dolnstein von der Gegenseite. Als einzige Frau wird Ottilie von Gersen vorgestellt.

Es ist von der Informationsdichte bewusst sparsam gehalten, damit man die wesentlichen Dinge mitnimmt. Ausstellungsdesignerin Eva Kaluza, Ökonzept |

Die Ausstellungen in Marien- und Kornmarktkirche zeigen sich reduziert: "Es ist von der Informationsdichte bewusst sparsam gehalten, damit man die wesentlichen Dinge mitnimmt", sagte Eva Kaluza zum Konzept. "Und uns war auch wichtig, dass man mit Bildern rausgeht aus der Ausstellung."

Kulturhistorisches Museum: der Bauernkrieg in der DDR

Im Kulturhistorischen Museum, dem dritten Teil, gibt es dann aber doch viel zu lesen. Dort geht es um die Rezeptionsgeschichte des Bauernkriegs: um die Verunglimpfung der Bauern direkt nach den Aufständen, um die Neuentdeckung zur Zeit des Vormärz oder um die Müntzer-Vereinnahmung in der DDR. In diesem Teil der Ausstellung gibt es durchaus Text zu lesen und viele Objekte zu entdecken – von wertvoll bis kurios.

So kann man etwa in die Planungen zum Festumzug anlässlich von 450 Jahren Bauernkrieg in Mühlhausen eintauchen. Der sei minutiös geplant gewesen mit einem Drehbuch, erzählte Susanne Kimmig-Völkner: "Und es gab zu diesem schriftlichen Drehbuch Zeichnungen, die dann zeigen, wie sich die einzelnen Gruppen anzuordnen hatten. Das waren Schülergruppen, Militär und eben als Bauern verkleidete Leute."

Blick auf drei große Marionetten in einer Ausstellungsvitrine.

Wie der Bauernkrieg in 500 Jahren wahrgenommen wurde, können Interessierte im Kulturhistorischen Museum Mühlhausen erfahren.

Mehr Interesse für Thüringer Norden wecken

Ein Stück Lokalgeschichte lässt sich im Kulturhistorischen Museum erleben – und doch betont Kimmig-Völker: Der Anspruch der Landesausstellung ist es, überregional die Geschichte der damaligen Aufstände zu erzählen.

Thüringens Kulturminister Christian Tischner hofft auf positive Auswirkungen der Landesausstellung zum Bauernkrieg. Bei einer Pressekonferenz am Dienstag vor der Eröffnung sagte Tischner, mit der Schau wolle man den Blick weg von den klassischen Kulturzielen wie Weimar und Wartburg hin nach Nordthüringen richten: "Wir hoffen auf einen erheblichen Effekt in den ländlichen Regionen." Diese Ausstellung sei ein Impuls, sowohl kulturell als auch wirtschaftlich und touristisch, so Tischner weiter.

Besucher besichtigen das Bauernkriegspanorama im Panorama Museum in Bad Frankenhausen.

Besucher besichtigen das Bauernkriegspanorama im Panorama Museum in Bad Frankenhausen.

Landesausstellung in Bad Frankenhausen eröffnet im Mai

Der zweite Teil des Landesausstellung im Panorama Museum in Bad Frankenhausen wird am 10. Mai eröffnet. Museumsdirektor Gerd Lindner verwies bei der Pressekonferenz auf die Erfahrungen des Lutherjahres 2017: "Damals kamen einerseits mehr Besucher in die Museen, andererseits konnte ein Thema ganz neu platziert und ins Interesse der Öffentlichkeit gerückt werden." Dies erhoffe er sich nun auch beim Thema Bauernkrieg.

Informationen zur Ausstellung

Thüringer Landesausstellung 2025: "Freiheyt 1525 – 500 Jahre Bauernkrieg"
Vom 26. April bis 19. Oktober 2025 in den Mühlhäuser Museen

Adressen:
Marienkirche/Müntzergedenkstätte
Bei der Marienkirche
99974 Mühlhausen

Bauernkriegsmuseum Kornmarktkirche
Kornmarkt
99974 Mühlhausen

Kulturhistorisches Museum
Kristanplatz 7
99974 Mühlhausen

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag, von 10 bis 17 Uhr

Die Ausstellung im Panorama Museum Bad Frankenhausen wird am 10. Mai 2025 eröffnet.

Quelle: MDR KULTUR (Mareike Wiemann), Zweckverband Mühlhäuser Museen; redaktionelle Bearbeitung: td, tsa, vp