
Schleswig-Holstein Postchaos in Gettorf: Briefe kommen nur alle zwei Wochen - in Massen
Der Gang zum Briefkasten kann Bauchschmerzen machen - wenn zum Beispiel viele Rechnungen darin warten. Aber wochenlang gar keine Post kann auch zum Problem werden. Das erleben Menschen zum Beispiel in Gettorf.
"Seit Monaten kriegen wir die Post gebündelt, nicht mehr täglich zugestellt, sondern vierzehntägig", beschreibt Arthur Rathje aus Gettorf (Kreis Rendsburg-Eckernförde) das Problem. Und ergänzt: "Das letzte Mal 16 Postsendungen an einem Tag". Er ist nicht der Einzige: "Letzte Woche bekam ich dann mal richtig fünf, sechs Werbekataloge und einen Batzen Briefe", sagt Anwohnerin Brigitte Jungjohann.
Laut Bundesnetzagentur haben sich in diesem Jahr zwischen Januar und April 1.038 Menschen aus Schleswig-Holstein über Postdienstleistungen beschwert. Im gesamten Jahr 2024 gingen 2.486 Beschwerden ein. Und nicht jeder Ärger wird bei der Netzagentur als Beschwerde eingereicht. Die Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein bestätigt auf NDR Schleswig-Holstein-Anfrage, dass viele Beschwerden zu langen Postlieferzeiten eingehen, kann aber keine genauen Zahlen nennen.
"Einzelne Verzögerungen" durch Personalengpässse bei der Post
"Wir erwarten auch wichtige Post, von der Pflegekasse, von der Rentenkasse, von der Familienkasse. (...) Mit der Post ist es eben halt eine Katastrophe im Moment - krankheitsbedingt, urlaubsbedingt, keine Ahnung warum"."
— Angela Sommerfeld aus Gettorf
Die Deutsche Post räumt ein: Es könne "in den vergangenen Wochen aufgrund von Personalengpässen, eines erhöhten Krankenstandes und der Einarbeitung neuer Kolleginnen und Kollegen auf einzelnen Zustelltouren zu Verzögerungen in der Zustellung gekommen sein". Flächendeckende Laufzeitverzögerungen könnten jedoch ausgeschlossen werden.
Seit dem 1. Januar 2025 hat die Post mehr Zeit, Briefe und Postkarten zuzustellen: Innerhalb von drei Werktagen müssen 95 Prozent ausgeliefert werden. 99 Prozent müssen nach vier Werktagen ankommen. Vorher lag die Frist bei ein bis zwei Werktagen. Es gibt allerdings keinen gesetzlichen Anspruch, dass ein einzelner Brief innerhalb dieser Zeit befördert wird - die Werte beziehen sich auf den Jahresdurchschnitt aller Sendungen.

Beschwerden über stark verspätete Post nimmt die Bundesnetzagentur entgegen.
Was kann ich tun, wenn die Post nicht ankommt?
Für den Einzelnen kann ein stark verspäteter Brief zum großen Problem werden - wie für Brigitte Jungjohann aus Gettorf: "Ich hab' schon mal eine Mahnung bekommen. Aber die Rechnung war nicht da". Wer so eine Frist verpasst und eine Rechnung nicht rechtzeitig bezahlt oder sogar eine Mahnung bekommt, hat nach Angaben der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein keinen Anspruch gegen die Post.
Pressereferentin Katrin Reinhardt von der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein rät in so einem Fall, schnell Kontakt mit dem Absender aufzunehmen und die verspätete Zustellung mitzuteilen. "In den meisten Fällen gibt es dann eine vernünftige Einigung", berichtet sie. Außerdem sollten Probleme wie in Gettorf der Post selbst und auch der Bundesnetzagentur gemeldet werden.
Und wenn alles nicht hilft: Dann rät die Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein, auf andere Übertragungswege auszuweichen - wie elektronische Rechnungen oder die elektronische Korrespondenz zum Beispiel mit dem Handy- oder Energieanbieter.
Dieses Thema im Programm:
NDR Fernsehen | Schleswig-Holstein Magazin | 11.06.2025 | 19:30 Uhr