Eine Autoschlange auf einer schmalen Straße in einem Wohngebiet, auf der Seite steht eine Absperrbake

Nordrhein-Westfalen Verschärfte Grenzkontrollen: Ärger über Urlauber auf Schleichwegen

Stand: 10.06.2025 06:26 Uhr

An der Grenze bei Emmerich weichen viele Urlaubsrückkehrer auf kleinere Straßen aus. Anwohner sind froh über Straßensperren. Ein Besuch vor Ort.

Von Peter Hild

Unzählige Autos aus Köln, Münster, Bielefeld, dem Hochsauerlandkreis, aber auch weit darüber hinaus schieben sich am Montagvormittag durch die schmalen Straßen von Beek, einer kleinen Gemeinde direkt hinter der niederländischen Grenze bei Emmerich. An verengten Stellen muss eine Richtung länger warten, bis es weitergeht.

Verschärfte Grenzkontrollen: Ärger über Urlauber auf Schleichwegen

Marko Kelderman staunt nicht mal mehr sonderlich, er wohnt direkt am Schleichweg der vielen Urlauber und steht in seiner Einfahrt, aus der er an diesem Tag wohl nicht mehr so leicht herauskommt: "Nein, das geht nicht. Es ist alles voll, die Urlauber fahren hier durch, dann will man zur Arbeit oder sonst wohin, aber es geht nicht."

Anwohner: "So was hab ich noch nie mitgemacht"

Eine Stunde später, gegen 12 Uhr am Mittag. Am großen Kreisel in der Ortsmitte ziehen Männer in gelben Neonanzügen Absperrungen auf die Straße, jetzt fährt auch Ordnungspersonal vor. Kein deutsches Auto kommt jetzt mehr durch die enge Wohngebietsstraße.

EIn Mann auf einem Bürgersteig, auf der Straße eine Autoschlange neben einer Absperrbake

Anwohner Paulus Hermsen

Paulus Hermsen schaut aus seinem Vorgarten sichtlich erleichtert auf die Sperre und die Verkehrslotsen, die die Urlaubsrückkehrer nun weiter auf die Bundesstraße Richtung Emmerich schicken. "Die Deutschen kamen mit Caravans, mit Booten, und allem. Es war schrecklich, so was hab ich noch nie mitgemacht", erzählt er, der seit 40 Jahren in seinem Haus in Beek wohnt.

Ohne Personal werden Sperren oft ignoriert

An der Absperrung schaut Erdit Ftaq zu, wie die Verkehrslotsen am Kreisel die Autokolonnen anweisen. Er arbeitet für das Ordnungsamt der Gemeinde Montferland, zu der Beek gehört, trägt eine dunkle Uniform und darüber eine neongelbe Weste: "Es gibt seit den Sperren eigentlich kaum Beschwerden von den Autofahrern. Die tun, was wir sagen, alles gut."

Das hat Anwohnerin Heike Egging, die auf der anderen Straßenseite das Treiben beobachtet, aber schon anders erlebt: "Wenn kein Personal an den Sperren steht, werden die von vielen auch ignoriert", stellt sie fest.

Eine blonde Frau mit türkischer Brille und heller Jacke an einer Straße auf einem Fahrrad

Heike Egging verfolgt das Verkehrschaos seit Wochen

Egging betreibt ein Pferdegestüt zwischen Beek und Emmerich-Elten und hat das Verkehrschaos der vergangenen Wochen miterlebt: "Das hier ist ein kleines Dörfchen, es sind kleine, verkehrsberuhigte Straßen. Da kann nicht der ganze Rückreiseverkehr von Holland, der an der Nordsee war, durchkommen", sagt Egging besorgt, bevor sie auf ihrem Fahrrad weiterfährt.

Ausweichen wegen Kontrollen für Polizei nicht nachvollziehbar

Stefan Sparberg von der Kreispolizei in Kleve ist währenddessen mit seinem Streifenwagen im Grenzgebiet unterwegs, um die Verkehrslage zu beobachten. Er hält an der Durchfahrtssperre vor dem Ortseingang von Beek. Bisher keine größeren Verkehrsstörungen, hat ihm die Leitstelle gerade durchgegeben.

Ein Mann mit hoher Stirn und grauem Haar und Bart in Polizeiuniform an einer Landstraße

Polizist Stefan Starberg beobachtet die Lage

Dafür schieben sich nach seiner Beobachtung nun mehr Urlauber durch die Emmericher Ortsteil Elten, direkt auf der anderen Seite der Autobahn. Für ihn ist das Ausweichen wegen der verschärften Grenzkontrollen auf der Autobahn nur begrenzt nachvollziehbar: "Früher hat man sich da einfach reingestellt, heute hat man Navigeräte und guckt, dass man ausweichen kann. Ob das so viel Sinn macht, ist die große Frage."

Bundespolizei: Viel positive Resonanz

Zwei Männer mit neongelben Polizei-Westen unter einem Pavillon schauen auf eine vorbeifahrende Autoschlange

Grenzkontrolle auf der A3 bei Emmerich

Ortswechsel: die Raststätte Knauheide an der A3 bei Emmerich. Hier lotst die Bundespolizei den gesamten Verkehr über eine Spur auf dem Rastplatz, bevor es weiter auf die deutsche Seite nach NRW geht. Mehrere Beamte stehen unter einem weißen Zelt und beobachten die vorbeifahrenden Autos. Vereinzelt halten sie Fahrzeuge zur Sichtkontrolle an, ansonsten geht es recht flüssig im Schritttempo voran.

Viele Autofahrer bedanken sich für die strengeren Kontrollen, erzählt einer der Beamten. Dazu gehören Susanne und Matthias Bertram vermutlich nicht. Sie haben auf dem Rastplatz angehalten, der Hund braucht ein wenig Auslauf. An ihrem grauen Auto hängt ein großes weißes Wohnmobil, es geht nach Hause nach Essen.

Begeistert sind sie von den Kontrollen nicht: "War jetzt ein wenig anstrengend. Eine halbe Stunde Verzögerung, weil die Autobahn gesperrt ist für eine Kontrolle", sagt Susanne Bertram ein wenig genervt. "Was will man machen, muss wohl sein", ergänzt ihr Mann Matthias leise murmelnd.

"Gut, dass man heutzutage noch Polizeikontrollen macht"

Ein Fahndungstreffer und eine erfolgreiche Zurückweisung in die Niederlande – das ist die Bilanz der Bundespolizei bis zum Montagnachmittag an der Emmericher Kontrollstation. Kurz nach dem Ehepaar Bertram hält Lars Weßling aus Geseke direkt vor dem Eingang der Raststätte.

Ein Mann mit Vollbart und kurzen Haaren im T-Shirt vor einem Auto auf einem Autobahnrastplatz

Lars Weßling ist froh über die Polizeikontrollen

Eine Woche Zelturlaub in den Niederlanden mit der Frau liegt hinter ihm, er begrüßt die Kontrollen, trotz Wartezeit: "Wir haben jetzt ne halbe Stunde dort gestanden. Haben gewartet, dass wir endlich weiterfahren konnten, wussten nicht, was los ist, dachten erst 'ne Baustelle. Aber ich finds gut, dass man in der heutigen Zeit noch Polizeikontrollen macht."

Kreispolizei sieht normale Verkehrslage

Für Stefan Sparberg von der Kreispolizei Kleve geht seine Beobachtungstour im Grenzgebiet langsam zu Ende. Er wirkt entspannt - ein paar Rückstaus auf den Ausweichrouten, aber kein großes Verkehrschaos: „Wir werden es weiterhin im Auge behalten, ob es da Probleme gibt. In der Regel werden wir aber keine Maßnahmen treffen, weil das ist ganz normales Verkehrsverhalten. Dass es da auch schon mal zu Staus kommen kann, ist klar.“

Unsere Quellen:

  • WDR-Reporter vor Ort
  • Erdit Ftaq, Ordnungsamt Montferland
  • Anwohner in Beek
  • Bundespolizei NRW
  • Urlaubsrückkehrer auf dem Rastplatz Knauheide