US-Präsident Donald Trump und der ukrainischen Präsident Wolodymyr Selenskyj (r) sitzen im Vatikan auf roten Samtstühlen und reden

Nordrhein-Westfalen Trump trifft Selenskyj in Rom: Sieg für die Beerdigungs-Diplomatie?

Stand: 26.04.2025 18:40 Uhr

Das Treffen von Selenskyj mit Trump im Vatikan hat starke Bilder produziert. Was nun? Fragen an den Diplomaten Klemens Fischer.

US-Präsident Donald Trump hat Kreml-Chef Wladimir Putin nach einem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in Rom mit Strafmaßnahmen gedroht. Vielleicht wolle Putin "den Krieg gar nicht beenden", sondern ihn nur an der Nase herumführen, erklärte der US-Präsident am Samstag in seinem Onlinedienst Truth Social. Dann stellte Trump die Frage in den Raum, ob mit Putin "anders" umgegangen werden müsse, etwa im "Bankenwesen" oder mit "Sekundärsanktionen".

Großes Geleit für Franziskus. Große Chance für funeral diplomacy

Kann all das ein 15-minütiges Gespräch ausgelöst haben? Offenbar war das Treffen am Rande der päpstlichen Beisetzung im Petersdom überraschend gut gelaufen. Selenskyj betonte, er hoffe auf einen "vollständigen und bedingungslosen Waffenstillstand" und einen "verlässlichen und dauerhaften Frieden". Das Treffen nannte der Ukrainer "höchst symbolisch". Es habe das "Potenzial, historisch zu werden, wenn wir gemeinsame Ergebnisse erzielen".

Wolodymyr Selenskyj, Donald Trump, Keir Starmer und Emmanuel Macron stehen im Kreis und unterhalten sich

Diplomatie am Rande von Trauerfeierlichkeiten

Selenskyi nutzte die Trauerfeier für Papst Franziskus darüber hinaus für weitere hochrangige Treffen. Unter anderem kam er mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron, mit Italiens Regierungschefin Georgia Meloni und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zusammen.

Klemens Fischer, Professor für Internationale Beziehung an der Uni Köln, hält das Treffen der beiden ungleichen Politiker Trump und Selenskyi für äußerst bedeutungsvoll. Das erklärte der langjährige österreichische Diplomat am Samstag im Interview mit dem WDR.

WDR: Herr Fischer, in Rom haben am Rande der Trauerfeier für den Papst auch politische Gespräche stattgefunden. Sind solche 15-Minuten-Gespräche diplomatisch wertvoll?

Porträt Klemens Fischer

Klemens Fischer

Klemens Fischer: Auf jeden Fall. Weil es die einzige Chance ist, sich ohne Öffentlichkeit und ohne Kameras zu unterhalten. Es ist eher atmosphärisch, aber das hilft bei solchen Verhandlungen sehr stark. Bei seinem Besuch im Weißen Haus wurde Selenskyj noch öffentlich "hingerichtet". Und jetzt - als Trump und der ukrainische Präsident ohne Publikum reden konnten - lief es offenbar besser.

WDR: Was denken Sie? Ging es bei dem Gespräch nur darum, die Stimmung zu verbessern, oder wurden konkrete politische Fragen erörtert?

Fischer: Bei Trump wissen wir das nicht. Normalerweise würde ich sagen, man schaut wie die Atmosphäre ist und versucht, der anderen Seite klarzumachen, wie weit man gehen kann. Trump traue ich aber konkrete Ansagen zu. Zum Beispiel: Du gibst die Krim auf und wir helfen Dir weiter. Aber egal was besprochen wurde: Es hat Selenskyj sicher geholfen, Trump nochmal zu sehen bevor dieser final mit Putin spricht.

WDR: Putin war diesmal nicht dabei. Was heißt es für die Dreier-Konstellation? Ist das ein Nachteil für ihn?

Links eine Frau und rechts ein Mann, die beide Richtung Kamera schauen

Ursula von der Leyen nahm sich ebenfalls Zeit für Selenskyi

Fischer: Putin hat diesmal den schlechteren Teil gezogen. Denn Selenskyj konnte immerhin in dieser Amtszeit schon zwei Mal mit Trump persönlich sprechen. Auf der anderen Seite möchte Trump zusammen mit Putin ein ganz großes Spiel spielen. Es geht darum, dass zwei alte ergraute Männer mit ihren Großmächten noch einmal den Kalten Krieg nachspielen wollen. Noch einmal: Für Selenskyj war das Gespräch atmosphärisch wichtig - auch wegen der Bilder, die dabei entstanden sind. Interessant war auch, dass Selenskyj diesmal nicht in einer klar erkennbaren Uniform erschienen ist. Das wird den Amerikanern positiv aufgefallen sein.

WDR: Ist die sogenannte "funeral diplomacy" eine übliche Vorgehensweise der internationalen Politik?

Fischer: Mittlerweile ja. Man kannte zwar schon immer die sogenannten Arbeitsabendessen. Inzwischen redet man aber auch von einem "working-funeral" (deutsch: Arbeits-Beerdigung). Das klingt vielleicht etwas despektierlich, aber die politischen Gespräche sind ein angenehmer Nebeneffekt.

Das Interview führte Julius Hilfenhaus und wurde für die Online-Version gekürzt und sprachlich bearbeitet.

Über dieses Thema berichten wir im WDR am 26.04.2025 auch im Fernsehen: Aktuelle Stunde um 18.45 Uhr.