Ein Mann steht vor einer Lokalität

Thüringen Neues Projekt will Thüringens Clubs und Musikszene stärken

Stand: 30.04.2025 16:03 Uhr

Die Pop- und Clubkultur in Thüringen steht unter Druck: Clubs machen zu, Musikerinnen und Musiker ziehen dorthin, wo Karrierechancen besser stehen. Durch gestiegene Kosten auf allen Seiten ist es schwierig geworden, das Nachtleben aufrecht zu halten. Die Landesarbeitsgemeinschaft Songkultur will mit dem Projekt "N8Kultur" eine konstruktive und nachhaltige Lösung finden.

Von Carolin Büscher, MDR Kulturdesk

"Ich hab auf jeden Fall schonmal darüber nachgedacht, nach Berlin zu gehen." Der Jenaer Künstler The New Asuka hat im vergangenen Jahr den Thüringen-Grammy gewonnen. Für seine Musik, die eine Mischung aus K-Pop und Deutschpop ist, wurde er als bester Newcomer ausgezeichnet. Trotzdem hat er überlegt, Thüringen zu verlassen. Grund dafür sind die schwierigen Bedingungen, mit denen insbesondere neue Musikerinnen und Musiker zu tun haben: Es fehlt an Fördermöglichkeiten und Aufmerksamkeit.

Zwei junge Männer vor einer Holzhütte

"The New Asuka" (r.) zusammen mit seinem Musikerkollegen "kickpunchpow".

Oft weiß man nicht, an wen man sich für einen Auftritt wenden kann. The New Asuka | Musiker aus Jena

"Obwohl man sehr reinbuttert in seine Karriere, kommen trotzdem nicht die richtigen Leute auf einen zu," beschreibt The New Asuka seine Situation. "Aber auch andersrum: Oft weiß man nicht, an wen man sich für einen Auftritt wenden kann." Es fehlt derzeit an klaren Strukturen, Anlaufstellen und Vernetzung in der urbanen Thüringer Musik- und Clubszene. Darauf will die Landesarbeitsgemeinschaft Songkultur (LAG) als Dachverband für populäre Musik in Thüringen eine konstruktive Antwort finden – mit dem Projekt "N8Kultur".

Veranstaltungen in Weimar, Erfurt, Jena und Gera geplant

Das Projekt "N8Kultur" ist zunächst eine Veranstaltungsreihe mit dem Fokus auf Vernetzung, die sich aber auch an das Publikum richtet. In den kulturellen Hotspots Weimar, Erfurt, Jena und Gera finden Podiumsdiskussionen mit Akteuren der Szene statt, gerahmt von musikalischen Acts. Dabei soll es nicht nur um die Perspektiven von Nachwuchsmusikern oder Clubbetreibern gehen, sondern um wirklich alle, die mit der urbanen Musikszene zu tun haben: Vom Ticketverkäufer bis zur Tontechnikerin.

"Kultur ist ja wie so ein kleines Ökosystem", beschreibt Christoph Höfferl, Vorstandsmitglied der LAG Songkultur. "Da hängen ganz viele Leute dran. Zwar ist der Clubbetreiber ein anderer als der an der Kasse oder die Musiker – aber alle sind miteinander verflochten. Und auch voneinander abhängig."

Ein Mann steht vor einer Lokalität

Christoph Höfferl von der Landesarbeitsgemeinschaft Songkultur hofft auf eine Stärkung der Musik- und Clubszene in Thüringen.

Aus der Szene in die Struktur: Durch "N8Kultur" soll Dachverband entstehen

Um diesem "Ökosystem" Clubkultur und urbaner Musik gerecht zu werden, sind an jedem der Vernetzungstreffen Themenschwerpunkte vorgesehen: Von Finanzierung und Verwaltung über Nachwuchsförderung bis hin zu Awareness und Drug-Checking für mehr Sicherheit im Nachtleben.

Das Anliegen: Die Bedürfnisse der Szene richtig zu verstehen, um sie dann gezielt auch an die Politik weitergeben zu können. Aus dem Projekt "N8Kultur" soll schließlich ein Dachverband für die Szene entstehen – für mehr Sichtbarkeit und die Chance, bessere Strukturen zu schaffen. Denn die seien in Thüringen jenseits von Hochkultur oder Mainstream bisher wenig gegeben.

Initiative "Nachtkultur" gegen Clubsterben

"Viel Prestige liegt natürlich immer in der Klassik, die auch stärker gefördert ist. Die Popmusikszene wird eher stiefmütterlich behandelt", sagt Anna Geißler, die zweite Vorstandsvorsitzende der LAG Songkultur ist. Dadurch fehlten Möglichkeiten der Unterstützung wie spezifische Anlaufstellen.

Es geht darum, eine lebhafte und kreative Kulturlandschaft in Thüringen zu schaffen, die nachhaltig ist und die inklusiv denkt. Anna Geißler | zweite Vorstandsvorsitzende LAG Songkultur

"Es fehlen Förderungen, es fehlt die Möglichkeit Auftritte zu bekommen, es fehlt die Möglichkeit Spielstätten zu fördern", fasst Anna Geißler zusammen. "Es geht darum, eine lebhafte und kreative Kulturlandschaft in Thüringen zu schaffen, die nachhaltig ist, die inklusiv denkt, die sich in die Breite entwickelt und nicht nur auf Hotspots und große Veranstaltungen setzt. Sondern auch kleine und lokale Künstler*innen unterstützt."

"N8Kultur" soll Situation von Künstlern in Thüringen verbessern

Das Projekt "N8Kultur" sieht sich als Anfang, um Netzwerke und Strukturen zu schaffen. Für eine Stärkung der Thüringer Musikszene – und auch, um junge Künstlerinnen und Künstler davon zu überzeugen, dass musikalischer Erfolg in Thüringen möglich sein kann. Thüringen-Grammy-Gewinner The New Asuka hat sich erst einmal von dem Gedanken verabschiedet, nach Berlin zu gehen: "Mir ist aufgefallen, dass ich's hier sehr schön finde. Und dass es auch ein Vorteil sein kann, wenn man mit seiner Musik ein bisschen einzigartig ist in seinem Bundesland. In Berlin ist natürlich auch mehr Konkurrenz."

"N8Kultur": Veranstaltungen und Themen

22. Mai 2025 Gaswerk Weimar, 18 Uhr
Kulturentwicklung & Musiklandschaft

20. Juni 2025 Franz Mehlhose Erfurt, 18 Uhr
Awareness & Drugchecking

10. Septemer 2025 Paradies Café Jena, 18 Uhr

Verwaltung & Clubszene

5. Dezember 2025 Comma Gera, 18 Uhr
Finanzierung & Nachwuchs