
Thüringen Mehr Sichtbarkeit: Neue Galerie in Weimar von und für Künstlerinnen
In Weimar gibt es eine neue Galerie mit einem ganz besonderen Fokus: Sie stellt nur Kunst von Frauen aus. Betrieben wird der Kunstraum von dem ebenfalls neu gegründeten Künstlerinnen-Netzwerk "Women Art Weimar". Hier haben sich 14 bildende Künstlerinnen aus Thüringen zusammengeschlossen, um sich gegenseitig zu unterstützen und die Kunst von Frauen sichtbarer zu machen. Neben Ausstellungen will die Galerie auch Vorträge und Gesprächsabende organisieren.
- Das neu gegründete Netzwerk "Women Art Weimar" hat eine eigene Galerie eröffnet.
- Für die erste Ausstellung haben alle Frauen des Netzwerks Werke beigetragen.
- Die Künstlerinnen wollen mit Galerie und Netzwerk mehr Sichtbarkeit für Frauen in der Kunst schaffen.
Es ist ein großer, heller Raum direkt neben dem Marktplatz. Ganze 126 Quadratmeter sind hier ab sofort für die Künstlerinnen von "Women Art Weimar" reserviert. So ganz können Larissa Böhler und Susen Reuter selbst noch nicht fassen, dass das hier jetzt ihre Galerie ist – denn die erste Idee kam vor gerade mal einem halben Jahr auf.
"Es fing im Prinzip im Dezember an, dass Larissa Böhler und ich zusammensaßen und uns bewusst wurde, dass es unter uns Künstlerinnen in Thüringen einen größeren Zusammenhalt und ein größeres Netzwerk braucht", erzählt Susen Reuter.

Die Künstlerinnen Susen Reuter (links) und Larissa Böhler haben "Women Art Weimar" gegründet.
So ging es los mit der Idee, ein Netzwerk zu gründen, eben nur für Frauen. Im Januar gab es einen ersten Stammtisch, kurz danach kam das Angebot, die Galeriefläche zu mieten. "Es musste eine Entscheidung getroffen werden – auch jede für sich. Bin ich bereit, kann ich das mit meinen Mitteln, auch zusätzlich noch eine Galerie mitzutragen", so Susen Reuter.
Ausstellung zeigt Werke von 14 Künstlerinnen
14 Frauen haben sich am Ende zusammengetan und die Produzentinnen-Galerie eröffnet. Zur ersten Ausstellung haben alle etwas beigetragen. Es ist ein bunter Mix, der hier zu sehen ist, denn die Künstlerinnen haben unterschiedliche Stile und nutzen ganz verschiedene Techniken.
Bunt flimmernde Halogenleuchten hängen neben bemoosten Keramikgefäßen, an den Wänden Textilkunst neben Gemälden.

Die Arbeiten von 14 Künstlerinnen sind in der WAW-Galerie in Weimar ausgestellt.
Kuratorin Doris Weiland erläutert: "In der Malerei haben wir das gesamte Spektrum, von abstrakt bis gegenständlich. Und in der Plastik ist das ähnlich. Also ganz unterschiedliche Auffassungen von plastischen Arbeiten."
"Women Art Weimar" schafft Verbundenheit unter Frauen
Für Weiland war es keine leichte Aufgabe, das alles in ein gutes Verhältnis miteinander zu setzen, gerade weil es so schnell gehen musste. Dennoch – sie war – und ist – mit Begeisterung dabei. Zwischen den Frauen sei etwas sehr Wertvolles entstanden.

Doris Weiland hat die erste Ausstellung in der neuen "Women Art Weimar"-Galerie kuratiert.
"Es geht sehr sorgsam zu, jede schaut auf die andere, sie wollen gemeinsam etwas erreichen", sagt die Kuratorin. "Das ist hier kein Konkurrenzkampf, sondern ein Miteinander, und das ist wirklich was anderes als sonst im Kunstbereich." Gerade auf dem Kunstmarkt gehe es sehr rau zu.
Das ist hier kein Konkurrenzkampf, sondern ein Miteinander. Doris Weiland, Kuratorin |
Mehr Sichtbarkeit von Künstlerinnen in Museen und Galerien
Sich gegenseitig unterstützen auf dem rauen Kunstmarkt – das ist das Ziel von Netzwerk und Galerie. Die Künstlerinnen haben einen Ort geschaffen, an dem sie dauerhaft präsent sein können. Ganz anders als früher, sagt die Malerin Larissa Böhler: "Sonst sitzt man da alleine in seinem offenen Atelier und versucht, Leute einzuladen und Bilder zu verkaufen."
In Weimar gebe es nicht viele Galerien, wo man verkaufen könne. "Deswegen diese Idee der Sichtbarkeit: Wir wollen sichtbar werden."

Zusammen statt alleine: Die Künstlerinnen im Netzwerk "Women Art Weimar" unterstützen sich gegenseitig.
Sichtbar werden – das ist der Kern der Sache. Auch im politischen Sinne. Susen Reuter erläutert: "Das lässt sich ja immer an diesem schönen Beispiel belegen: Die Berliner Nationalgalerie hat einen Schaubestand von weiblichen Künstlerinnen von 1,5 Prozent. 1,5 Prozent!"
In der zeitgenössischen Kunst sei es schon etwas besser. Da gebe es einen Frauenanteil von 18 bis 20 Prozent. "Aber das ist auch noch zu wenig."
Wir wollen sichtbar werden! Susen Reuter, Künstlerin |

Die Galerie von "Women Art Weimar" befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Weimarer Marktplatz.
Die Künstlerinnen wollen deswegen auch Vorträge und Diskussionsabende zur Sichtbarkeit von Frauen in der Kunst organisieren. Und natürlich sollen dieser ersten Ausstellung noch viele weitere folgen. Einzel-Ausstellungen, Duo-Ausstellungen, thematische Ausstellungen.
Es sind viele, viele Ideen im Raum. Doch zuallererst heißt es nun durchschnaufen und sich von diesem Kunstmarathon der vergangenen Monate etwas erholen.
Mehr Informationen:
WAW Galerie
Marktstraße 6
99423 Weimar
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Samstag: 11 bis 18 Uhr
Redaktionelle Bearbeitung: lig