Eine gelbe Telefonzelle steht an einer Landstraße zwischen grünen Feldern.

Schleswig-Holstein Mecklenburg-Vorpommern Hamburg Mobilfunk-Messwoche: Schlechte Verbindung auf dem Rückzug

Stand: 13.06.2025 17:59 Uhr

Eine Woche lang wurde von Handynutzerinnen und -nutzern verstärkt gemessen: Wo habe ich guten Empfang, wo gar keinen? Das Resultat: Der Mobilfunk wird immer besser, kleine Lücken bleiben dennoch.

Von Christoph Deuschle

Die Bundesnetzagentur wollte es wieder wissen - wie gut ist der Handyempfang auch bei uns im Norden? Und wo gibt es noch immer Funklöcher? In der - nicht repräsentativen - Mobilfunk-Messwoche Anfang Juni wurde deutschlandweit 145 Millionen Mal das Netz geprüft - mithilfe einer speziellen App, die jeder nutzen konnte. "Wir waren vom Andrang selbst überrascht", so eine Sprecherin der Bundesnetzagentur. Zu Beginn der Aktionswoche seien die Server kurzzeitig überlastet gewesen.

Flut an Daten zeigt großes Interesse in der Bevölkerung

Rund 1,4 Millionen Mal wurde während der Messwoche in Hamburg die Netzqualität mithilfe der Funkloch-App der Bundesnetzagentur erfasst. Das heißt, so oft haben Nutzer ihre aktuelle Netzqualität per App übertragen. In Mecklenburg-Vorpommern waren es 3,8 Millionen Messungen, in Schleswig-Holstein 4,5 Millionen und in Niedersachsen ganze 17,6 Millionen Messpunkte. Selbst das überschaubare Bremen kam auf rund 600.000 Messpunkte. Bis Mitte Juli werden diese enormen Datenmengen dann in die Funklochkarte integriert, um das Stimmungsbild beim mobilen surfen weiter zu schärfen. Normalerweise wird die Karte das ganze Jahr fortlaufend durch die App mit Einzelmessungen aktualisiert. Durch die Aktionswoche sind die Datenmengen jetzt aber so groß, dass die Auswertung eine Weile dauert.

 Aber schon jetzt zeigt sich: Vereinzelte Empfangsprobleme scheint es bei allen Netzbetreibern zu geben. Was in vielen Fällen aber auch am Mobiltelefon und der Umgebung liegen kann, zum Beispiel wenn das Telefon hinter dicken Wänden oder mit sehr hohem Tempo unterwegs ist. Großflächige Funklöcher, bei denen keiner der drei großen Mobilfunkanbieter Telefónica/O2, Vodafone und Telekom eine Mobilfunkversorgung anbieten, gibt es laut den Betreibern praktisch nicht mehr.

Flächenversorgung versus Haushalte

Aber was bedeutet eigentlich das umgangssprachlich "gute Netz"? Bei der Versorgung mit gutem, schnellem und zuverlässigem Mobilfunk und mobilem Internet gibt es zwei Messgrößen, über deren Wichtigkeit sich die Netzbetreiber und die Bundesnetzagentur seit jeher uneins sind. Die eine Größe, welche vor allem dann relevant wird, wenn unterwegs mal wieder das Video bei TikTok oder der Artikel in der Apothekenumschau nicht lädt, ist die Flächenversorgung.

Hier sah laut Bundesnetzagentur in puncto schnellem Internet, definiert als mindestens 4G-Standard - also LTE - mit Stand April 2025 bundesweit so aus:

  • Telefónica/O2 (O2) ist mit 87,4% des Bundesgebietes das Schlusslicht. (2024 86,9%)
  • Vodafone versorgt 91,5% der Republik. (2024 91,3%)
  • Telekom 92,1%. (2024 91,7%)

Schleswig-Holstein unter nördlichen Flächenländern bei allen Betreibern Spitze

Wenn man auf die Flächenabdeckung mit mindestens 4G im Norden schaut, sieht das Bild nochmal anders aus - besser nämlich:

  • In Schleswig-Holstein sind 99,8 % der Fläche mit Breitband Mobilfunk abgedeckt. (O2 96 %, Vodafone 98,5 %, Telekom 97 %)
  • In Niedersachsen erreicht der schnelle Mobilfunk 98,8 % der Haushalte. (O2 89 %, Vodafone 95,5%, Telekom 93,5 %)
  • Mecklenburg-Vorpommern hat 98,5 % mit 4G oder schneller versorgte Fläche. (O2 89 %, Vodafone 93,5 %, Telekom 94,5 %)

Die Stadtstaaten Hamburg und Bremen sind jeweils mit über 99,98 % rechnerisch mit schnellem mobilem Internet voll versorgt.

Mobilfunkbetreiber: Nahezu alle Haushalte versorgt

Eine weiterer Maßstab für guten Breitband Mobilfunk ist die Anzahl der versorgten Haushalte. Diese Messgröße nutzen die Mobilfunkunternehmen bevorzugt, denn hier lässt sich deutlich mehr von einer annähernden Vollversorgung der Bundesrepublik - und damit auch des Nordens - sprechen.

Telefónica/O2 spricht von mehr als 97% Versorgung der Haushalte mit dem modernen 5G-Standard. Bei Vodafone sind es 99,2%, die Telekom spricht von "über 99%". Klar ist aber auch: Der fortwährende Ausbau der Netze ist notwendig. Alle Netzbetreiber spüren nach eigenen Angaben den stetig wachsenden Anteil mobiler Daten am Internetverkehr. Vodafone spricht beispielsweise von einer Steigerung der Datenmengen um knapp ein Drittel jährlich.

Überall ausreichend schnell surfen kommt - bis 2030

Bis 2030 muss eine Download-Geschwindigkeit von 50 MB pro Sekunde auf 99,5 Prozent der Fläche Deutschlands möglich sein. Bis dahin haben die Netzbetreiber nach heutigem Stand - auch im Norden - noch ein bisschen Arbeit vor sich, auch wenn sich die Lücken zuletzt spürbar geschlossen haben.

Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 01.06.2025 | 16:00 Uhr