Unfertige Autos zwischen gelben Roboterarmen.

Sachsen Kollege Roboter im BMW-Werk Leipzig

Stand: 13.06.2025 05:00 Uhr

Das BMW-Werk in Leipzig weitet seine autonomen Fertigungsprozesse immer weiter aus. Statt Menschen zu entlassen, wurde aber noch eine zusätzliche Schicht im letzten September eingeführt. Was bringt der Kollege Roboter?

Von Redaktion Wirtschaft und Ratgeber

Roboter in immer mehr Einsatzbereichen

Industrieroboter nutzt der Autohersteller BMW im Leipziger Werk bei der Montage schon länger. Auch fahrerlose Transportsysteme, die Bauteile und Karossen zu den Mitarbeitern bringen, sind schon eine Weile im Einsatz. Seit Sommer letzten Jahres werden nun auch vor allem fehleranfällige oder körperlich anstrengende Tätigkeiten autonom ausgeführt: Etwa die Oberflächeninspektion eines fertigen Autos erledigen nun acht große vollautomatisierte Roboter. "Das war vorher ein sehr großer Aufwand für wenig Ertrag, weil das Fehleraufkommen sehr gering ist", erklärt Sebastian Klein, der Produktspezialist für lackierte Karossen ist, dem MDR-Magazin Umschau. Daher wurde der zeitaufwendige Teil der Inspektion zum Großteil automatisiert.

Ohne den Menschen geht es aber nicht: Bis ins Detail wird die Karosse dank Sensorik, Kameras, Lichtprojektionen und KI-basierter Bildinterpretation aus fast 150 Positionen von den Roboter-Kollegen geprüft. Das System erkennt vieles, was vorher mit bloßem Auge nicht sichtbar war und erzeugt ein digitales Abbild. Werden Fehler entdeckt, gibt es eine Direktmeldung an den zuständigen Mitarbeiter, der dann Korrekturen vornehmen kann.

Ohne den Menschen geht es aber nicht

Im Bereich der Logistik legen Roboter auch mit Hand an und packen bei Hochregallagern mit zu. Für den Menschen ist das eine anstrengende Körperhaltung, die die Maschine nun übernimmt und für Entlastung sorgt. "Man wird Roboter immer dort einsetzen, wo ich eine sehr hohe Wiederholrate mit Genauigkeit habe. Das wird auch mit Künstlicher Intelligenz immer weiter zunehmen", so Thomas Priemuth, Leiter im Bereich Produktionssystem im BMW-Werk Leipzig. Es werde aber immer sehr individuelle Prozesse geben, wo der Mensch im Vorteil sei, betont er. "Zusätzlich wird man immer Menschen brauchen, die diese Technik bedienen, betreiben, warten und weiterentwickeln“, führt er weiter aus.

Zusätzlich wird man immer Menschen brauchen, die diese Technik bedienen, betreiben, warten und weiterentwickeln. Thomas Priemuth, Leiter im Bereich Produktionssystem im BMW-Werk Leipzig |

Hilfe gegen Fachkräftemangel

In der Montageabteilung fahren die Autos inzwischen Großteils allein von der Endfertigung zur Kontrolle. Hier handelt es sich nicht um die Technik des autonomen Fahrens, sondern die Fahrzeuge werden durch lasergestützte Sensoren angetrieben. "Damit steuern wir das Auto über das klassische Mobilfunk von A nach B. Das bedeutet, wir sprechen das Auto an, sagen dem Fahrzeug, wo es hinfahren soll", beschreibt Johann Leidel, Gruppenleiter im Bereich automatisiertes Fahren, den Prozessablauf. 90 Prozent der Autos kommen so bereits zur Endfertigung. 800 bis 950 Fahrzeuge rollen so in drei Schichten durchs Werk. Für die Mitarbeiter, die vorher die Autos lenken mussten, ist das wieder eine Erleichterung. Für sie fällt das körperlich anstrengende Ein- und Aussteigen weg. "Auch ein Vorteil ist, dass wir damit dem Fachkräftemangel begegnen. Mittlerweile haben wir auch in diesem Bereich Probleme, Leute zu finden", so Leidel.

Virtuelle Welten statt Betriebsreise

Wichtig für eine effiziente Produktion ist auch der schnelle Erfahrungsaustausch innerhalb der einzelnen Werke. Dies geschieht durch digitale Zwillinge anderer Fabriken. Die Produktionsstätten sind so virtuell erlebbar, technische Details auf einen Blick sichtbar. "Durch das Modell können wir uns jederzeit durch die Fertigung bewegen", sagt Thomas Priemuth. "Wir können jederzeit in das Werk Regensburg, in das Werk München springen und könnte mir dort 'best practices' oder neueste Innovationen anschauen und sehen, wie es dort umgesetzt ist", erklärt er. Noch ein Vorteil: Es spart Reisekosten. Fabrik-Daten können so mit Partnern auf der ganzen Welt in Echtzeit ausgetauscht werden.

Thomas Priemuth, Leiter im Bereich Produktionssystem im BMW-Werk Leipzig

In das Modell kann reingezoomt werden, Produkte können so betrachtet und Maße genommen werden.

MDR (cbr)