
Sachsen-Anhalt Tafeln in Not: Supermärkte spenden weniger Lebensmittel
Supermärkte verkaufen mehr Ware, statt sie zu spenden. Die Tafeln in Sachsen-Anhalt leiden darunter – während die Zahl der Bedürftigen weiter steigt.
Weil Supermärkte weniger Lebensmittel verschwenden, bleibt für die Tafeln in Sachsen-Anhalt weniger übrig. Darauf hat der Vorsitzende der Tafeln des Landes, Kai Gerrit Bädje, verwiesen. 35 Tafeln mit rund 100 Ausgabestellen gibt es im Land. Bädje sagte MDR SACHSEN-ANHALT, überall steige die Zahl der Bedürftigen, während die Zahl der Lebensmittelspenden sinke.
Ein Grund dafür seien neue Verkaufsstrategien der Einzelhändler. So werden Lebensmittel zunehmend an Grabbeltischen billiger verkauft, bevor sie gespendet werden. Eine Entwicklung, die auch Andreas Steppuhn, der Vorsitzende der Tafel Deutschland, beobachtet. Steppuhn hatte bereits vor zwei Jahren berichtet, dass Supermärkte ihre Bestellprozesse optimieren. Hinzu kämen Konzepte wie "Rettertüten", bei denen Lebensmittel kurz vor Verfallsdatum nicht an Tafeln, sondern an Kunden vergeben werden.
Tafeln versorgen in Sachsen-Anhalt rund 60.000 Menschen im Jahr mit Lebensmitteln
Dagegen ist laut Bädje prinzipiell nichts einzuwenden: "Weniger Lebensmittelverschwendung finden auch wir als Tafel gut. Das bedeutet aber auch, dass wir andere Wege brauchen, um Lebensmittel zu retten und zu sammeln", so Bädje. Eine Lösung könnte sein, Überschüsse direkt von den Lebensmittelherstellern zu bekommen.
Nach Angaben des Landesverbandes versorgen die Tafeln in Sachsen-Anhalt rund 60.000 Menschen im Jahr mit Lebensmitteln wie Obst, Gemüse, Brot und Milchprodukten. Laut Bädje ist die Nachfrage in den vergangenen Jahren durch Corona-Pandemie, Krieg in der Ukraine und Inflation gestiegen.
MDR (Lukas Mauri, David Wünschel)