
Sachsen Alteingesessene Damastweberei in Großschönau meldet Insolvenz an
Das Textilunternehmen Damino in Großschönau hat Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt. Die Produktion läuft erstmal weiter, die Löhne sind bis Juli gesichert. Ziel ist eine wirtschaftliche Neuausrichtung.
Das Textilunternehmen Damino in Großschönau geht in die Insolvenz. Nach Angaben eines Sprechers hat das Unternehmen beim Amtsgericht Dresden ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung eingeleitet. Mit dem Schritt will sich Damino neu aufstellen: Ziel sei, das Leistungsangebot anzupassen und die Kostenstruktur zu optimieren. Dabei sollen Sach- und Personalkosten kritisch hinterfragt werden, teilte das Unternehmen mit.

Vorerst soll die Produktion in der Damast-Weberei Damino weiterlaufen. (Archivbild)
Vorerst wird weiter produziert
Die Produktion laufe vorerst uneingeschränkt weiter. "Unser operatives Geschäft führen wir uneingeschränkt fort, erfüllen alle Kundenaufträge – in der Hotellerie und Gastronomie ebenso wie für Kreuzfahrt- und Fluggesellschaften und bei der Möbel- oder Automobilindustrie mit Spezialtextilien", erklärte Geschäftsführer Sandro Strack der Belegschaft. Die Löhne und Gehälter der knapp 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien bis einschließlich Juli über Insolvenzgeld gesichert.
Was "Insolvenz in Eigenverwaltung" bedeutet (Zum Aufklappen)
- Kann ein Unternehmen in absehbarer Zeit nicht mehr alle Rechnungen bezahlen und ist es zahlungsunfähig bedeutet es nicht, dass es sofort geschlossen wird.
- Bei der Insolvenz in Eigenverwaltung bleibt die Geschäftsführung im Amt, allerdings unter Aufsicht eines gerichtlich bestellten Sachverwalters.
- Ziel ist nicht die Abwicklung, sondern die Rettung des Unternehmens. Dabei soll es wirtschaftlich neu aufgestellt und langfristig wieder stabil werden.
- Die Bundesagentur für Arbeit zahlt drei Monate lang die Löhne.
- Das Unternehmen kann in dieser Zeit Verträge neu verhandeln und ist vor Gläubigern geschützt.
Kunden und Fans hoffen auf Erfolg
Der Designer René König von Germens artfashion in Chemnitz hat seit 2013 jahrelang Stoffe in Großschönau weben lassen. Mittlerweile lässt König seine Hemden und Blusen über eine Textildruckerei in Frankenberg bedrucken, die die Stoffe direkt von Damino bezieht. Dass das Traditionsunternehmen in der Lausitz nun insolvent ist, "wundert mich nicht, weil so viel in der Textilbranche gerade den Bach runtergeht", sagte René König MDR SACHSEN. Dabei verwies er auf die Traditionsweberei Curt Bauer in Aue, die nach 150 Jahren in diesen Wochen schließen muss.
Ängste und Kaufzurückhaltung schwierig für Textilbranche
"Die politische Situation und die Konsumzurückhaltung der Menschen sind die Hauptursachen für die Situation. Die Textilbranche kann das nicht mehr überbrücken", so Designer König. Er hofft, dass Damino die Insolvenz übersteht. "Denn wenn es keine Dienstleister gibt, können wir unsere Produkte nicht mehr herstellen, auch wenn wir Aufträge dafür haben."

Seit Jahren ist der RTL-Sportreporter und Formel-1-Kommentator Kai Ebel bekannt für seine auffälligen bis knallbunten Hemden. Viele in seinem Schrank stammen von der Marke Germens aus Chemnitz, die Damino-Stoffe nutzt. MDR SACHSEN sagte Ebel: Die Mischung aus Top-Qualität, Individualiät und Design spreche ihn bei Germens immer wieder an. Daher gehörten diese Hemden bei jeder Reise mit in sein Gepäck. Er habe genug Hemden, "um lässig durch jede Formel-1-Saison zu kommen". Und: "Ich hoffe, trotz der Insolvenz des Stoffherstellers, dass es für Germens in Chemnitz weitergeht."
Damast-Weberei mit mehr als 100 Jahren Tradition
Damino in Großschönau ist auf die Produktion und Veredelung von Tisch- und Bettwäsche für Hotels, Restaurants und andere gewerbliche Kunden spezialisiert. Die Tradition der Damast-Weberei bei Damino reicht bis ins Jahr 1906 zurück.
MDR (kav, kk)