Gläubige gehen während der Fronleichnams-Prozession an einem Blumenteppich entlang.

Rheinland-Pfalz Fronleichnam, Buß- und Bettag oder Mariä Himmelfahrt: Feiertage, die nicht für alle gelten

Stand: 19.06.2025 18:40 Uhr

In Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz ist Fronleichnam ein gesetzlicher Feiertag. Doch in anderen Bundesländern müssen die Menschen arbeiten. Nicht nur dieser Feiertag fällt durch kuriose Regelungen auf. Ein Überblick.

Von Franziska Kiedaisch

Fronleichnam
Buß- und Bettag
Mariä Himmelfahrt
Das Augsburger Hohe Friedensfest
Weltkindertag
Internationaler Frauentag

Fronleichnam: Kleinteiliger geht es kaum

In Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und im Saarland ist Fronleichnam ein gesetzlicher Feiertag. Das bedeutet für viele: ausschlafen und alle Fünfe gerade sein lassen. Gläubige Christen haben aber auch in anderen Bundesländern die Möglichkeit, sich wegen ihrer sogenannten religiösen Pflichten unbezahlt frei zu nehmen oder auch dem Unterricht fernzubleiben. So weit, so einleuchtend.

Doch in den größtenteils konfessionslosen Bundesländern Sachsen und Thüringen ist das mit Fronleichnam nicht ganz so einfach: Hier gilt der Tag nur in überwiegend katholischen Gebieten als gesetzlicher Feiertag.

Standartenträger laufen am Donnerstag (07.06.2007) in Mühlenbach (Ortenaukreis) an einem kilometerlangen Blumenteppich vorbei. Der Blumenteppich ist Bestandteil der Fronleichnamsprozession, die durch den ganzen Ort führt. Für den Teppich wurde von ehrenamtlichen Helfern mehr als eine Millionen Blüten verwendet.

Standartenträger laufen am Donnerstag (07.06.2007) in Mühlenbach (Ortenaukreis) an einem kilometerlangen Blumenteppich vorbei. Der Blumenteppich ist Bestandteil der Fronleichnamsprozession, die durch den ganzen Ort führt. Für den Teppich wurde von ehrenamtlichen Helfern mehr als eine Millionen Blüten verwendet.

Neben dem Landkreis Eichsfeld, den Eichsfelder Ortschaften des Unstrut-Hainich-Kreises und Teilen des Wartburgkreises in Thüringen sind das in Sachsen einige größtenteils katholisch geprägte Gemeinden, in denen Angehörige der sorbischen Minderheit leben, wie etwa Panschwitz-Kuckau, Crostwitz oder Wittichenau.

Fonleichnamsprozession katholischer Sorben in der Oberlausitz

Bei den Fronleichnamsprozessionen in der katholischen Oberlausitz tragen viele Frauen die katholische sorbische Festtagstracht, wie hier in Crostwitz.

Wer nun denkt, verwirrender geht es nicht mehr, der irrt: Richtig kleinteilig wird es in der sächsischen Oberlausitz, weil Eingemeindungen und Gemeindeauflösungen zusätzlich dazu führen, dass Fronleichnam teilweise nur in einzelnen Ortsteilen gefeiert wird.

Was ist Fronleichnam?
Das Hochfest der katholischen Kirche, das am zweiten Donnerstag nach Pfingsten gefeiert wird, erinnert an die Gegenwart Jesu Christi sowie an das letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern. Nach katholischem Verständnis wird aus Brot und Wein durch die Wandlung der Leib und das Blut Jesu Christi. Gottesdienste werden vielerorts im Freien gefeiert. Eine Prozession schließt sich an, bei der die gewandelte Hostie in einer Monstranz durch die Straßen getragen wird. Vielerorts werden die Prozessionswege mit aufwändig gestalteten, farbenprächtigen Blumenteppichen ausgelegt, die christliche Symbole zeigen.

Buß- und Bettag: Ein Feiertag fällt der Pflegeversicherung zum Opfer

Frau mit gefalteten Händen und geschlossenen Augen

Am Buß- und Bettag können nur noch Menschen in Sachsen ausschlafen.

Als es im Jahr 1994 galt, Arbeitgeber wegen steigender Belastungen durch die neu eingeführte Pflegeversicherung zu beschwichtigen, strichen Politiker mit Wirkung für das Jahr 1995 den Buß- und Bettag als arbeitsfreien Tag.  

Nur in Sachsen ist er nach wie vor ein gesetzlicher Feiertag, weil hier in den 90er-Jahren eine eigentümliche Regelung zulasten der Arbeitnehmer getroffen wurde: Sie zahlen einen höheren Beitrag zur Pflegeversicherung, dafür behalten sie den Feiertag.

Feiertage sind Ländersache
Über die gesetzlichen Feiertage entscheiden in Deutschland die Bundesländer. Allein der Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober wurde als Nationalfeiertag durch den Bund festgelegt. Acht weitere Feiertage gelten in allen 16 Bundesländern. Die Stadt Augsburg hat mit 14 Tagen die meisten Feiertage im Jahr, in katholischen Gebieten Bayerns gibt es 13 gesetzliche Feiertage. Baden-Württemberg, Brandenburg, das Saarland und die katholischen Teile Sachsens und Thüringens folgen mit jeweils zwölf Tagen. Elf gesetzliche Feiertage haben die Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt. Zehn, und damit am wenigsten Feiertage pro Jahr, besitzen Berlin, Hamburg, Bremen, Niedersachsen, Hessen und Schleswig-Holstein.
Parkplatz in Sachsen-Anhalt am Buß- und Bettag, der im benachbarten Sachsen ein gesetzlicher Feiertag ist

In Sachsen ein Feiertag, im angrenzenden Sachsen-Anhalt aber nicht: Damit bietet der Buß- und Bettag vielen eine günstige Option für einen Shopping-Ausflug in andere Bundesländer.

In Bayern sind Schülerinnen und Schüler ebenfalls vom Unterricht befreit. Das Argument lautet hier: Arbeitnehmern stehe es aufgrund der Feiertagsgesetze des Landes frei, aus religiösen Gründen am Buß- und Bettag unbezahlten Urlaub zu nehmen. Fände jedoch Unterricht statt, seien Lehrende benachteiligt. In Berlin haben evangelische Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, dem Unterricht am Buß- und Bettag fernzubleiben.

Was ist der Buß- und Bettag?
Seit dem Mittelalter wird der Buß- und Bettag als beweglicher Feiertag vor allem in Krisenzeiten begangen. Auch bei drohenden Gefahren wurde die Bevölkerung zu Gebet und Umkehr aufgerufen. Ende des 19. Jahrhunderts bekommt er einen festen Termin zugewiesen und wird seither am Mittwoch vor dem Ewigkeitssonntag gefeiert. Er gilt bis heute als wichtiger Feiertag der evangelischen Kirche. Da der Buß- und Bettag nach wie vor ein kirchlicher Feiertag ist, sind in manchen Bundesländern Tanzveranstaltungen verboten.

Mariä Himmelfahrt: Ein großer Feiertag – aber nur mancherorts

Mariä Himmelfahrt in Kochel am See 2012

Der Legende nach sollen Jesus Jünger beim Öffnen des Grabs von Maria darin keinen Leichnam, sondern Rosenblüten und Kräuter gefunden haben. Deshalb gibt es nach wie vor den Brauch, an Mariä Himmelfahrt Kräuter zu weihen.

Hier wird es bereits beim Namen verwirrend: Mariä Himmelfahrt, auch genannt Mariä Aufnahme in den Himmel oder Heimgang Mariens, gilt nur im Saarland und – ähnlich wie Fronleichnam – in katholisch geprägten Gebieten des Freistaats Bayern als gesetzlicher Feiertag.

In vielen katholisch und orthodox geprägten Ländern ist Mariä Himmelfahrt ein gesetzlicher Feiertag. In Bayern gilt das für rund 1.700 vorwiegend katholisch geprägte Gemeinden – in manchen Gebieten entsteht durch diese Regelung ein veritabler Flickenteppich.

Was ist Mariä Himmelfahrt?
An Mariä Himmelfahrt wird der leiblichen Aufnahme Marias in den Himmel gedacht; der Feiertag findet am 15. August statt und ist seit dem 5. Jahrhundert belegt. In Bayern ist der Feiertag auch unter der Bezeichnung Großer Frauentag bekannt, wohingegen Mariä Geburt am 8. September als Kleiner Frauentag bezeichnet wird. Besondere Bedeutung kommt an Mariä Himmelfahrt dem Brauch zu, Kräuter zu weihen. In der Vergangenheit wurden die an Mariä Himmelfahrt geweihten Kräuter bei Krankheit Mensch und Vieh verabreicht oder bei Unwetter ins Feuer geworfen. Vielerorts finden an Mariä Himmelfahrt Prozessionen statt, so etwa auch auf dem Bodensee die Fatima-Schiffsprozession.

Das Augsburger Hohe Friedensfest: Eine absolute Besonderheit in Deutschland

In Augsburg wird das Hohe Friedensfest gefeiert

Eine Besonderheit in Augsburg: Das Hohe Friedensfest ist der einzige städtische Feiertag bundesweit.

Eine Kuriosität gibt es in Augsburg: Hier wird jährlich am 8. August das Augsburger Hohe Friedensfest gefeiert. Augsburg ist damit die Stadt mit den meisten Feiertagen in Deutschland, insgesamt sind es 14. Das Hohe Friedensfest ist bundesweit einzigartig, nur in Augsburg gibt es einen genuin städtischen Feiertag.

2018 wurde der Feiertag in das bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen.

Was ist das Augsburger Hohe Friedensfest?
Das Augsburger Hohe Friedensfest geht auf den Westfälischen Frieden von 1648 zurück, der die konfessionelle Gleichstellung von katholischer, lutherischer und reformierter Kirche garantierte. Augsburger Protestanten begründeten das Fest zum Dank für die Möglichkeit, ihren Glauben künftig frei ausüben zu können. Das mehrwöchige Festprogramm behandelt gesellschaftspolitische Fragestellungen, die ein friedliches Zusammenleben in den Mittelpunkt stellen, es wird interkulturell und interreligiös begangen.

Weltkindertag: Ein Feiertag für die Außenwirkung

Ein Mädchen macht Seifenblasen auf einer Wiese

Kinder Symbolbilder

Der Weltkindertag ist ausschließlich in Thüringen ein Feiertag. 2019 passte der thüringische Landtag mit den Stimmen von Linken, SPD und Grünen das Feiertagsgesetz des Landes entsprechend an.

Ausschlaggebend war die Überlegung der Regierungsfraktionen, das Bundesland familienfreundlicher zu machen. Mit dem zusätzlichen Feiertag sollten die Bedürfnisse von Kindern und Familien mehr in den Fokus der Öffentlichkeit rücken.

Was ist der Weltkindertag?
1954 wird der Weltkindertag auf Empfehlung der Vereinten Nationen ins Leben gerufen. Er soll dazu beitragen, die Rechte von Kindern zu stärken und die Freundschaft zwischen Kindern und Jugendlichen zu fördern. Zudem sollen sich die Regierungen dazu verpflichten, die Arbeit des Kinderhilfswerks UNICEF zu unterstützen. Der Weltkindertag am 20. September ist zu unterscheiden vom Internationalen Kindertag, der jährlich am 1. Juni gefeiert wird. Der Weltkindertag ist ausschließlich in Thüringen seit 2019 ein Feiertag.

Internationaler Frauentag: Ein zusätzlicher Feiertag in zwei Bundesländern

Symbolfotos zum Internationalen Frauentag

Symbolfotos zum Internationalen Frauentag

Der Internationale Frauentag ist seit 2019 in Berlin und seit 2023 in Mecklenburg-Vorpommern ein Feiertag.

Als 2018 die norddeutschen Bundesländer den Reformationstag als gesetzlichen Feiertag einführten und Thüringen 2019 den Weltkindertag zum arbeits- beziehungsweise schulfreien Tag erklärte, hatte Berlin die wenigsten Feiertage in Deutschland. Daraufhin wurden Stimmen laut, die einen zusätzlichen gesetzlichen Feiertag für die Hauptstadt forderten.

Die Initiative für den Frauentag kam aus der SPD, ab 2019 war der Frauentag in Berlin erstmals ein gesetzlicher Feiertag. Auch die Regierungskoalition aus SPD und Linke in Mecklenburg-Vorpommern wollte den Frauentag als Feiertag installieren. Ab 2023 war es auch hier so weit.

Übrigens sind die beiden Bundesländer nicht allein: In vielen Ländern ist der Internationale Frauentag ein gesetzlicher Feiertag, beispielsweise in der Ukraine, Georgien, Uganda, Russland, Angola, Kasachstan, Burkina Faso oder Armenien.

In der Sowjetunion war der Frauentag einer von acht gesetzlichen Feiertagen. Eine Besonderheit gibt es zudem in drei Ländern: In der Volksrepublik China, in Nepal und Madagaskar gilt der Feiertag ausschließlich für Frauen.

Was ist der Internationale Frauentag?
Der Internationale Frauentag geht auf eine Konferenz sozialistischer Frauen 1910 in Kopenhagen zurück. Die Frauenrechtlerin Clara Zetkin schlug die Einführung eines internationalen Frauentags vor. Die Idee stammte aus den USA, wo es bereits 1909 einen Kampftag für das Frauenwahlrecht gab. 1911 wurde der Internationale Frauentag erstmals ausgerufen. Auch in Deutschland war die wichtigste Forderung die Einführung des Frauenwahlrechts. In der Bundesrepublik hatte der Frauentag im Gegensatz zur DDR kaum Bedeutung. Dort wurde er ab 1947 offiziell begangen, um die Gleichberechtigung zu fördern und die Arbeit von Frauen zu würdigen.

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