
Sachsen Zwei Jahre Superblocks in Leipzig: Wie läuft es?
Seit Mai 2023 gibt es in Leipzig die ersten Superblocks. Poller an Straßen sollen für Verkehrsberuhigung im Osten der Stadt sorgen. Wie kam es dazu? Und welche weiteren Pläne gibt es für Superblocks?
Leipziger Pilotprojekt zwischen Hildegardstraße und Ludwigstraße
Die Eisenbahnstraße in Leipzig ist eine Verkehrsader durch den Leipziger Osten. Allerdings gibt es nur eine Fahrspur für alle, für die Autos und den öffentlichen Nahverkehr. Warum also nicht Nebenstraßen nutzen und so auch noch Ampeln umfahren? Das heißt dann aber auch: quer durchs Wohngebiet. "Autos kommen aus dem Norden und wollen in die Innenstadt, nutzen aber nicht die Hauptverkehrsstraße, die Eisenbahnstraße. Die umfahren sie und dann geht es auch an der Grundschule entlang", erinnert sich Sanja Liebermann gegenüber dem MDR-Magazin-Umschau an frühere Zeiten.
Das soll das Konzept der Superblocks seit zwei Jahren verhindern. Im Mai 2023 wurden Poller im Rahmen eines Pilotprojektes zwischen Hilldegardstraße und Ludwigstraße errichtet, um den Durchgangsverkehr dort zu unterbinden. Mehrere Häuser oder Blöcke in einem Areal werden so durch Absperrungen zu einer Zone. Das macht sie zu den sogenannten "Superblocks". Die Stadtgestaltungs-Idee hat seinen Ursprung in Barcelona.
Bevölkerung stark gewachsen, mehr Verkehr
Die Eisenbahnstraße führt unter anderem durch den Leipziger Ortsteil Volksmarsdorf. Daneben befindet sich der Ortsteil Neustadt-Neuschönefeld. Beide liegen im Osten der Großstadt mit inzwischen weit über 600.000 Einwohnern. Über 632.000 waren es laut Angaben der Stadt 2024. 2009 waren es noch knapp über 505.000.
"In den Stadtteilen Neustadt-Neuschönefeld und Volkmarsdorf ist die Wohnbevölkerung in den letzten Jahren um über 30 Prozent gewachsen", erklärt die Stadt auf ihrer Homepage. Das führe neben einer Überlastung der öffentlichen Plätze auch zu einem deutlich höherem Verkehrsaufkommen. Dem soll das Superblock-Konzept entgegenwirken. "Erreicht werden soll die Verkehrsberuhigung durch das Umlenken des Durchgangsverkehrs aus dem Wohnquartiere", so die Stadt zum Auftakt des Projektes. Seit gut zwei Jahren stehen jetzt auch Straßenmöbel und Pflanzen auf der Hildegardstraße — dort, wo vorher Autos alles zuparkten, ist jetzt Platz zum Verweilen.

Während Autos und größere Fahrzeuge umgeleitet werden, kommen Radfahrer und Radfahrerinnen weiter rein.
Ziel: "Menschen den Straßenraum zurückzugeben"
"Hinter Superblocks steckt die Idee, dass man verkehrsberuhigte Bereiche schafft, in denen die Aufenthaltsqualität überwiegt. Da sind Sitzbänke, Hochbeete, schattige Bereiche. Da sind auch Abkühlungsbereiche, wo mal Wasserspiele sind. Man versucht gezielt, den Menschen den Straßenraum zurückzugeben", erklärt Matthias Petzold vom Verein "Superblocks Leipzig" dem MDR-Magazin Umschau.
Petzold ist einer der Anwohner, die zu spüren bekamen, dass immer mehr Menschen die Nebenstraßen nutzten, um dem geballten Verkehr auf der Eisenbahnstraße auszuweichen. Gemeinsam mit anderen Anwohner hat er den Verein gegründet, um etwas dagegen zu unternehmen. Ihr Engagement hat das Pilotprojekt der Superblocks in Leipzig maßgeblich angestoßen. Autos werden nach dem Konzept nicht ausgeschlossen, sondern wieder auf die richtige (Fahr)Bahn gelenkt. "Im Grunde genommen ist aber der Verkehrsfluss trotzdem weiterhin möglich. Alle Häuser werden erreicht, damit auch alle Geschäfte. Man kommt nach wie vor überall hin, bloß nicht mehr so durchgängig wie man’s sonst gewohnt ist", so Cornelia Bischoff von "Superblocks Leipzig".
Superblocks im Osten Leipzigs ausgeweitet
Im September 2024 fiel der Startschuss für den Aufbau von Superblocks zwischen Hermann-Liebmann-Straße und der Bennigsenstraße, die ebenfalls neben der Eisenbahnstraße entlangführen. "Der seit Mai 2023 laufende Verkehrsversuch in der Hildegardstraße wird damit bestätigt", erklärte die Stadt vorab die Maßnahme auf ihrer Homepage. Und es geht weiter, wie die Stadt auf MDR-Anfrage schreibt: "Im Jahr 2025 ist noch die Umsetzung für die Abpollerung der Schulze-Delitzsch-Straße im Bereich vor der Wilhelm-Wander-Schule geplant." Radfahrer und Radfahrerinnen werden die Poller auch hier weiter durchfahren und das Wohngebiet durchqueren können.
Erreichbarkeit von Geschäften und Parkplätzen beschränkt
Durch die verkehrsberuhigten Zonen wird es für Anwohner und Anwohnerinnen ruhiger. Das geht aber auch zu Lasten der Erreichbarkeit von Geschäften und Parkplätzen. Die Stadt hat bereits verschiedenste Rückmeldungen bekommen. "Diese waren negativ wie auch positiv gefärbt", so die Stadt Leipzig auf MDR-Anfrage. Folgen für Händler und Händlerinnen, Gastronomie und Parkplatzsuchende – trotz zusätzlich eingerichteten Kurzzeitparkplätzen oder gesonderten Lade- und Lieferzonen etwa – sollen noch dieses Jahr genau erfasst werden. "Eine Evaluierung der bisherigen Maßnahmen des Verkehrskonzeptes" sei noch in diesem Jahr geplant.
Im Jahr 2025 ist noch die Umsetzung für die Abpollerung der Schulze-Delitzsch-Straße im Bereich vor der Wilhelm-Wander-Schule geplant. Stadt Leipzig |
MDR (cbr)