Nahaufnahme einer Injektionsnadel, im Hintergrund stehen die Worte Post Vac.

Rheinland-Pfalz Nach Corona-Impfung schwer krank - Betroffene kämpfen um Entschädigung

Stand: 28.04.2025 05:59 Uhr

Einige Menschen hat die Corona-Impfung vermutlich nicht geschützt, sondern schwer krank gemacht. Zum Teil versuchen sie, direkt gegen die Hersteller der Impfstoffe zu klagen.

"Es war, als hätte mich der Blitz getroffen!" So beschreibt Stefan Jeremias den Moment, der sein Leben veränderte. "Ich musste mich festhalten - es ging gar nichts mehr", erinnert sich der 59-Jährige aus Bad Marienberg im Westerwald an den fatalen Tag im Juli 2022.

Schwindel, Herzrasen und Sehstörungen nach Corona-Impfung

Völlig unerwartet, beim Einkaufen, hatte ihn "der Blitz" getroffen. Seitdem leidet Stefan Jeremias unter anderem an Schwindel, Herzrasen und hohem Blutdruck. Und seitdem kann er auch nicht mehr in seinem Job als Former in einer Metall-Gießerei arbeiten.

Nach dem Erlebnis beim Einkaufen an seinem ersten Urlaubstag ging er zwar - nach drei Wochen Betriebsferien - wieder zur Arbeit. Aber am vierten Tag am Arbeitsplatz musste ihn seine Frau von der Firma abholen. Seitdem ist er krankgeschrieben.

30.000 Euro privat für Behandlungskosten bezahlt

Unzählige Ärzte hat Stefan Jeremias seither abgeklappert und rund 30.000 Euro für Infusionen und Nahrungsergänzungsmittel ausgegeben, die nicht von seiner Kasse bezahlt wurden. Er ist überzeugt, dass die Ursache für seine Beschwerden die insgesamt drei Impfungen gegen das Corona-Virus sind.

Zweimal wurde er mit dem Impfstoff des Mainzer Unternehmens BioNTech geimpft - beim dritten Mal mit dem von Moderna. Schon bei den ersten beiden Impfungen habe er flach gelegen, mit Herzrasen und Schwindel, erzählt Jeremias. Nach der dritten ging dann nichts mehr.

Klage gegen Moderna auf 270.000 Euro Schadenersatz

Vor dem Landgericht Koblenz klagt Stefan Jeremias nun gegen den Impfstoff-Hersteller Moderna auf Schadenersatz und Schmerzensgeld. Zusammen mit seinem Anwalt Joachim Cäsar-Preller aus Wiesbaden will er 270.000 Euro von Moderna einklagen. Der Anwalt ist zuversichtlich: "In dem konkreten Fall haben wir gerichtsfest dargelegt und auch bewiesen, dass seine Erkrankungen von der Impfung mit Moderna stammen."

Der Rechtsanwalt vertritt nach eigenen Angaben bundesweit rund 900 Menschen, die durch eine oder mehrere Corona-Impfungen gesundheitliche Schäden erlitten haben sollen. In Rheinland-Pfalz sind es geschätzt um die 70 Fälle, sagt der Anwalt dem SWR. Insgesamt seien lediglich 10 der bundesweit 900 Fälle abgeschlossen - also rechtskräftig.

Wir sind nicht gegen Impfungen - wir sind dafür, dass Menschen, die Schaden erlitten haben, entschädigt werden. Rechtsanwalt Joachim Cäsar-Preller aus Wiesbaden

Er sei nicht grundsätzlich gegen Impfungen, sagt Anwalt Cäsar-Preller dem SWR. Aber wenn Menschen einen Schaden erlitten hätten, sollten sie dafür eine Entschädigung bekommen. Die geforderten Schmerzensgelder seien "Peanuts" für die Pharma-Unternehmen, die genug Geld hätten.

Impfstoff-Hersteller: "Prüfen sorgfältig"

Nach Angaben einer Sprecherin des Mainzer Impfstoff-Herstellers BioNTech verlaufe die Prüfung der Klagen sorgfältig. Demnach untersuche man die von den Klägern dargestellten gesundheitlichen Beeinträchtigungen auf Grundlage aller zur Verfügung gestellten Informationen.

Bislang sei man nicht zu dem Ergebnis gekommen, dass geltend gemachte Ansprüche oder Klagen begründet seien. Sollte eine Prüfung etwas anderes ergeben, würde man die Ansprüche erfüllen, so BioNTech. Die Hersteller Johnson & Johnson und AstraZeneca teilten schriftlich mit, dass sie sich nicht zu laufenden Verfahren äußern möchten. 

Noch 45 Klagen vor Landgerichten in Rheinland-Pfalz anhängig

Neben Stefan Jeremias haben bislang 80 weitere Menschen in Rheinland-Pfalz gegen Impfstoff-Hersteller geklagt. 45 Verfahren laufen noch. In 36 Fällen haben die Landgerichte bereits entschieden - jedes Mal wurde die Klage abgewiesen. Begründet haben die Gerichte dies unter anderem damit, dass die Klagenden nicht eindeutig nachweisen konnten, dass ausschließlich die Impfung als Ursache für ihre gesundheitlichen Probleme in Frage kommt.

Einige der Betroffenen, deren Klagen abgewiesen wurden, sind in Berufung gegangen. Zwei Fälle der Wiesbadener Kanzlei sind bereits in dritter Instanz beim Bundesgerichtshof in Karlsruhe anhängig.

Anwalt Cäsar-Preller zu Klagen gegen Impfstoffhersteller

Mainzer Juristin bezweifelt Erfolg von Klagen gegen Impfstoff-Hersteller

Die Mainzer Juristin Jessica Hamed hat Zweifel, ob die Klagen gegen die Impfstoff-Hersteller am Ende wirklich Erfolg haben werden. Denn die Kläger müssten im ersten Schritt nachweisen, dass ihre gesundheitlichen Schäden tatsächlich auf die Impfung zurückzuführen sind. "Das ist gerade bei Vorerkrankungen schwierig", sagt Jessica Hamed dem SWR.

Im zweiten Schritt müssten die Kläger zudem nachweisen, dass zum Zeitpunkt der Impfung eine fehlerhafte Information des Herstellers vorlag, beispielsweise auf der Packungsbeilage. Oder sie müssten die grundsätzliche Entscheidung für die Zulassung des Impfstoffes erschüttern, also darlegen, dass tatsächlich das Risiko der Impfung für die Allgemeinheit größer war als der Nutzen - und das sei "sehr, sehr schwierig", sagt Jessica Hamed.

Auch andere Juristen, mit denen der SWR gesprochen hat, halten die Chancen für sehr gering, eine Klage gegen einen Impfstoffhersteller zu gewinnen.

Betroffener blickt zuversichtlich auf Verhandlung vor Landgericht Koblenz am 8. Mai

Stefan Jeremias aus Bad Marienberg hofft trotzdem, dass er mit seiner Klage vor dem Landgericht Koblenz Erfolg haben wird. Am 8. Mai wird seine Klage dort verhandelt. Er ist ganz sicher, dass seine massiven Beschwerden auf die Corona-Imfpungen zurückzuführen sind, die ihn eigentlich schützen sollten: "Natürlich bin ich davon überzeugt, sonst würde ich den Prozess nicht anstrengen", sagt der 59-Jährige. Und es klingt bei diesen Worten Zuversicht mit - ein wenig zumindest.

Antrag auf Versorgung nach einem Impfschaden
Neben der Klage gegen die Hersteller können Betroffene außerdem einen Antrag auf Anerkennung eines Impfschadens beim Landesversorgungsamt (LSJV) stellen. Aktuell könne es bis zu einem Jahr dauern, bis ein solcher Antrag geprüft ist, so das LSJV. Kommt das Amt zu dem Ergebnis, dass ein Impfschaden besteht, kann der Betroffene eine Entschädigung vom Staat einfordern. Dabei geht es vor allem um die Kosten der Behandlung, Fürsorgekosten und auch eine Rente.  Nach Angaben der Behörde wurden in Rheinland-Pfalz bislang 721 Anträge eingereicht, 17 von ihnen wurden positiv entschieden. Aktuell befinden sich noch 129 Fälle in der Prüfung der Behörde.   Deutschlandweit liegt die Zahl der anerkannten Impfschadensfälle bei 573 (Stand Anfang April). Das hatte eine Recherche der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" ergeben, die bei den zuständigen Versorgungsämtern der Länder angefragt hatten. Insgesamt seien mehr als 14.000 Anträge auf Anerkennung von Impfschäden nach der Corona-Impfung bei den Ämtern eingegangen.

Sendung am Mo., 28.4.2025 6:00 Uhr, SWR4 RP am Morgen, SWR4 Rheinland-Pfalz

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