
Sachsen-Anhalt Kunstmuseum Magdeburg überrascht mit neuem Blick auf seine Sammlung
Das Kunstmuseum Magdeburg feiert in diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass präsentiert es die eigene Sammlung in neuem Licht und hat namhafte Künstlerinnen und Künstler eingeladen, mit den Werken der Sammlung in Dialog zu treten. Entstanden ist dabei die Ausstellung "Herausgeforderte Gemeinschaft".
- Das Kunstmuseum Magdeburg feiert in diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen.
- Es wurde DDR-Zeiten einem Kloster eingerichtet und besticht durch eine besondere Atmosphäre.
- In der Jubiläumsausstellung setzen sich prominente Künstler mit den Werken der Sammlung auseinander.
"Herausgeforderte Gemeinschaft" – was für ein Titel für einen 50. Geburtstag! Man denkt schnell an die herausgeforderte Gesellschaft. Und genau in diesem Zirkel will man sich bewegen. "Jeder Mensch wird in einer Gemeinschaft groß, lebt in einer Gemeinschaft", betont Annegret Laabs, Direktorin des Kunstmuseums Magdeburg, im Gespräch mit MDR KULTUR: "Ohne darüber nachzudenken und ohne Gemeinschaften funktioniert die Welt nicht. Und deshalb haben wir diesen Titel gewählt."
Man wolle zeigen, dass ein Kunstmuseum von all diesen Gemeinschaften lebe, ergänzt Laabs, und von all diesen Herausforderungen, die sich tagtäglich in einer solchen Institution stellen, beim Sammlungsaufbau im historischen Gebäude.
Jeder Mensch wird in einer Gemeinschaft groß, lebt in einer Gemeinschaft. Annegret Laabs, Direktorin des Kunstmuseums Magdeburg |
Kloster wurde zu DDR-Zeiten ein Kunstmuseum
Denn auch das Gebäude selbst steht als Kloster explizit für die Gemeinschaft: für das Leben in Gemeinschaft und heute vielleicht als Arbeitsgemeinschaft in einem Kunstmuseum. Jedenfalls begreife man sich so, obwohl auch die Geschichte des Hauses eine herausfordernde war, erzählt Annegret Laabs: "1975 beschließt die Stadt, aus dem Kulturhistorischen Museum Magdeburg ein Museum der Technik- und Arbeitergeschichte zu machen. Und die Kunstsammlung war einfach übrig."

Seit 1975 ein Kunstmuseum: Das Kloster unser lieber Frauen in Magdeburg.
Dann habe man gesagt, man habe doch noch ein Kloster, da passe die Kunstsammlung der Landeshauptstadt Magdeburg hinein, ergänzt die heutige Direktorin des Kunstmuseums: "Ein Haus, das nie für eine Kunstsammlung gebaut worden ist, was keine schönen großen Oberlichtsäle hat wie das Kulturhistorische Museum, sondern als romanische Räume Tonnengewölbe hat. Die Wände seien deshalb nicht gerade. Bilder aufzuhängen, empfinde man auch heute als große Herausforderung, so Laabs.
Jubiläumsschau mit gefeierten Künstlern
Und trotz der Probleme sind die Räumlichkeiten außergewöhnlich wirkmächtig – auch deshalb hat sich wohl manch weltweit bekannter Künstler für Ausstellungen nach Magdeburg begeben und Werke hinterlassen. Sei es Christian Boltanski, mit einer fragilen und deshalb kaum gezeigten Fotoarbeit oder Jannis Kounellis, mit einem seiner Stoffbilder aus alten Mänteln.

Direktorin Annegret Laabs rückt zum Jubiläum des Kunstmuseums Mageburg den Begriff Gemeinschaft ins Zentrum.
Auch der mittlerweile sehr erfolgreiche Künstler Rashid Johnson, dessen Ausstellung im New Yorker Guggenheim Museum gerade gefeiert wird, erzählt Laabs auch ein bisschen stolz: "Rashid Johnson ist jemand, den wir seit 13 Jahren in der Sammlung haben und vielleicht auch das einzige deutsche Museum sind, was von ihm Arbeiten hat."
In der Ausstellung ist deshalb Johnsons Bild "Walking in Magdeburg" zu sehen, bei dem er mit den Füßen den Staub der Magdeburger Erde auf das Bild gebracht hat. Das sei natürlich ein tolles Symbol für Gemeinschaft, findet Annegret Laabs und ergänzt, natürlich könne man unter dem Begriff Gemeinschaft oder Gesellschaft fast jedes Kunstwerk subsummieren, denn die meisten Künstler arbeiteten mit Blick auf ihr soziales Umfeld.

Zum Jubiläum zeigt das Kunstmuseum Magdeburg die Ausstellung "Herausgeforderte Gemeinschaft".
Ausstellung wirft neuen Blick auf eigene Sammlung
"Wir haben in dieser Ausstellung auch darauf geachtet, das zusammenzuziehen, was wir in der Sammlung haben, was sich mit diesem Thema beschäftigt", sagt Laabs. Da seien Künstler wie Michael Schmidt mit seiner "Waffenruhe" ganz zentral oder Annika Kahrs, die mit ihrem Video "Strings" über ein Streichquartett eine Gemeinschaft par Excellence beschreibe: "Musiker, die versuchen, gemeinsam ein Stück von Beethoven zu spielen und plötzlich auf die Idee kommen, wir könnten die Instrumente tauschen." Gemeinschaft funktioniere halt nicht, erläutert Laabs, wenn nicht jeder seinen Platz in der Gesellschaft einnehme.
Gemeinschaft funktioniert halt nicht, wenn nicht jeder seinen Platz in der Gesellschaft einnimmt. Annegret Laabs, Direktorin des Kunstmuseums Magdeburg |
Ob Videos Skulpturen, Malerei oder Fotografie – gezeigt werden rund 70 Positionen, wobei Bekanntes und Neues in Beziehung zueinander gesetzt wird. Auch Werke eingeladener Künstler, die sich in diesen Kontext einordnen lassen. So hinterfragt Itamar Gov mit seiner Arbeit "Alle Blaus ohne Preußisch Blau" die Verantwortung der Gemeinschaft gegenüber historischen Prozessen.

Itamar Gov hinterfragt mit "Alle Blaus ohne Preußisch Blau" die Verantwortung der Gemeinschaft gegenüber historischen Prozessen.
Im Zeichen der Gemeinschaft steht auch das Schwarz-Weiß Video "Die sterbende Biene" des in Halle beheimateten Künstlers Wieland Krause, das geradezu anrührend philosophisch daherkommt, zu dem Annegret Laabs sagt. "Wenn man dazu weiß, dass Aristoteles ausführt: die Bienen, die Ameisen, die Bieber und die Menschen sind die einzigen, die in Gemeinschaft leben, dann wissen wir auch gleich, was die Biene tut, wenn sie allein ist. Sie stirbt."
Es sind tiefschürfende aber sehr nahbare Gedanken, zu denen man hier ermutigt wird – über und in Gemeinschaft.
Informationen zur Ausstellung:
"Herausgeforderte Gemeinschaft"
50 Jahre Kunstmuseum Magdeburg – Jubiläumsausstellung 2025
14. Juni bis 19. Oktober 2025
Kunstmuseum Magdeburg
Regierungsstraße 4-6, 39104 Magdeburg
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Freitag: 10 bis 17 Uhr
Sonnabend und Sonntag: 10 bis 18 Uhr
montags geschlossen
Quelle: MDR KULTUR (Sandra Meyer); redaktionalle Bearbeitung: td