
Saarland "Schengen bringt nur Vorteile für die Menschen"
Der Bürgermeister von Schengen, Michel Gloden, sagt: Wenn er sehr gefragt ist, dann geht es Europa schlecht. Sehr häufig werde das Abkommen negativ dargestellt. Dabei sei das Leben vor Schengen sehr viel komplizierter gewesen.
Leider Gottes, sagt der Bürgermeister von Schengen, Michel Gloden, habe es derzeit immer etwas Negatives, wenn der Namen Schengen falle. Momentan entstehe der Eindruck, dass das Abkommen Schengen immer schuld an allem sei. „Das macht einen natürlich nachdenklich, vor allem, weil wir eben überzeugt sind, besonders in dieser Region, wo wir leben, dass Schengen was Tolles ist und was Positives für die Menschen.“
Das Zusammenleben ist ein Glück
Er wird, so Michel Gloden, seit längerem häufig angefragt. Das heißt für ihn, es gibt Erklärungsbedarf. Er verweist auf das Europa vor 40 Jahren. „Ich habe den Eindruck, dass die Menschen sehr schnell vergessen, dass eigentlich das Leben vor einigen Jahrzehnten nicht so organisiert war wie heute.“
Heute fahre jeder, wie er wolle nach Deutschland, nach Frankreich, zu Freunden, zu Nachbarn. Das sei vor einigen Jahrzehnten anders gewesen. Es habe immer die Grenze gegeben. „Das ist mir enorm wichtig, den Menschen in Erinnerung zu bringen, dass wir das Glück haben, dass wir jetzt in einer Region zusammen miteinander leben.“
Absurde Situation der Kontrollen
Durch das Schengen-Abkommen habe sich das Miteinander in den vergangenen Jahrzehnten sehr verbessert. Die neuerlichen Kontrollen trügen zu dem Risiko bei, in die alten Zeiten zurückzufallen. Gloden gibt sich aber überzeugt, dass es nicht so weit kommen wird.
Die Situation der Kontrollen sei absurd. Sie finden auf der Autobahnbrücken über die Mosel statt. Darum verlagere sich der Verkehr dorthin, wo es keine Kontrollen gebe. Es seien ja vor allem die deutschen Pendler betroffen. Die Menschen hätten es satt, tagtäglich auf dem Nachhausweg eine halbe Stunde im Stau zu stehen.
Symbolpolitik von deutscher Seite
„Die Möglichkeiten sind dann in Remich oder in Schengen selbst, was dann auch mit sich bringt, dass natürlich tagtäglich Stau ist.“ Und selbst wenn auf der Brücke zwischen Schengen und Perl Kontrollen stattfänden, gebe es immer die Möglichkeit, nach Frankreich zu fahren. So komme man ohne Probleme nach Perl. Allein daran sei zu erkennen, wie absurd das Ganze sei.
Für Gloden ist es reine Symbolpolitik von deutscher Seite. Er geht davon aus, dass die Kontrollen ein Versuch sind, politischen Bewegungen in Deutschland die Möglichkeit zu nehmen, sich weiterzuentwickeln. Er bezweifelt aber, dass das in dieser Region etwas bringe. „Das bringt eigentlich nur eine miese Stimmung.“
Über Projekte sprechen, nicht Kontrollen
Diese Stimmung, so Michel Gloden, sei nicht nur in Schengen zu spüren, sondern in der ganzen Region. Außerdem sprächen alle nur über die“leidigen Grenzkontrollen“ und ihre Folgen. Und kaum mehr über die politischen Projekte, die man gemeinsam angehen wolle.
Gloden hat den Eindruck, dass weniger Leute aus Luxemburg und Frankreich nach Deutschland fahren. „Ob das die Grenzkontrollen sind, die alleine schuld sind oder ob es eine Trotzreaktion ist, kann ich nicht sagen.“
Besucher spürten den Geist von Schengen
Gloden hofft darauf, dass der gesunde Menschenverstand wieder überhand nimmt und „dass man irgendwann auch politisch in Deutschland feststellt, dass man vielleicht auf dem Holzweg unterwegs ist.“ Denn wenn Europa im Kleinen funktioniere, also in dieser Region, dann funktioniere es auch im Großen.
„Ob das jetzt Politiker sind oder Menschen, die uns in Schengen besuchen, man spürt wirklich den Geist, den Geist von Schengen, den Geist von der Möglichkeit, dass man sich frei in Europa bewegen kann.“
Ein Traum vieler weltweit
Schengen werde besucht von Menschen aus der ganzen Welt. Ein Dorf mit 700 Einwohnern werde besucht von Menschen aus Australien, aus Indien und aus Amerika. "Und was die meisten oder fast alle Menschen miteinander verbindet, ist die Überzeugung von dem Schengener Abkommen, das den Europäern die Möglichkeit gebe, sich frei zu bewegen."
„Ich habe sehr häufig auch Einladungen, vor allem von Ländern aus Afrika, wo die Menschen fasziniert sind, wenn man denen die Geschichte eigentlich erzählt, was hinter Schengen steht, dann sagen die, das wäre unser Traum, das wäre ein Ziel, was wir halt als Land erreichen möchten.“
Éin Thema in der Sendung "Bilanz" auf SR kultur am 14..06.2025