
Nordrhein-Westfalen Weltblutspendetag: Gibt es bald künstliches Blut?
Am 14. Juni ist Weltblutspendetag. Und gerade in der Ferienzeit geraten Kliniken wie das Universitätsklinikum Aachen unter Druck.
Ein kleiner Einstich in die Vene – und rund ein halber Liter Blut fließt in den Spendenbeutel. 150 Mal am Tag müsste das an der Aachener Uniklinik passieren, damit der Bedarf gedeckt ist. 150 Spender täglich. Doch vor den Sommerferien wird es eng: Viele potenzielle Spenderinnen und Spender verabschieden sich in den Urlaub, die Liegen des Blutspendedienstes bleiben oft leer. Derzeit liegt der Tagessatz bei nur etwa 60 Spenden.
Blut muss zugekauft werden
Für Dr. Hannes Klump, Direktor des Instituts für Transfusionsmedizin am UK Aachen, ist der Blutmangel in dieser Zeit ein altbekanntes Problem. Denn hier in Aachen werden Blutprodukte nicht nur für den Eigenbedarf, sondern auch für die ganze Region vorbereitet. "Das bedeutet, dass wir Blut zukaufen müssen. Wenn unsere Zulieferer aber auch zu wenig Spenden bekommen, müssen Operationen verschoben werden", erklärt er. Der Blutspendedienst des Klinikums ruft deshalb gerade jetzt dazu auf, noch vor der Reisezeit zu spenden.
Blut aus dem Labor?
Auch künstliches Blut im Labor herzustellen ist grundsätzlich möglich – und das sogar in verschiedenen Blutgruppen. Doch bislang gelingt die Herstellung nur in sehr kleinen Mengen und ist zu teuer, um den Bedarf in der Breite zu decken, betont Klump. "Es wird intensiv daran geforscht, aber bis synthetische Blutprodukte verfügbar sind, wird es noch einige Jahre dauern", schätzt er.
Das Problem bei der Herstellung von Kunstblut sei das Hämoglobin, sagte Professor Thorsten Tonn, Transfusionsmediziner an der Uni in Frankfurt am Main, dem WDR. Dieses Molekül ist der wichtigste Bestandteil von roten Blutkörperchen. Hämoglobin lasse sich zwar recht gut herstellen, sagt Tonn. Aber: Wenn es nicht in einem roten Blutkörperchen geschützt ist, sondern frei im Blut vorliegt, dann könne das große Nebenwirkungen haben.
"Das freie Hämaglobin ist toxisch", sagt Tonn. "Es führt zu Nierenversagen. Es führt dazu, dass die Gefäße sich zusammenziehen, dass Organe nicht mehr durchblutet werden. Und dann kann es zum Organversagen kommen und zum Tod." Frühe Forschungen mit Hämaglobin in den 60er- und 70er-Jahren seien wegen solcher Todesfälle abgebrochen worden.
Eine Spende, drei Produkte

Eine Mitarbeiterin im Labor mit den Blutspenden
Die Blutspenden, die hier beim Blutspendedienst des Klinikums in den Beutel laufen, werden übrigens noch in ihre Bestandteile zerlegt. Eine Zentrifuge erledigt die Trennung innerhalb von 20 Minuten: Oben schwimmt das Plasma, unten sammeln sich die roten Blutkörperchen. Schon zuvor werden die sogenannten Blutplättchen herausgefiltert. Sie helfen dabei, Wunden zu schließen. Da aber auch das Plasma reich an Gerinnungsstoffen ist und bei der Wundheilung hilft, wird es seltener benötigt.
Diese roten Blutkörperchen transportieren Sauerstoff durch den Körper und kommen vor allem bei Operationen oder in der Notaufnahme zum Einsatz – überall dort, wo Menschen viel Blut verloren haben.
Unsere Quellen:
- Dr. Hannes Klump, Direktor des Instituts für Transfusionsmedizin am Universitätsklinikum Aachen
- WDR-Interview mit Professor Thorsten Tonn, Transfusionsmediziner an der Uni in Frankfurt am Main
- WDR-Reporterin vor Ort