
Thüringen Abheben gegen Alltagsstress: 18-Jähriger fliegt in Gera ohne Flugschein
Ein Selbstversuch über den Wolken: In Gera können Interessierte ohne Flugschein ein Flugzeug steuern. Unterwegs mit einem 18-Jährigen.
Wenn der Kopf voll ist, der Alltag drückt und die Gedanken sich im Kreis drehen, suchen viele nach einem Ausweg: Yoga, Meditation, ein Spaziergang im Wald. Doch was, wenn all das nicht mehr reicht? In Gera gibt es eine ungewöhnliche Möglichkeit, den Kopf freizubekommen - wortwörtlich: beim Fliegen.
Adrian ist 18 Jahre alt, interessiert sich für Physik und Formel 1. An diesem Tag erfüllt er sich einen lang gehegten Wunsch: einmal selbst ein Flugzeug steuern. "Ein Heckflügel am Auto ist quasi nur ein umgedrehter Flugzeugflügel", erklärt er mit leuchtenden Augen. Für ihn ist Aerodynamik keine abstrakte Theorie, sondern Leidenschaft.

Adrian will es an diesem Tag wissen. Sein Traum: einmal ein Flugzeug fliegen.
Theoretisch kann nichts passieren
Bevor es in die Luft geht, steht jedoch noch Theorie auf dem Programm. Fluglehrer Robert Riedel erklärt, wie ein Flugzeug überhaupt in der Luft bleibt - und warum es nicht einfach herunterfällt.
"Selbst, wenn das Flugzeug nach vorne fallen würde, würde durch den Luftstrom sofort wieder Auftrieb entstehen. Es kann also nichts passieren - sofern alle Teile zusammenhalten." Worte, die beruhigen sollen - besonders jene, die mit einem mulmigen Gefühl ins Cockpit steigen.

Robert Riedel erklärt das Wichtigste zur Aerodynamik.
Der Himmel über Gera ist an diesem Tag gesprenkelt mit Cumuluswolken. Das bedeutet: Turbulenzen sind möglich. Fluglehrer Riedel zeigt vorsichtshalber auf drei Spucktüten - für alle Fälle. Adrian nimmt es gelassen, auch wenn er zugibt: "Langsam kommt die Aufregung."
Nach einer gründlichen Inspektion des Flugzeugs rollt die Maschine zur Startbahn. Den Start übernimmt der erfahrene Fluglehrer - doch oben, in sicherer Höhe, darf Adrian selbst ans Steuer.

Beim Start darf Adrian noch nicht ran - hier übernimmt der ausgebildete Pilot Riedel.
Aussicht "der Hammer"
Eine Stunde lang fliegt er über Thüringen. "Man konzentriert sich voll aufs Fliegen, hat viel zu tun. Zum Kopf frei kriegen super!", sagt er danach. Und die Aussicht? "Der Hammer! Man sieht richtig schön, wie die Städte und Dörfer im Gelände liegen und sich an den Straßen entlang hangeln."

Oben darf Adrian dann steuern.
Das Angebot nennt sich "Pilot für einen Tag". Mitmachen darf, wer mindestens 1,50 Meter groß ist und nicht wesentlich mehr als 100 Kilogramm wiegt. Weitere Ideen, wie man dem Alltag entfliehen kann, sammelt die Thüringer Tourismusgesellschaft unter dem Motto "FreiRäume" auf ihrer Plattform "Thüringen entdecken".
Adrian jedenfalls hat die drei Tüten nicht gebraucht. Auch nach der Landung wirkt er, als würde er noch immer ein paar Zentimeter über dem Boden schweben.
MDR (nir/dst)