
Rheinland-Pfalz Diese Lücken hinterlässt eine abgeschobene Familie in der Südpfalz
Vor einer Woche wurde eine Familie aus der Nähe von Landau nach Ägypten abgeschoben – obwohl alle gut integriert gewesen sein sollen. Das sorgt bei Mitschülern, im Sportverein und beim Arbeitgeber für Aufregung.
Es ist eine Geschichte, bei der das, was Recht ist und das, was sich richtig anfühlt, weit auseinander liegen. Jedenfalls für Menschen, die die Familie aus Ägypten kennen. Seit der Abschiebung der Familie klaffen Lücken: in zwei Schulklassen, in einem Seniorenheim, in dem der Vater seine Ausbildung machte und im Tischtennis-Club.

Unterschriebene T-Shirts und Geschenke - die Freunde schicken ein Päckchen nach Ägypten.
Familie war in Deutschland nur geduldet
Die Familie lebte seit 2022 in Deutschland, zuletzt wohnten Eltern und Kinder in einem südpfälzischen Dorf bei Landau. Ihre Asylanträge waren abgelehnt worden, zuletzt war die Familie nur noch geduldet. "Duldungsbescheinigungen generieren kein legales Aufenthaltsrecht, sondern teilen den Betreffenden mit, dass sie vollziehbar ausreisepflichtig sind", teilte der Kreis Südliche Weinstraße dem SWR auf Anfrage mit.
Entsetzte Mitschüler machen Fall öffentlich
Beide Jungs der Familie gingen bis zu ihrer Abschiebung aufs Landauer Otto-Hahn-Gymnasium. Der jüngere Sohn, Pavly, in die 6. Klasse, sein älterer Bruder, Anthony, in die 9. Klasse. "Wir sind erschüttert, wir wollen etwas tun", sagt Schülerin Jil Theisen. Die 9. Klasse hat den Fall in den Sozialen Medien bekannt gemacht. Eine Petition gestartet. Freitagmittag wollen sie auf dem Landauer Rathausplatz protestieren:
Der Kontakt zwischen Landau und Ägypten hält: Die Schüler und Schülerinnen schreiben sich regelmäßig Nachrichten mit den beiden Kindern.
Jil sagt, Anthony sei nicht glücklich: "Er hat direkt gesagt, sein Leben ist zerstört, er kann Ägypten nicht als sein Zuhause sehen."
Er vermisst uns halt auch, so wie wir ihn auch vermissen. Jil Theisen, Schülerin Otto-Hahn-Gymnasium
Seniorenheim: Wir brauchen den Vater als Mitarbeiter
Auch Laura Tietze ist erschüttert. Sie leitet ein Seniorenheim in Landau. Der Vater der Familie hatte bei ihr im vergangenen Oktober die Ausbildung zum Pflegehelfer begonnen, im April hatte ihm dann die Ausländerbehörde die Arbeitserlaubnis entzogen. Dabei spielte laut Tietze auch eine Rolle, dass der Mann als Azubi zu wenig Geld verdient habe.
Das kann nicht im Interesse unserer Gemeinschaft sein, dass man integrierte Menschen abschiebt. Laura Tietze, Pro Seniore Landau
Tietze erzählt, dass in der Ausbildung ein Sprachkurs dabei war und sie den Vater nach seiner Ausbildung im Team behalten wollte. "Er hatte Freude an der Arbeit und auch zu den Bewohnern eine Beziehung aufgebaut", sagt die Leiterin des Seniorenheims. "Weil wir einen Pflegenotstand haben, rekrutiere ich viele Mitarbeiter im Ausland." Das sei ein enormer Aufwand - und dann schiebe man jemanden ab, der schon im Land sei und arbeite.

In diesem Landauer Seniorenheim hatte der Vater eine Ausbildung begonnen
Tischtennis-Club: Brüder fehlen für Wettkämpfe
Auch den Tischtennis-Club Klingenmünster (Kreis Südliche Weinstraße) hat die Nachricht von der Abschiebung kalt erwischt. "Wir hatten eine Übernachtung mit der Jugend am Pfingstwochenende, da waren beide Jungs angemeldet, aber dann kam eine WhatsApp aus Ägypten", berichtet Jugendwart Lasse Bohde.
Die beiden Brüder hatten vor einem guten Jahr mit dem Tischtennisspielen im Verein angefangen. Nun fehlen sie in den Wettkämpfen.
Die beiden haben so gut Deutsch gesprochen, ich dachte, die sind schon viel länger in Deutschland. Lasse Bohde, Jugendwart TTC Klingenmünster
Bohde hat über die Sozialen Medien den Aufruf zum Protest auf dem Landauer Rathausplatz geteilt: "Wir als Verein wollen da auf jeden Fall unterstützen."