
Nordrhein-Westfalen Prozess gegen Cinemaxx-Brandstifter von Krefeld: über 6 Jahre Haft
Nach mehrmonatiger Verhandlungsdauer ist am Freitagmittag der Prozess gegen den Brandstifter von Krefeld zu Ende gegangen. Der angeklagte Iraner hatte zum Auftakt des Prozesses vor dem dortigen Landgericht ein Teilgeständnis abgelegt.
Wegen schwerer und versuchter, schwerer Brandstiftung hat das Landgericht Krefeld den 38-Jährigen zu sechseinhalb Jahren Haft verurteilt. Weil er außerdem einen Hang zu weiteren Straftaten zeige, wurde die Unterbringung in Sicherungsverwahrung angeordnet.
Dieses Urteil entspricht der Forderung der Staatsanwaltschaft, liegt aber jenseits dessen, was der Verteidiger des Angeklagten gefordert hatte: Er hatte in seinem Plädoyer eine Strafe von unter vier Jahren für angemessen gehalten und will nun wegen der Sicherheitsverwahrung Revision einlegen.
Gutachter: Angeklagter voll verantwortlich
Ein psychiatrischer Gutachter hatte dem Beschuldigten zwar eine dissoziale Persönlichkeit attestiert, gleichzeitig aber gesagt, dass er zum Tatzeitpunkt strafrechtlich voll verantwortlich gehandelt habe. Für den Angeklagten ein klarer Fall: Der Gutachter lüge. "Alle lügen." Er beteuert, er sei nicht gefährlich. "Ich bin ein weiser, armer Mensch. Draußen wollen mich Leute tot machen." Ganz oft hätten sie versucht, ihn zu überfahren.
Stimmen haben ihn "verrückt gemacht"

Der Tatort in Krefeld nach der versuchten Brandstiftung
Der Angeklagte hatte schon zum Auftakt des Prozesses unbedingt aussagen wollen und sich dabei weder von seinem Verteidiger noch vom vorsitzenden Richter bremsen lassen.
So gab der Iraner an, er habe die Brände am 10. Oktober nur wegen der Stimmen gelegt, die er gehört habe: "Das hat mich verrückt gemacht." Deshalb habe er zunächst in seiner Wohnung, dann an einem Transporter der Caritas und zuletzt bei der Arbeitsagentur Feuer gelegt.
Benzin nur "versehentlich verschüttet"
Der Angeklagte bestritt vehement, dass er versucht habe, auch im Kino Feuer zu legen. Er habe kein Feuerzeug in der Hand gehabt. Das Benzin sei nur versehentlich bei einer Rangelei mit einem Security-Mann verschüttet worden, der ihn habe aufhalten wollen, betonte er. Außerdem, so sein Vorwurf, habe ein Polizist ihm zweimal in die Beine geschossen, als er bereits gefesselt gewesen sei.
Spur der Zerstörung
Am 10. Oktober vergangenen Jahres sorgte eine Serie von Brandstiftungen und Zündeleien in Krefeld für Aufsehen und einen Großeinsatz. In kurzer Zeit gingen Notrufe ein. In einem Kinokomplex schoss die Polizei den Iraner schließlich nieder.
Nach Angaben der Landesregierung war der Mann 2002 illegal nach Deutschland eingereist. Am Landgericht in Krefeld verurteilten ihn Richter bereits 2010 zu viereinhalb Jahren Haft, unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung, versuchter Vergewaltigung und Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten.
Der Fall hatte für Diskussionen gesorgt, weil es jahrelang nicht gelungen war, den illegal eingereisten und mehrfach vorbestraften Iraner in seine Heimat abzuschieben.
27 Aliasnamen
Der Brandstifter ist den Behörden unter 27 verschiedenen Namen bekannt. Nach seiner Haftentlassung in Deutschland 2014 tauchte er erst zehn Jahre später wieder in Krefeld auf - im April 2024.
Abschiebungen in den Iran seien gescheitert, weil die Behörden im Iran auf einer Erklärung bestünden, dass die Person freiwillig zurückkehre, heißt es von der Landesregierung. Diese Erklärung habe der 38-Jährige trotz mehrfacher Bemühungen nicht unterzeichnet.
Unsere Quellen:
- Landgericht Krefeld
- Staatsanwaltschaft
- Verteidiger des Angeklagten