Auszubildende 2009 bei der Henkel AG

Sachsen-Anhalt Chemiekonzern Dow stoppt vorerst Ausbildung in Schkopau und Böhlen

Stand: 11.06.2025 16:07 Uhr

Dow wird im kommenden Ausbildungsjahr keine neuen Azubis an seinen ostdeutschen Standorten einstellen. 26 Jugendliche sind betroffen. Der Chemiekonzern verweist auf Sparzwänge und unklare Perspektiven. Die Entscheidung sorgt für Unruhe – auch, weil zentrale Produktionsanlagen derzeit auf dem Prüfstand stehen. Die Industriegewerkschaft IG BCE sieht darin ein weiteres Anzeichen für die tiefe Krise der Chemieindustrie.

Von MDR SACHSEN-ANHALT

Der Chemiekonzern Dow hat angekündigt, im Ausbildungsjahr 2025/2026 keine neuen Auszubildenden an seinen ostdeutschen Standorten Schkopau (Sachsen-Anhalt) und Böhlen (Sachsen) einzustellen. Betroffen sind 26 Jugendliche, die ihre Ausbildung ursprünglich am 1. September beginnen sollten.

Das Unternehmen begründet die Entscheidung mit Sparmaßnahmen und Unsicherheiten über den künftigen Bedarf. Bereits laufende Ausbildungen sind nicht betroffen. Über den Schritt hatte zunächst die Mitteldeutsche Zeitung berichtet.

Neue Ausbildungsplätze gesucht

Dow teilte mit, den betroffenen Bewerberinnen und Bewerbern gemeinsam mit Betriebsräten Hilfe bei der Suche nach Alternativen anzubieten. Dafür sei man mit der Bundesagentur für Arbeit sowie den Industrie- und Handelskammern im Austausch. Das Unternehmen bedauere die Entscheidung, sehe sich jedoch angesichts mehrerer Faktoren dazu gezwungen.

Hintergrund des Ausbildungsstopps ist eine laufende Prüfung der Zukunftsfähigkeit zentraler Produktionsanlagen in Europa, insbesondere der Werke in Schkopau und Böhlen. Die Prüfung ist eine Reaktion auf hohe Energie- und Rohstoffpreise sowie weltweite Überkapazitäten. Eine endgültige Entscheidung wird bis Mitte 2025 erwartet.

Sachsen-Anhalts Arbeitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD) spricht angesichts der aufgelösten Ausbildungsverträge von einem bedenklichen Signal. "Gerade in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten dürfen junge Menschen, die für die Zukunft unserer Wirtschaft stehen, nicht die ersten Leidtragenden sein", so die Ministerin.

Gewerkschaft: Absage von Dow ist weiteres Krisensignal

Die Gewerkschaft IG BCE zeigt sich alarmiert. Norman Friske, Bezirksleiter in Halle-Magdeburg, sprach auf Nachfrage von MDR SACHSEN-ANHALT von der nächsten schlimmen Nachricht. Dass sich junge Menschen kurzfristig neue Ausbildungsplätze suchen müssten, sei ein klares Zeichen dafür, dass die Chemieindustrie in einer tiefen Krise stecke. Vermutlich sollten dadurch Kosten eingespart werden.

Zwar habe Dow bislang über Bedarf ausgebildet, doch die Hoffnung liege nun darauf, dass der Konzern im Folgejahr wieder neue Ausbildungsplätze anbietet – das sei derzeit das einzige positive Signal, so Friske.

dpa, MDR (Christoph Dziedo, Tanja Ries, Hannes Leonard)