Wehrführer Bernd Becker (l.) und Einsatzleiter Stefan Haag (r.)  der freiwilligen Feuerwehr Trier-Irsch bespechen den Einsatz vor dem Einsatzleitwagen 2.

Rheinland-Pfalz So übt die Freiwillige Feuerwehr Trier-Irsch für den Ernstfall

Stand: 13.06.2025 14:29 Uhr

Die Bildschirme flackern, es piepst, Funksprüche gehen ein. Im Inneren des Einsatzleitwagens 2 (ELW 2) der Freiwilligen Feuerwehr Trier-Irsch ist die Anspannung spürbar.

Von Lynn Bentzen

Gesucht wird nach einem vermissten Mädchen. Draußen ist gerade eine Drohne gestartet, die aus der Luft die Suchtrupps am Boden unterstützt. All das ist zum Glück nur eine Übung – und eine wichtige dazu. Denn der ELW 2 ist ein hochkomplexes Fahrzeug.

Herausfordernde Einsätze: Feuerwehr muss vorbereitet sein

Die Anforderungen an die Feuerwehr nehmen immer mehr zu: Brände, Hochwasser, Gefahrgutunfälle – die Einsätze werden komplexer, Wetterextreme häufiger. Damit in solchen Situationen alles reibungslos funktioniert, braucht es neben Löschfahrzeugen und Spezialgerät vor allem eines: gute Koordination. Genau dafür üben die Irscher Feuerwehrleute regelmäßig mit dem ELW 2.

Bei einer Übung mit dem Einsatzleitwagen 2 bereitet sich die Freiwillige Feuerwehr Trier-Irsch auf den Ernstfall vor. Hier fährt der Einsatzleitwagen zwei zu seinem Einsatz.

Bei einer Übung mit dem Einsatzleitwagen 2 bereitet sich die Freiwillige Feuerwehr Trier-Irsch auf den Ernstfall vor. Hier fährt der Einsatzleitwagen zwei zu seinem Einsatz.

"Das Wichtigste, was wir damit machen, ist Funken und Telefonieren. Wir können Lagebilder erstellen, Videokonferenzen schalten, haben eine Drohne an Bord und einen separaten Besprechungsraum für die Einsatzleitung. Das ist quasi unsere mobile Einsatzzentrale", erklärt Einsatzleiter Stefan Haag. Alles, was bei einer Großlage organisiert werden muss, wird aus dem Fahrzeug koordiniert.

Eine immer wichtigere Rolle spielt dabei auch die Drohne der Irscher Feuerwehr. Ihre Livebilder werden während der Übung auf einem großen Bildschirm neben dem Einsatzleitwagen übertragen. So kann die Einsatzleitung das Gelände aus der Luft im Blick behalten.

Mit der Drohne, die ebenfalls zum ELW 2 gehört, können Gebiete aus der Luft überwacht werden. So kann man zum Beispiel Brände besser einschätzen oder vermisste Menschen einfacher finden.

Mit der Drohne, die ebenfalls zum ELW 2 gehört, können Gebiete aus der Luft überwacht werden. So kann man zum Beispiel Brände besser einschätzen oder vermisste Menschen einfacher finden.

"Gerade bei unzugänglichen Bereichen, etwa bei einem Dachstuhlbrand in einem Innenhof, hilft die Drohne enorm, um Glutnester oder versteckte Brandstellen zu erkennen", erklärt ein Drohnenführer.

Auf einem Bildschirm neben dem Einsatzleitwagen können die Feuerwehrleute die Gebiete sehen, die die Drohne überfliegt.

Auf einem Bildschirm neben dem Einsatzleitwagen können die Feuerwehrleute die Gebiete sehen, die die Drohne überfliegt.

Bereits schon jetzt so viele Einsätze wie sonst in einem ganzen Jahr

Seit die Freiwillige Feuerwehr Irsch den ELW 2 vor einem Jahr übernommen hat, ist sie bei deutlich mehr Einsätzen dabei, sagt Wehrführer Bernd Becker: "Normalerweise haben wir im ganzen Jahr etwa 25 Einsätze. Diese Zahl haben wir jetzt schon Anfang Juni erreicht."

In Trier haben die Freiwilligen Feuerwehren der Stadt jeweils eigene Sonderaufgaben. In Irsch ist es der ELW 2 – und der will beherrscht sein. "Wir haben alle zwei Wochen eine Feuerwehrübung, da binden wir den ELW 2 immer mit ein. Zusätzlich machen wir alle vier Wochen eine eigene ELW-2-Übung. Und die Drohneneinheit übt noch extra", erklärt Becker.

Die mobile Einsatzzentrale im ELW 2 steckt voller Technik und Arbeitsplätze: Von hier aus wird im Ernstfall alles koordiniert.

Die mobile Einsatzzentrale im ELW 2 steckt voller Technik und Arbeitsplätze: Von hier aus wird im Ernstfall alles koordiniert.

Mehr Wetterextreme, mehr Einsätze

Die Liste der realen Einsätze der letzten Wochen ist lang: Industriebrand im Hafen, mehrere Wohnhausbrände, Gefahrstoffaustritte. Doch auch die zunehmenden Wetterextreme fordern die Feuerwehr immer öfter. "Es gibt mehr Hitzeperioden mit Gewittern und Starkregen. Die Einsätze in dem Bereich haben definitiv zugenommen", so Becker.

Im Gespräch mit dem SWR weist auch Frank Hachemer, Präsident des Landesfeuerwehrverbands Rheinland-Pfalz, auf diese Problematik hin. Besonders Vegetationsbrände seien künftig eine große Herausforderung: "Wir erwarten jetzt wieder einen sehr warmen Sommer. Dann ist sofort das Thema Vegetationsbrandgefahr da. Dafür braucht es neue Konzepte, andere Blickwinkel. Es reicht nicht, nur ein paar Fahrzeuge übers Land zu verteilen. Wir müssen da mehr tun und dranbleiben", fordert Hachemer.

Ebenfalls verfügt der ELW 2 über einen eigenen Besprechungsraum. Von hier aus können auch Videoschalten geführt werden.

Ebenfalls verfügt der ELW 2 über einen eigenen Besprechungsraum. Von hier aus können auch Videoschalten geführt werden.

Das Ehrenamt könnte in der Gesellschaft mehr gewürdigt werden. Bernd Becker, Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr Irsch

Trotz wachsender Belastung ist die Motivation der Ehrenamtlichen in Irsch groß, sagt Wehrführer Becker. "In Trier sind wir wirklich sehr gut ausgestattet, da bleiben keine Wünsche offen. Aber das Ehrenamt könnte draußen in der Gesellschaft noch etwas mehr gewürdigt werden – und bei Einsätzen sollte unsere Sicherheit nicht gefährdet werden".

Rheinebene wappnet sich für erste Hitzewelle

Dass das Team in Irsch so gut funktioniert, hat auch mit der starken Jugendarbeit zu tun. Ohne engagierte Nachwuchsarbeit wäre es laut Becker schwer, die Mannschaft für die Zukunft aufzustellen. Quereinsteiger gebe es so gut wie gar nicht mehr.

Wehrführer Bernd Becker legt großen Wert auf die umfangreiche Jugendarbeit der Feuerwehr Trier: Ohne sie wäre es schwieriger, Nachwuchs zu finden.

Wehrführer Bernd Becker legt großen Wert auf die umfangreiche Jugendarbeit der Feuerwehr Trier: Ohne sie wäre es schwieriger, Nachwuchs zu finden.

Feuerwehr Trier: Gemeinsam stark bei Großlagen

Insgesamt zählt die Stadt Trier elf Freiwillige Feuerwehren mit rund 450 Mitgliedern. Berufs- und Freiwillige Feuerwehr bilden zusammen die Feuerwehr Trier. "Nur gemeinsam können unsere Feuerwehren Großlagen in der Region Trier bewältigen, ohne einander geht es nicht", sagt Ernst Mettlach, Sprecher der Stadt Trier.

Und genau das wird bei der Übung in Irsch sichtbar: Im Ernstfall muss alles zusammenpassen – Technik, Teamarbeit und Einsatzbereitschaft. So wie an diesem Abend. Dass die Übungen so spät stattfinden, liegt daran, dass die meisten direkt von der Arbeit kommen. Sich neben Beruf und Familie ehrenamtlich einzusetzen, ist den freiwilligen Feuerwehrleuten in Trier-Irsch wichtig, damit sie immer für den nächsten Einsatz bereit sind.

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