Eine Mitarbeiterin hält frisch gestochenen Spargel beim offiziellen Spargelanstich auf einem Spargelfeld.

Schleswig-Holstein #Hyggepost: Wohin Dänen für Spargel und Störche reisen

Stand: 26.04.2025 13:39 Uhr

Unsere Kolumnistin Simone Mischke lebt in Dänemark und schreibt über ihren Alltag. Etwa über die Spargelsaison und warum die für die Dänen einen besonderen Reiz hat - allerdings nicht in Dänemark.

Von Simone Mischke

Geht euch das auch so? Gefühlt gerade erst den letzten Schokoladen-Weihnachtsmann verspeist, schon sind die Schubladen zu Hause wieder voll mit Osterhasen. Und dann folgt auch schon das nächste kulinarische Highlight, auf das ich mich allerdings alle Jahre wieder schon besonders lange im Voraus freue: auf die Spargelsaison. Die Dänen freuen sich darauf auch. Aber anders als wir Deutschen.

Vom Suchen und Nichtfinden der Spargelsaison in Dänemark

Als ich nach Dänemark zog, war ich im ersten Jahr doch recht verwundert, als kalendarisch die Spargelsaison hätte beginnen müssen. Einen Hype um die weißen Gemüsestangen gibt es nämlich auf dieser Seite der Grenze eher nicht. So, wie wir das halt kennen, im Restaurant eine separate Speisekarte mit Spargel in allen Varianten: mit oder ohne Schinken, Hollandaise oder Butter, kleines Schnitzelchen oder andere Extras dazu - Fehlanzeige. Und auch im dänischen Supermarkt muss man das weiße Gold aus regionalem Anbau eher suchen. Im Gegensatz zum grünen Spargel. Den gibt es das ganze Jahr über.

Also kaufe ich seit etlichen Jahren den feinen weißen Spargel in Deutschland und wir genießen zu Hause die kurze Saison. Und die Dänen? Na ja - was liegt näher, als für den Spargelgenuss in das Land zu fahren, das das weiße Gold regelrecht feiert? Die Dänen kombinieren das aber gerne mit einem weiteren Highlight.

Was für ein Ausflug: Störche gucken und Spargel essen

In Dänemark gibt es Hygge und Hotdogs. Aber wir haben Spargel UND Störche! Beides lieben die Dänen, beides ist hier aber eher selten. Klingt ein bisschen einfach, höre ich Kritiker jetzt sagen. Stimmt. Ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber ich habe in dieser komplizierten Welt nichts gegen ein bisschen Einfachheit hin und wieder.

In unserem örtlichen Anzeigenblättchen wird schon seit Wochen annonciert: "Spargelessen im historischen Krug!" Heißt für die Dänen: rein in den Bus und von Sonderburg aus über weitere Stationen in Sønderylland Bergenhusen (Kreis Schleswig-Flensburg) anfahren. Auch bekannt als das Storchendorf. Ein Guide fährt auch mit im Bus. In Bergenhusen können die angereisten Dänen um die 20 Storchenpaare bewundern. Danach geht es weiter in den historischen Krug nach Schwabstedt (Kreis Nordfriesland). Spargel satt mit Schinken, Sauce Hollandaise und neuen Kartoffeln verspricht die Anzeige. Den fröhlichen Nachmittag mit Spargel essen und Störche gucken inklusive Busfahrt gibt's für umgerechnet gut 65 Euro. Und ich musste erst nach Dänemark ziehen, um herauszufinden, wie beliebt das weiße Gemüse und die Vögel im dänischen Grenzland sind.

Mehr Wertschätzung für das Naheliegende

Die Spargelfahrt mit Störche gucken in Schleswig-Holstein ist nicht das einzige Event dieser Art. So berichtet "Der Nordschleswiger" etwa über dänische Sozialdienstvereine, die zuerst in Niesgrau in der Geltinger Bucht Spargel essen und danach weiter nach Freienwill bei Flensburg fahren, um selbigen für zu Hause einzukaufen. Auch mein Nachbar, der Mann namens Ove, kennt die kulinarischen Ausflüge. In seinem Golfclub spielen etliche Deutsche, erzählt er mir. "Und wenn wir dann auf der anderen Seite der Grenze eingeladen sind, gibt es weißen Spargel mit Schnitzel."

Das Gute und Besondere zu sehen, fällt uns ja manchmal ein bisschen schwer. Vor allem, wenn wir es direkt vor der Nase haben und für selbstverständlich halten. Dass Menschen aus Dänemark ins schöne Schleswig-Holstein kommen, um sich am Spargel und an den Störchen zu freuen, macht mich im schönen Sønderylland auch ein bisschen stolz.

Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Welle Nord | Moin! Schleswig-Holstein - Mein Wochenende | 27.04.2025 | 13:20 Uhr