
Saarland Sind Saarbrücker Knochenfunde Überreste eines Kriegsverbrechens?
Nach den Knochenfunden von ehemaligen Wehrmachtssoldaten am Saarbrücker Sonnenberg gibt es Diskussionen über die Umstände ihres Todes. Wurden die Soldaten möglicherweise hingerichtet?
Steffani Balle / Onlinefassung: Thomas Braun
Es sei eine wehrlose Situation gewesen, in der die Soldaten ums Leben gekommen seien. Davon geht der Spezialist für Kampfmittelbeseitigung der Landespolizei, Jürgen Lorang, aus. Die Skelettreste waren vor Ostern bei Baggerarbeiten am Saarbrücker Sonnenberg gefunden werden - neben weiteren Fundstücken.
In der vorgefundenen Situation hätten die Wehrmachtssoldaten ihre Waffen gesichert, also nicht schussbereit, abgelegt, sagte Lorang. Mindestens zwei von ihnen hätten auch den Helm abgelegt.
Ausschließlich amerikanische Patronen gefunden
"Wir gehen davon aus, dass sie sich den nähernden Amerikanern ergeben wollten und dennoch erschossen worden sind", so Lorang. Die offensichtlichen Einschüsse an Schädel und Wirbelsäule ließen auf eine Tötung ohne Gegenwehr schließen. Dass es sich bei den Schützen um amerikanische Soldaten gehandelt haben muss, schließt Lorang daraus, dass um die Knochen herum ausschließlich amerikanische Patronen und Hülsen gefunden wurden.
Landesdenkmalamt gegen verfrühte Spekulationen
Der Leiter des Landesdenkmalamtes, Simon Matzerath, sieht das hingegen komplett anders. Die in Güdingen vorgefundene Situation stelle keinesfalls eine Hinrichtung dar – und schon gar kein Kriegsverbrechen. Das sei eine zum jetzigen Zeitpunkt völlig laienhafte Interpretation der Funde. Die wissenschaftliche Aufarbeitung der Fundstücke durch ein beauftragtes Spezial-Büro habe erst begonnen.
Erst wenn alle Funde neben den Knochen - also auch Ausrüstungsgegenstände wie Waffen, Helme, Bekleidungsstücke, Dienstmarke, Essgeschirr und Verpackungsreste von Lebensmitteln, ausgewertet seien, könne man sich ein wissenschaftlich fundiertes Urteil über die Situation erlauben. Das Gutachten der beauftragten Archäologen werde aber noch einige Zeit benötigen.
Was gegen eine kampflose Hinrichtung spricht
Allein die Tatsache, dass einer der gefundenen Schädel noch einen Helm aufgesetzt habe, spreche gegen die These einer kampflosen Hinrichtung. Denn zum Ende des Kriegs ließen die Alliierten Flugblätter mit Passierscheinen für Soldaten abwerfen, auf deren Rückseite beschrieben stand, wie sich ein Soldat im Falle der Kapitulation zu verhalten habe. Das Absetzen des Helms und das Absenken der Koppel, also des Waffengürtels, gehörten zum Zeichen der Aufgabe dazu. Und das war eben bei mindestens einem der Soldaten nicht geschehen.
Über dieses Thema berichtete die "Region am Nachmittag" auf SR 3 Saarlandwelle am 25.04.2025.
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