Ein Goldschakal steht hinter einem verrottenden Baum.

Schleswig-Holstein Jagdtouristen wollen Goldschakal auf Sylt jagen

Stand: 10.06.2025 13:24 Uhr

Der Goldschakal hat bislang auf der Insel rund 100 Schafe und Lämmer gerissen. Nun wollen Jäger aus ganz Deutschland helfen, ihn zu schießen. Der stellvertretende Kreisjägermeister Nordfrieslands möchte Jagd-Tourismus vermeiden.

Seit dem 5. Juni gilt eine Ausnahmegenehmigung des Landesamtes für Umwelt: Der Goldschakal auf Sylt (Kreis Nordfriesland) darf geschossen werden. Es wäre der erste Abschuss in Deutschland. Deswegen haben sich am Pfingstwochenende Jäger aus anderen Regionen gemeldet: Sie wollen nachts auf der Insel mitjagen. Für den stellvertretenden Kreisjägermeister Nordfrieslands Manfred Uekermann ist klar: "Wir werden die Hilfe der anderen Jäger nicht in Anspruch nehmen." Er wolle Jagd-Tourismus verhindern.

"Ruhe ist bei Jagd das A und O"

Mit den rund 20 bis 30 ehrenamtlichen Sylter Jägern, die sich auf der rund 99 Quadratkilometer großen Insel aktiv an der Jagd nach dem Goldschakal beteiligen, stünden ausreichend Jäger zur Verfügung, so Uekermann. Ruhige Bereiche seien für die nächtliche Jagd essenziell. Gerade jetzt sei es sowieso schon sehr voll auf der Insel wegen des Pfingst-Tourismus. Deswegen sei es besser, wenn die Jägerinnen und Jäger der Insel unter sich blieben.

"Er gehört einfach nicht hierher" - auch Brutvögel seien gefährdet

Seit dem 19. Mai hat der Goldschakal auf der Insel etwa 100 Schafe und Lämmer gerissen. Außerdem ist zur Zeit auch die Brutzeit der Wiesen- und Watvögel. Auch sie seien, so der stellvertretende Kreisjägermeister, durch den Goldschakal bedroht. Er sei ein Allesfresser, kleiner als ein Wolf und könne sich deswegen auch gut in den hohen Gräsern verstecken und so ungestört Beute machen. Dadurch, dass er keine natürlichen Feinde auf der Insel habe, sei er gefährlich für das System. Die Natur sei dafür nicht ausgelegt, die heimischen Tiere könnten sich nicht vor dem Tier schützen oder sich darauf einstellen.

Schon einige Sichtungen, aber noch kein Abschuss

Die Kreisjäger seien froh, wenn man den Goldschakal in einer der nächtlichen Jagdrunden schießen könnte. Mitleid mit dem außergewöhnlichen Tier habe man nicht. "Wenn man gesehen hat, wie er den Schafen und Lämmern die Kehle durchgebissen hat, und im Blutrausch die Ohren abgerissen hat, dann hat man da kein Mitleid. Dann sind wir nur froh, wenn wir ihn endlich erwischen." Die Jägerinnen und Jäger hatten in den vergangenen Nächten den Goldschakal schon mehrfach nachts gesichtet, konnten ihn aber nie gesichert schießen.

NABU für "Entnahme", WWF dagegen

Der NABU teilt die Einschätzung, dass der zeitnahe Abschuss dieses Goldschakals nötig ist und stimmt der Jagd zu. Es sei, so in der Stellungnahme des NABU, "aufgrund des unerwünschten Lernverhaltens dieses Goldschakals auch in Zukunft damit zu rechnen, dass das Tier ernste Schäden in den Schafbeständen auf der Insel Sylt anrichten wird."

Die Naturschutzorganisation WWF kritisiert dagegen die Jagdgenehmigung für den Goldschakal auf Sylt. Es gäbe keine belastbare Forschung, dass der Goldschakal negativen Einfluss auf Bodenbrüter habe. Zudem sei unklar, ob es sich um eins oder mehrere Tiere handele. Für den stellvertretenden Kreisjägermeister Manfred Uekermann wäre dies noch ein Grund mehr, das Tier schnell zu schießen: Ein Goldschakal kann in der Regel drei bis fünf Junge werfen, damit würde sich das Problem verschärfen.

Dieses Thema im Programm:
NDR Fernsehen | Schleswig-Holstein Magazin | 09.06.2025 | 19:30 Uhr