
Schleswig-Holstein Europa-Universität Flensburg: Geld fehlt - Mitarbeiter demonstrieren
Die Europa-Universität Flensburg (EUF) schreibt seit Jahren rote Zahlen. Nun sind die Rücklagen aufgebraucht. Zeitverträge werden nicht mehr verlängert. Mit einer Demo haben die Beschäftigten darauf aufmerksam gemacht.
Als große Gruppe mit Reisegepäck sind am Mittwochvormittag rund 170 Beschäftigte der Uni vom Flensburger Campus zum Bahnhof gezogen. Die Botschaft der Demonstration: "Wir sitzen auf gepackten Koffern". Wenn qualifiziertes Personal die Uni erst einmal verlassen habe, werde es schwer, es später zurück zu holen, warnt die Gewerkschaft GEW. Betroffen ist der so genannte Mittelbau.
Europa-Universität Flensburg: Geld fehlt - Unruhe wächst
Gut die Hälfte der 670 Beschäftigten sind nach Angaben der EUF wissenschaftliche Mitarbeitende. Die weitaus meisten haben nur befristete Verträge. Weil das Geld fehlt, werden diese seit dem Frühjahr nicht mehr verlängert, bestätigte eine Uni-Sprecherin. Die Unruhe ist groß.

Die Europa-Universität schreibt seit Jahren rote Zahlen.
Zusätzliche Studienangebote erhöhen den Finanzbedarf
Schon seit Jahren schreibt die EUF rote Zahlen. Das Defizit beträgt nach aktuellen Prognosen vier Millionen Euro. Nun seien die Rücklagen aufgebraucht, so die Sprecherin. Hintergrund ist, dass aus der ehemaligen Pädagogischen Hochschule eine vollwertige Universität geworden ist.
Der Prozess begann bereits in den 1990er Jahren. Das Angebot auf dem neu errichteten Campus geht inzwischen weit über die Lehrerausbildung hinaus. Aus Flensburger Sicht hat das Land allerdings versäumt, die Uni finanziell auch entsprechend auszustatten.
Hochschulstandort Flensburg ist laut Studie unterfinanziert
Aus einer Publikation des unabhängigen Wissenschaftsrats von 2023 geht hervor, dass Schleswig-Holstein bei den Ausgaben für Hochschulen in den vergangenen Jahren im unteren Drittel aller Bundesländer gelegen habe.
Vor allem die EUF und die Hochschule in Flensburg sowie CAU und die Muthesius Kunsthochschule in Kiel lagen deutlich unter den Durchschnittswerten. Das Wissenschaftsministerium verweist dagegen auf 7,5 Prozent mehr Ausgaben im Globalbudget für die EUF im aktuellen Jahr. Bis 2029 stünden weitere Mittel in Aussicht, die über die Tarifsteigerungen hinausgehen.
Nach Angaben von Uni-Präsidentin Christiane Hipp birgt die Rechnung aber noch viele Unsicherheiten. So seien die Zuweisungen auch von der Zahl der Studierenden abhängig. Der Umstieg von G8 auf G9, also das Ende des verkürzten Abiturs, führt gleichzeitig dazu, dass ein Jahrgang in Schleswig-Holstein fehlt. Hipp hofft auf Überbrückungsgelder, rechnet aber trotzdem mit einem Stellenabbau.

Nach NDR-Informationen könnten bis zu 60 Mitarbeitende von den möglichen Stellenstreichungen betroffen sein.
Lehraufträge statt Festanstellung?
Derzeit laufen noch Verhandlungen mit dem Ministerium. Doch die GEW betont, dass die Betroffenen Sicherheit bräuchten, zumal im Oktober das neue Semester beginnt. Die Gewerkschaft befürchtet, dass die Uni die festen Stellen künftig durch Lehraufträge nach Honorar ersetzt, die deutlich schlechter bezahlt seien.
Autofahrer in Flensburg müssen wegen Demo mit Staus rechnen
Ein Sprecher des Personalrats sagte auf der Kundgebung, dass voraussichtlich 50 Vollzeitstellen und damit etwa 75 Beschäftigte vor einer unklaren Zukunft stünden. An den Protesten beteiligten sich auch Studierende. Die Route führte am Vormittag dabei vom Flensburger Campus über Hafermarkt und Südermarkt zum Bahnhof.
Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 11.06.2025 | 12:00 Uhr