Das Rathaus auf dem Marktplatz von Neustadt. Am Sonntag entscheiden die Neustadter in der OB-Wahl, wer hier künftig seinen Amtssitz hat.

Rheinland-Pfalz OB-Wahl in Neustadt an der Weinstraße: So unterschiedlich sind die beiden Kandidaten

Stand: 15.06.2025 09:53 Uhr

Heute wird in Neustadt an der Weinstraße ein neuer Oberbürgermeister, vielleicht auch eine neue Oberbürgermeisterin gewählt. Wir stellen Amtsinhaber Marc Weigel (FWG) und Herausforderin Steffi Karbach (parteilos) vor.

Von Bettina Blum

Es gibt zwei Kandidaten, die recht unterschiedlich sind: Zum einen Amtsinhaber Marc Weigel von den Freien Wählern. Zum anderen die parteilose Steffi Karbach. Sie ist selbständige Beraterin für digitale Strategien und hat bisher nicht in der Kommunalpolitik gearbeitet. Beide sind in Neustadt aufgewachsen und fühlen sich mit ihrer Stadt und den Menschen dort eng verbunden. Wir haben Steffi Karbach gefragt, warum sie glaubt, die richtige Frau für Neustadt zu sein. Das ist ihre Antwort:

Steffi Karbach: "Freue mich darauf, neue Sachen zu lernen"

Weigel mit 150 Plakaten für OB-Wahl in Neustadt

Rund 150 Wahlplakate hat Amtsinhaber Marc Weigel in der Stadt aufhängen lassen. Steffi Karbach kein einziges. Als Parteilose fehle ihr das Geld dafür, sagte sie dem SWR. In eine Partei eintreten würde sie aber trotzdem niemals, wie sie betont. Eine unterschiedliche Ausgangslage. Aber wollen beide auch Unterschiedliches für ihre Stadt?

Marc Weigel: "Erfahrung und Netzwerk sind wichtige Voraussetzungen"

Drei Fragen an die beiden Kandidaten zur OB-Wahl in Neustadt

Wir haben mit den Kandidaten über Ziele und Herausforderungen gesprochen.

SWR: Was ist Ihr größtes Anliegen für die Stadt?

Steffi Karbach: Mein größtes Anliegen ist es, Neustadt zukunftsfähig, gerecht und demokratisch zu gestalten - gemeinsam mit den Menschen, nicht über ihre Köpfe hinweg. Damit sich alle hier zuhause fühlen können - unabhängig von Herkunft, Einkommen oder Lebensweise.

Marc Weigel: Neustadt an der Weinstraße ist eine Stadt mit einer hohen Lebensqualität, hohen Aufenthaltsqualität. Die Menschen leben gerne hier, und ich möchte das gerne gut weiterentwickeln und vor allen Dingen auch für die Zukunft bewahren.

Wahlplakat von Marc Weigel (FWG). Der Amtsinhaber will Oberbürgermeist von Neustadt bleiben.

Marc Weigel (FWG) will Oberbürgermeister von Neustadt bleiben. Es wäre seine zweite Amtszeit.

SWR: Was sind Ihre Hauptziele?

Marc Weigel: Zum einen die Landesgartenschau 2027. Wir arbeiten da auch schon fleißig dran, eine gute Veranstaltung zu machen. Aber auch alle Projekte, die damit verbunden sind, im Sinne der Stadtentwicklung sicher durchzuführen.

Das Zweite ist der wichtige Umbau der Brand- und Katastrophenschutzstrukturen - auch mit Blick auf den Bevölkerungs- und Zivilschutz. Das ist ein Thema, das noch nicht hinreichend bedeutsam genug gesehen wird.

Und das Dritte: Weiter den Sanierungsstau in der öffentlichen Infrastruktur und bei Gebäuden abzubauen. Ich wünsche mir modernere Schulen, bessere Straßen, und das ist auch eine riesige Aufgabe angesichts knapper werdender Ressourcen und einem zunehmenden Wettbewerb um gutes Personal.

Ein Wasserlauf ist Teil der neugestalteten Innenstadt von Neustadt.

Ein Wasserlauf ist Teil der neugestalteten Innenstadt von Neustadt.

Steffi Karbach: Um Demokratie zu leben und zu stärken braucht es einen Offenen Marktplatz der Ideen, der regelmäßig stattfindet. Ziel ist eine neue Kultur des Zuhörens, Mitredens und Mitgestaltens - für alle Menschen.

Ich will zweitens Stadtentwicklung sozial und klimafreundlich gestalten. Dazu gehören nachhaltige Mobilität und generationenübergreifende Orte, an denen Menschen zusammenkommen und sich austauschen können.

Und drittens soll die lokale Wirtschaft gestärkt werden, indem wir kleine Unternehmen, Handwerksbetriebe und Selbstständige gezielt unterstützen. Damit sie sich auch langfristig mit Neustadt verbunden fühlen.

Blick über Neustadt auf das Hambacher Schloss. Zur OB-Wahl in der Stadt an der Weinstraße treten nur zwei Kandidaten an.

Blick über Neustadt auf das Hambacher Schloss. Zur OB-Wahl in der Stadt an der Weinstraße treten nur zwei Kandidaten an.

SWR: Vor welchen Herausforderungen steht die Stadt?

Steffi Karbach: Bezahlbarer Wohnraum wird knapp. Außerdem kämpfen wir mit den Folgen der Klimakrise: Hitzesommer, Trockenheit, Starkregen. Wir brauchen also eine Strategie für Klimaresilienz. Und wir haben einen Vertrauensverlust in demokratische Prozesse. Viele haben das Gefühl, dass über ihre Köpfe hinweg entscheiden wird.

Marc Weigel: Wir haben schon heftige Herausforderungen in den nächsten Jahren durch eine sich stetig verschlechternde Finanzlage der Kommunen insgesamt. Wir haben mehr Herausforderungen durch den Klimawandel. Wir haben einen hohen Sanierungsstau in der öffentlichen Infrastruktur. All das sind Dinge, die miteinander in Einklang gebracht werden müssen.

42.000 Wahlberechtigte bei OB-Wahl von Neustadt

Heute entscheidet sich, wer von den beiden die meisten Stimmen der rund 42.000 Wahlberechtigten bekommt.

Für Steffi Karbach aber ist schon heute klar: Auch, wenn sie nicht die neue Oberbürgermeisterin von Neustadt wird, hat sie schon jetzt einen wichtigen Beitrag zur Demokratie geleistet. "Es gibt viele Menschen in der Stadt, die den Hauptpunkt meiner Kandidatur verstanden haben. Es geht darum, dass in der Demokratie eine Wahlmöglichkeit besteht und Dialoge angestoßen werden." Was mit nur einem Kandidaten nicht der Fall gewesen wäre.

Mehr Nachrichten aus Neustadt