Beim Hitze-Check der Umwelthilfe schneidet Mannheim von allen Städten am schlechtesten ab.

Rheinland-Pfalz Baden-Württemberg Hitze-Check der Umwelthilfe: Städte in BW und RLP am schlechtesten

Stand: 12.06.2025 10:30 Uhr

Die Deutsche Umwelthilfe hat erneut den Hitze-Check gemacht: Viele Städte in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz fallen krachend durch.

Von Nils Salecker

Diese Woche wird es vielerorts mehr als 30 Grad heiß. Für alle, die ins Freibad gehen oder in den Badesee hüpfen können: ein großer Genuss. Für andere kann die Hitze zur Qual werden. Allen voran zubetonierte Städte werden zu wahren Glutöfen. Hier heizen sich Straßen und Häuserschluchten oft unerträglich stark auf.

Vor allem trifft das auf Städte in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz zu, wie der neueste Hitze-Check der Umwelthilfe belegt. Dieser zeigt, wo Menschen besonders stark durch Hitze belastet sind.

Große Hitze-Check-Verlierer in Rhein-Neckar-Region

Am meisten unter hohen Temperaturen leiden demnach Menschen in Mannheim, gefolgt von Ludwigshafen und Worms auf der anderen Seite des Rheins. In den "Flop Ten" finden sich mit Ludwigsburg (Rang sechs) und Heilbronn (Rang neun) sowie Mainz (Rang acht) und Bad Kreuznach (Rang zehn) zudem je zwei weitere Städte aus Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz.

Wenig Grün, viel Beton als Hitzetreiber

Komplettiert wird das "Spitzenfeld" durch drei Städte in Hessen: Rüsselsheim, Offenbach und Frankfurt. Alle gemein haben, dass sie in warmen Regionen liegen, dafür aber nicht gewappnet sind. Viel Beton und wenig Grün bestimmen das Bild.

Insgesamt checkte die Umwelthilfe deutschlandweit 190 Städte mit mehr als 50.000 Einwohnern. Bei 31 von ihnen stellte die Organisation die Hitze-Ampel plakativ auf Rot. 15, also rund die Hälfte, liegen in Baden-Württemberg oder Rheinland-Pfalz. Keine einzige Stadt aus den beiden Bundesländern kommt beim aktuellen Hitze-Check in den grünen Bereich. Am besten schneiden noch in Rheinland-Pfalz Kaiserslautern und in Baden-Württemberg Schwäbisch Gmünd ab, bei beiden zeigt die Hitze-Ampel gelb.

Rote Karte für diese Städte im Südwesten
Diese Städte sind im Hitze-Check der Deutschen Umwelthilfe durchgefallen: Baden-Württemberg: Mannheim, Ludwigsburg, Heilbronn, Rastatt, Waiblingen, Karlsruhe, Offenburg, Böblingen, Freiburg im Breisgau, Konstanz, Heidelberg. Die Landeshauptstadt Stuttgart landet, vor allem aufgrund überdurchschnittlich vieler Grünflächen, knapp im gelben Bereich. Rheinland-Pfalz: Ludwigshafen, Worms, Mainz, Bad Kreuznach.

Im vergangenen Jahr hatten die Experten beispielsweise dem relativ grünen und wenig versiegelten Neustadt an der Weinstraße noch gute Noten ausgestellt. Dieses Mal gibt es für die Stadt die Gelbe Karte. Der Grund: neue Testkriterien.

Ohnehin warme Städte brauchen mehr Grün als andere

2024 waren beim Hitze-Check nur Versiegelung und Grünflächen einbezogen worden. Dieses Mal floss auch die Bevölkerungsdichte mit ein. Zudem maßen die Experten Oberflächentemperaturen. Und weil Neustadt in der relativ warmen Pfalz liegt, bräuchte es hier laut Umwelthilfe für Bestnoten dann doch noch etwas mehr Grünfläche als andernorts.

Was ist die Deutsche Umwelthilfe?
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) wurde 1975 gegründet und setzt sich für Umwelt- und Verbraucherschutz ein. 2004 erkannte das Bundesverwaltungsamt die DUH als klageberechtigten Verbraucherschutzverband an, seit 2008 darf sie auch in Umweltfragen vor Gerichte ziehen. Seit 2012 darf sie Klagen eigenständig führen, etwa zur Erreichung von Fahrverboten. Die DUH war beispielsweise an der Einführung des Pfands für Getränkedosen beteiligt und spielte eine große Rolle beim Dieselskandal. In der Kritik steht die DUH unter anderem wegen ihrer Finanzierung. Ihr Budget setzt sich zum Teil zusammen aus Steuergeldern, die Ministerien oder die EU als Fördermittel an gemeinnützige Organisationen vergeben, und aus dem Geschäft mit Abmahnungen, für die eine DUH-Abteilung zuständig ist. Sie sammelt jedes Jahr rund drei Millionen Euro an Strafgeldern ein - das sind gut 30 Prozent der Gesamteinkünfte. Der Rest des Budgets stammt von Spendern. In der Vergangenheit waren unter ihnen auch Unternehmen, etwa Hersteller von Dieselrußfiltern, wofür die DUH heftig kritisiert wurde. So auch für die Zusammenarbeit mit dem Autokonzern Toyota, der diese allerdings 2018 beendete. Im Sommer 2019 entschied der Bundesgerichtshof über die umstrittene Abmahnpraxis der DUH und stellte fest, dass die Geschäftstätigkeit der Deutschen Umwelthilfe "nicht rechtsmissbräuchlich" ist.

Hitze-Check-Gewinner liegen in NRW

Am besten schneiden im Hitze-Check drei Kleinstädte aus Nordrhein-Westfalen ab: Hattingen, Gummersbach und Witten. Sie punkten mit vielen Grünflächen und wenig Beton. Gleichzeitig sind sie im Vorteil, weil es bei ihnen generell nicht so warm wird wie in vielen Regionen im Südwesten.

Umwelthilfe: Auch Küstenorten droht Hitze durch Klimawandel

Auch einigen Städten im kühleren Norden Deutschlands stellt die Umwelthilfe gute Zeugnisse aus. Dennoch fordert die Organisation angesichts des Klimawandels und steigender Temperaturen selbst Küstenstädte wie Kiel oder Flensburg auf vorzusorgen.

Umwelthilfe-Geschäftsführerin Barbara Metz sieht die Studie als „Alarmsignal“ und appelliert an die Politik auf allen Ebenen, aktiv zu werden.

Ab sofort muss die Begrünung von Städten und der Erhalt von Bäumen genauso priorisiert werden wie Wohnungsbau und die jeder anderen Infrastruktur. Barbara Metz, Geschäftsführerin Deutsche Umwelthilfe

Deutlich mehr Hitzetage in BW

Nach Angaben des baden-württembergischen Umweltministeriums hat sich die Zahl der Hitzetage infolge des Klimawandels in Baden-Württemberg in den letzten 30 Jahren im Durchschnitt pro Jahr mehr als verdoppelt - und zwar von etwa fünf auf elf heiße Tage. Dies meint eine Temperatur von mindestens 30 Grad. Die Zahl werde sich in Zukunft sehr wahrscheinlich weiter erhöhen. Der Südwesten sei von der steigenden Hitzebelastung besonders betroffen, hieß es.

Hitze-Pläne: Keine schnelle Abkühlung in Städten in Sicht

Vielerorts gibt es schon Hitzeaktionspläne. Die Probleme dabei bislang: Viele Maßnahmen kosten viel Geld und auch Zeit. Angelegte Stadtwälder, wie beispielsweise beim Hitze-Check-Verlierer Mannheim, müssen erst wachsen. Und auch überbaute Flächen zurückzubauen, passiert nicht von heute auf morgen.

Trinkwasser-Brunnen und "kühle Karten" sollen kurzfristig helfen

Dass die heißesten Städte in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz schnell kühler werden, ist also eher unwahrscheinlich. Abhilfe für Hitzetage schaffen die Städte daher erst mal mit kleineren Maßnahmen.

Die Landeshauptstädte Mainz und Stuttgart beispielsweise haben mittlerweile im Stadtgebiet viele Trinkbrunnen eingerichtet. In anderen Städten, darunter Kaiserslautern, Mannheim, Heidelberg und Karlsruhe, gibt es spezielle Karten: Sie zeigen öffentliche Orte, an denen man sich abkühlen kann.

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